Ein Jahr Musks Twitter-Übernahme: Totgesagte leben länger
Musks Twitter-Übernahme wurde heftig kritisiert, seine schnellen, drastischen Reformen wurden als Wahnsinn abgetan. Immer wieder sollten Konkurrenzanbieter Twitter verdrängen. Doch Musk biss sie alle weg. Es bleibt spannend.
Ein Jahr ist es nun her, dass der Multimilliardär Elon Musk den Kurznachrichtendienst Twitter (mittlerweile X) übernommen hat. Kritiker haben den Untergang des sozialen Netzwerks nach Musks Übernahme vorhergesagt – immer und immer wieder. Bisher ist davon wenig zu sehen.
Als die Übernahme durch Musk im Oktober 2022 vollzogen wurde, kündigten viele Nutzer an, Twitter nun verlassen zu wollen, darunter auch einige deutsche „Twitter-Größen“. Für viele war Musks Übernahme ein Horrorszenario, da sie befürchteten, dass die Plattform zu einem Spielplatz für rechte Gruppierungen werden könnte. Als Alternative wendeten sich viele dem Kurznachrichtendienst Mastodon zu. Kurz nachdem Musk neuer Twitter-Chef wurde, stiegen die Nutzerzahlen auf Mastodon stark an, von rund drei Millionen im Oktober 2022 auf knapp sechs Millionen bis Januar 2023. Doch der deutsche Hype um Mastodon ließ schnell nach. Inzwischen hat Mastodon etwa neun Millionen Nutzer, allerdings nutzen nur rund 1,5 Millionen die Plattform aktiv. Diese Zahlen sind bei weitem nicht mit den Nutzerzahlen von Twitter vergleichbar.
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Auch Instagram versuchte im Juli dieses Jahres, eine Twitter-Alternative zu starten. Mit „Threads“ wollte der Meta-Konzern (Mutterunternehmen von u.a. Facebook, Instagram und WhatsApp) seine ganze Marktmacht ausspielen. Das Problem bei Threads liegt in der Nutzbarkeit. Die App wurde zunächst nur für den US-Markt freigegeben. Europäische Nutzer mussten lange auf die Nutzung warten, manche können es bis heute nicht. Dies spiegelt sich auch in den Nutzerzahlen wider. Zwar verzeichnete Threads nach der Veröffentlichung einen raschen Anstieg der Nutzerzahlen, doch dieser flachte recht schnell wieder ab. Im September veröffentlichte Mark Zuckerberg auf Threads einige Zahlen, darunter auch die Nutzerzahlen. Diese lagen bei rund 130 Millionen. Die Anzahl der täglichen Nutzer begann mit 50 Millionen und ist inzwischen auf 10 Millionen gesunken. Über diese Zahlen dürfte Musk wohl nur schmunzeln.
Der neueste Twitter-Konkurrent ist BlueSky. Die App ist ähnlich wie Twitter aufgebaut. Dahinter steht der Twitter-Gründer Jack Dorsey. Anders als Twitter, Mastodon und Threads ist BlueSky nicht für jeden zugänglich. Es bedarf eines Einladungscodes. Da die App nicht für jeden zugänglich ist, bleiben auch die Nutzerzahlen bisher recht gering. Im Oktober dieses Jahres liegt die Anzahl der Nutzer bei 1,8 Millionen. Ein zwischenzeitlicher Hype in Deutschland hatte sich wieder gelegt.
Musks schnelle, drastische Veränderungen
Immer und immer wieder wurde das Ende von Twitter vorhergesagt. Doch bisher gelingt es niemandem, dem Original gefährlich zu werden. Und das, obwohl Musk immer wieder mit drastischen Veränderungen auf sich aufmerksam machte:
Dezember 2022: Musk kündigt in einer emotionslosen E-Mail die Entlassung von etwa 30 Prozent der Belegschaft an. In den kommenden Monaten werden weitere Mitarbeiter entlassen, was schließlich zu einem Gesamtrückgang von etwa 50 Prozent der Beschäftigten führt.
Um die Verbreitung von Fake News dennoch zu minimieren, griff Musk gleich auf ein Pilotprojekt zurück, das Twitter bereits 2021 getestet hatte. Die Community Notes wurden eingeführt. Auf Basis eines Voting-Systems können Nutzer „Kontext“ zu Tweets hinzufügen. Das System zeigt sich als bis dato ziemlich treffsicher und birgt nicht das Risiko einer organisierten Zensur.
April 2023: Twitter führt erstmals kostenpflichtige Funktionen für Nutzer ein. Um den blauen Haken zu erhalten, ist nun eine jährliche Gebühr von 100 Euro erforderlich. Im Gegenzug werden den Nutzern weniger Werbeanzeigen angezeigt, sie können Videos in höherer Qualität teilen und längere Beiträge verfassen.
August 2023: Elon Musk verkündet die endgültige Umbenennung von Twitter in „X“. Er betont, dass er den neuen Namen als Ausdruck von Offenheit und Zugänglichkeit betrachte. Musk möchte X sukzessive in eine App umbauen, die praktisch alles kann – von Streaming bis zum Bezahl-Service. Dafür soll der Name stehen.
Es bleibt abzuwarten, ob Musk dieses ambitionierte Ziel gelingen wird. Twitter/X ist jedenfalls noch lange nicht am Ende, auch wenn dies immer wieder vorhergesagt wurde.
Elon Musk hat alle Chancen, aus dem Kampf gegen die zensierwütige Eurokratentyrannei als Sieger hervorzugehen. In Gestalt der Millionen Twitter-X-Nutzer ist Musk auf marktliche Weise demokratisch legitimiert, während die Eurokraten menschenverachtende fremdinstallierte Diktatoren sind, die auf Kosten der produktiv Arbeitenden schmarotzen.