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Editorial

Die Notwendigkeit eines Trumps

Eine echte Reform ist unendlich schwer, die Beharrungskräfte linker Bürokraten sind enorm. Nur jemand mit dem berüchtigten Temperament von Donald Trump wurde von den Wählern für fähig befunden, diese Mauern zu brechen. Für die deutsche Politik nimmt das alles vorweg.

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In den USA werden bei jedem Wechsel einer Administration Tausende Mitarbeiter ausgetauscht, bei Trump vielleicht sogar Zehntausende – Bürokraten tief in den Apparaten, Botschafter, alles, was wichtig ist. In Deutschland ist das Gegenteil die Praxis: Selbst höchste Behördenleiter bleiben nach Regierungswechseln im Amt, bis auf die persönlichen Mitarbeiterstäbe von Staatssekretären und Mitarbeitern gilt das eigentlich für alle. Mit Blick auf die Ampel-Koalition könnte man sagen: Gott sei Dank.

Doch in diesem bürokratischen Apparat, kombiniert mit all dem, was sich politisches Berlin nennt, ist eine schier unbezwingbare linke Beharrungskraft entstanden. Die post-’68 durchmarschierten Institutionen arbeiten mehr und mehr auf Autopilot, sodass eine neue Regierung auch mehr und mehr zu warmem Wind wird, der über den Berg bläst und nur ein bisschen Geröll aufwirbelt – insbesondere, wenn die Regierung nicht links ist. Mit Nettigkeit kommt man dagegen nicht an. 

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In den Bundesländern ist es das Gleiche: Von Schwachkopf-Gate bis zur Handhabung der Flüchtlingsfrage – es wirkt zunehmend egal, ob Schwarz-Gelb oder Rot-Rot-Grün regiert. In keinem Land hat die Union bisher eine ernsthafte Abkehr vom linken Status-Quo durchgesetzt, nirgendwo sehen wir Ansätze für tiefe Reformen à la Agenda 2010. Es wird immer egaler, wen man wählt, obwohl die Fragen immer dramatischer werden.

Deutschland ist gleichzeitig im Machbarkeits- und im Nicht-Machbarkeitswahn gefangen. Machbar ist die Regulierung der globalen Temperatur, das Zwingen der ganzen Welt in eine sogenannte regelbasierte Ordnung, machbar ist die Aufhebung der Geschlechtergrenzen. Alles andere ist allerdings nicht machbar. Friedrich Merz’ fünf Asylpunkte sind beispielsweise wegen des Europarechts nicht machbar, erklären uns kluge Analysten jetzt. Die deutsche Demokratie hat eine fehlgeleitete, fast religiöse Verehrung des Kompromisses, und genau mit dieser Begründung wird seit Jahren alles weichgespült, was nach Reform des Staatsapparates aussehen könnte. Alles nicht machbar, nicht umsetzbar, nicht professionell. 

Auf Merz‘ Ankündigungen, mit offenen Mehrheiten abzustimmen (der ganze Sinn eines Parlaments) reagiert die SPD mit 1933-Sprüchen. Es geht eben einfach nicht mit ihnen, nur gegen sie. Das ist die Wahrheit, das hat uns die US-Politik der letzten 10 Jahre gezeigt. Ein netter Vorzeige-Republikaner wie Mitt Romney (den Linke zu seiner Zeit freilich dennoch verachteten) hätte keine Chance gehabt gegen diesen Machtblock. Was nötig ist, ist kreative Zerstörung im besten liberalen Sinne – und dafür braucht es schwere Zerstörer wie Trump oder Milei.

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Mit seiner Wiederwahl – die ja kein Zufall war – hat Trump bewiesen, dass er nötig war, dass seine Verrücktheit nötig ist. Jemand, der nicht verrückt ist, würde mit 78 Jahren andere Dinge machen. Donald Trump wurde durch die Vorwahlen und dann die Hauptwahl getragen, weil der Wähler nur bei ihm die absolute Gewissheit hatte, dass er das macht, was er verspricht. Wenn Elon Musk vor Wirtschaftsgrößen, deren Sympathie für ihn relativ entscheidend ist, sagt: „Go fuck yourself“ – dann ist das wohl nicht klug und jeder vernünftige Mensch würde ihm davon abraten, aber es stellt eine radikale Ehrlichkeit her, nach der man sich sehnt.

Trump, Milei und Co. erwecken das Gefühl, das in Deutschland seit Jahren eingeschläfert wird: Dass eine echte, fundamentale Wende möglich ist. Dass der Westen insgesamt in der Lage sein könnte, das Blatt zu wenden. Schon in den ersten Tagen von Trumps Amtszeit starteten zahlreiche Abschiebeflieger, er will wirklich Millionen Illegale abschieben und vielleicht will er wirklich den Panama-Kanal zurück. Er agiert in völlig anderen Kategorien, als es in Deutschland denkbar wäre – und genau das ist der Grund, warum er gewählt wurde. 

Wenn Union und FDP das nicht verstehen, dann wird es für die AfD immer nur weiter nach oben gehen. Friedrich Merz hat in dieser Woche einen sehr wichtigen Schritt angekündigt, er muss ihn aber auch durchziehen. Und wenn uns die Politik der vergangenen Jahre eins zeigt: Die eigentliche Frage liegt nicht darin, was wir wollen. Sie liegt in der Differenz zwischen dem, was wir wollen, und dem, was wirklich passiert; diese Lücke ist letztlich der ganze Raum, in dem Politik stattfindet. Und nur an der Größe dieser Lücke wird man eine künftige Regierung messen.

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