Der grüne Wahlkampf – Ästhetik der Verzweiflung
Süß und bitter, wach und benebelt - diese neue wöchentliche Kolumne von Elisa David ist ein Espresso Martini in Times New Roman. Denn wer will seinen Sonntag schon mit einem einfachen Espresso starten - oder schlechter Lektüre?

Die Grünen waren einmal die Partei der Birkenstock-Sandalen, geflickten und zerrissenen Jeans, Schlabberpullovern, selbst gestrickten Schals in natürlichen Farben, Rasterlocken und Stricknadelhochsteckfrisuren. In der Basis ist das bis heute der Grünen-Look. Inzwischen sind zwar gerade in der Berliner Szene genug Ökodesigner aus dem Boden gesprossen, dass es ein bisschen mehr Auswahl gibt und nicht alles aussehen muss, wie in dritter Generation aus der Kleiderkiste.
Doch wenn man auf der Straße einen Lastenfahrradfahrer in diesen typischen verwaschenen Farben sieht – Sie wissen schon, diese komischen Grün-, Gelb- und Orangefarbtöne, die immer einen Braun-Stich haben, weil die Wolle zur Färbung in irgendwelche Kamillentees eingelegt wird – dann kann man sich sicher sein, dass es sich dabei um einen Grünen-Wähler handelt. Und oft wird man auch durch entsprechende Sticker oder Fahnen am Anhänger oder Buttons am Rucksack bestätigt.
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Auch ein zuverlässiger Indikator sind Regenjacken und Warnwesten, egal bei welchem Wetter, und Fahrradhelme mit reflektierendem Regenüberzug – die auch in der Apotheke nicht abgenommen werden, versteht sich. Die Grünen haben ihre Wähler bis vor kurzem in dieser Hinsicht noch sehr zuverlässig repräsentiert. Es war jedenfalls kein Zufall, dass so viele die Fotomontage von Cem Özdemir mit Fahrradhelm bei der Vereidigung für echt gehalten haben. Doch inzwischen hat sich bei den Grünen etwas gewandelt.
Es begann damit, dass man das typische Grünen-Grün gegen ein edles Tannen-/Smaragd-Grün tauschte und die Sonnenblume passend dazu in einem zarten Pastellgelb einfärbte. Und schon zur letzten Bundestagswahl waren die Bilder von Habeck und Baerbock so extrem retuschiert und bearbeitet, dass man sie beide kaum wiedererkannte. Seit Robert Habeck Kanzlerkandidat ist, sieht man ihn regelmäßig in Hemd, Anzug und sogar Wintermantel, wie etwa zu seiner Möchtegern-Staatsmann-Neujahrsrede.
Der Mann, der „Vaterlandsliebe“ kürzlich noch zum Kotzen fand und mit Deutschland nichts anfangen konnte, lässt sich heute mit Deutschlandflagge und Brandenburger Tor im Rücken ablichten und auf dem Münchener Siegestor. Seine Bundestagsreden hält er plötzlich im Dreiteiler. Annalena Baerbock wurde auch lange nicht mehr in Jeans- oder Chinohosen gesehen. Sogar der neue Grünen-Chef Felix Banaszak präsentiert sich im Anzug mit Wintermantel.
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Es stimmt nicht ganz, dass der Imagewechsel der Grünen so gar nicht kommentiert wurde. Dass Robert Habeck sich plötzlich als Staatsmann gibt und Annalena Baerbock sich seit ihrem Antritt als Außenministerin einen komplett neuen Kleiderschrank an Etuikleidern zugelegt hat, ist nicht unbemerkt an der Presse vorbeigezogen. Doch meiner Meinung nach noch zu amateurhaft.
Der durchschnittliche Hauptstadtjournalist trägt ja selbst den durchschnittlichen Hauptstadtjournalistenlook – kleiner Exkurs dazu: Jeans, Sneaker und dazu wahlweise 1) die T-Shirt- und H&M-Sako-Kombi, wenn man zu lange nicht befördert wurde und aufgegeben hat, 2) den schwarzen Rollkragenpullover, wenn man sich für visionär hält, weil man mal eine zweideutige Überschrift geschrieben hat und 3) das zu enge, aufgeknöpfte Hemd, für Autorenfotos, gefilmte Podcast-Folgen oder wenn der CEO des Verlags ins Büro kommt und man dafür aus dem Homeoffice antanzen muss.
Diese Menschen sehen Robert Habeck plötzlich im Anzug, verspüren dieses komische Gefühl, dass sie sich mit seinem Look nicht mehr so identifizieren können wie früher und schreiben dann, dass er sich jetzt chic macht. Oder sie schauen, wie viel die Klamotten von irgendeiner Politikerin gekostet haben und machen halb empörte und halb neidische Schlagzeilen daraus. Nein, so geht das nicht, man darf sich nicht zu leicht von einem Politiker mit Krawatte beeindrucken lassen. Oder um es wieder in den Worten von Der Teufel trägt Prada zu sagen: „Blumen im Frühling – wie originell.“
Wenn man den Stil von Politikern analysiert und kritisiert, muss man das stilvoll tun. Es ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen, zum Glück für Sie zähle ich mich dazu. Ich, als professionelle Aufs-Äußere-Reduziererin, Schuhanalystin und Ohrringorakel, weiß da genau Bescheid. Und für mich ist an dem Imagewechsel mehr dran. Ich mache dabei zwei wesentliche Motivationen aus: Den Wechsel der Zielgruppe und den Gefallen an Luxus und Macht, und beides.
Erlauben Sie mir, für die drei Kategorien drei Repräsentanten vorzustellen. Der Wechsel der Zielgruppe muss besonders Felix Banaszak gerade ausbaden. Auf alten Fotos seines Instagram-Accounts ist er noch in pinker Blumenstrickjacke zu finden, jetzt läuft er zum Antritt seiner Deutschland-Wahlkampftour in Anzug und Wintermantel auf. Sogar eine Krawatte haben sie ihm umgebunden. Die Hauptstadtjournalisten sind sicher begeistert, doch dass das nur eine Farce ist, sollte eigentlich jedem auffallen.
Die Krawatte ist viel zu dünn, die Anzughose zu eng und der Mantel sowieso. Den untersten Knopf hat er nicht mal zugekriegt. Und das, obwohl man bei Männermode eigentlich nichts falsch machen kann, außer bei der Größe. Anzug, weißes Hemd, Gürtel, Uhr, fertig. Doch wenn der Mantel so um sein Überleben kämpft, dass er keine einzige Falte auch nur andeuten kann und unter den Knöpfen auseinanderklafft, hilft das alles nichts. Aber mitgehangen, mitgefangen. Robert zieht jetzt Wintermäntel an, dann muss er jetzt mitziehen. Sonst passt er nicht mehr in die neue Ästhetik.
Bei Robert Habeck ist es ähnlich. Bis vor kurzem konnte er nicht mal zwei gleiche Socken anziehen, plötzlich sitzen seine Krawatten richtig. Alles an ihm schreit: „Ich wurde von meiner PR-Beraterin angezogen und ja, die Krawatte habe ich mir nicht alleine gebunden“. Für Amateure mag Habeck sich auf den ersten Blick gemacht haben, doch sobald man auf die Details achtet, passt nichts mehr zusammen.
Alle schwärmen sie von seiner Werbekampagne und wie gut die vorbereitet wäre, aber auch die ist nur stümperhaft zusammengewürfelt. Mit dem Spruch „Kanzler werden, Mensch bleiben“ lässt er sich in ganz Deutschland überall hinpflastern und grinst auf dem Foto so arrogant, wie man nur auf den Pöbel herabschauen kann. Grundsätzlich sind ja eh nicht die bodenständig, die es noch von sich sagen müssen.
Seine Grafikdesigner scheinen sich auch nicht so ganz entscheiden zu können, welchen Filter sie auf seine Fotos und Videos legen sollen. Mal ist er übersteuert braungebrannt, dann plötzlich mit Weichzeichner blass und konturlos, aber mit seltsam pinken Lippen, dann wieder überkontrastiert. In einem Video im Schleswig-Holsteinischen Watt läuft er in gedeckter Hose und beigem Wollpullover mit braun-schwarzem Muster durch den Matsch, während alle um ihn Funktionsregenjacken tragen. Fotoshooting für die Vogue? Wohl kaum, denn die neongrüne Regenjacke, die ihn eigentlich warm hält, guckt am Ausschnitt mit der Kapuze und an den Ärmeln hervor, was so gar nicht zusammenpasst. Der Old-Money-Beige-Look ist versucht, aber nicht gelungen.
In seiner Hemd-Westen-Kombi sieht er aus wie ein Kellner und dass er vor dem heimischen Weihnachtsbaum ein Hemd trägt, kauft ihm doch niemand ab. Doch er hat, anders als Felix Banaszak, noch eine andere Seite. Eigentlich war die Kanzlerkandidatur eine gute Idee für seine Partei. Nicht um wirklich Kanzler zu werden, sondern weil Parteien, die einen Kanzlerkandidaten aufstellen, automatisch mehr Wähler bekommen. Die Masse steht nicht vor der Wahl von zig Parteien, die auf dem Wahlzettel stehen. Nicht mal von den fünf, die im Bundestag Fraktionen bilden. Die Frage war letztes Mal „Scholz oder Laschet?“ Und ist dieses Mal „Scholz oder Merz – oder Habeck?“ Hofft man zumindest in den Parteizentralen.
Doch inzwischen gefällt sich Habeck in der Rolle des Staatsmannes einfach zu gut. Er hat diesen Lifestyle schon immer irgendwie geliebt, deshalb hat er doch die ganze Zeit darüber gesprochen, wie wenig er schläft und wie stressig sein Leben ist und dass er auch nachts sein Handy für Notfälle bereit hält. Vizekanzler war genau sein Ding und jetzt, wo er auf seinen Wahlplakaten gesehen hat, dass das Vize auch weggehen könnte, will sein Ego mehr.
Drittes Beispiel: Annalena Baerbock. Sie war früher die Fahrradmami, die barfuß auf Hüpfburgen gespielt hat, immer Hosen anhatte, weil das praktischer ist und nie wirklich wert darauf gelegt hat, ob sie elegant geht oder spricht. Doch seit sie ihr Ministeramt hat, ist sie wie verwandelt. Klar, wer einmal Kaviar gekostet hat, will einfach nicht mehr zu Tofuschnitzeln zurück. Wer einmal zu einem Staatsbesuch in Dubai oder so in einem Luxushotel die Luxusduschgels benutzt hat, will nicht mehr zu dem quietschigen Gefühl von Kernseife zurück. Wer einmal ein maßgeschneidertes Designerkleid mit seidenem Innenstoff getragen hat, will nicht mehr zu Pullis aus kratziger und muffig riechender Ziegenwolle zurück – es sei denn, es war eine Kaschmirziege.
Anders als Habeck identifiziert Baerbock sich mit den Klamotten, die sie trägt, und dem Leben, das sie jetzt lebt. Jeden Tag ein anderes hübsches Kleid, Gerüchte über eine Affäre mit einem amerikanischen Außenminister, im Staatsflieger die ganze Welt bereisen. Unsereins plagt sich mit Haushalt und Menschen, die sich an der Supermarktkasse vordrängeln rum, das Schlimmste, was Annalena mal passieren kann, ist, dass ihr mal jemand nicht die Hand schüttelt. Ich bin ganz ehrlich, ich an ihrer Stelle hätte auch nicht im Geringsten ein Interesse daran, diesen Posten wieder herzugeben.
Die Grünen haben kennengelernt, dass man nicht immer das schmuddelige Krawallkind aus der Opposition sein muss. Jetzt verstehen sie, warum SPD und CDU immer so an ihren Posten gehangen haben. Was die unterschiedlichen Strömungen unter den Grünen gemeinsam haben, ist Verzweiflung. Die Verzweiflung, die man in jedem zerknitterten Hemd, offenen Knopf und Hochglanzplakat spüren kann. Die Verzweiflung, den Lebensstil zu verlieren, an den man sich schon so gewöhnt hat. Und die Verzweiflung, irgendwo über den 10 Prozent zu landen. Wenn Pensionen, Macht und gemütliche blaue Sessel auf dem Spiel stehen, ist man überrascht, wie viel man mit Deutschland plötzlich doch anfangen kann.
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Wie ich DIESE Grünen sehe: Das Schmuddelige bleibt – ebenso die Lügenstruktur. Das falsche Lächeln. Eigenleistung null. Zerstörungsideologie. Das mit 100 % Verbissenheit.
Sehr fein beobachtet, demaskiert und kommentiert! Ich freue mich schon auf weitere feinsinnige Beiträge!
Ja, aber die GRÜNEN ist die einzigste Partei die das meiste von dem umsetzt was sie dem Wähler verspricht.
Auch wenn das keineswegs gut für Deutschland ist.
Dafür kann man diese Partei schon bewundern.
Egal mit welcher Partei, umgesetzt wird grünes Parteiprogramm.
Auch der Merz wird als grüner Bettvorleger enden.
… und dann diese Wahlplakate – autsch !
Ich war versucht sie zu ergänzen in Form von:
Zuversicht … ich fass`es nicht.
oder
Zuversicht … ganz ohne Licht.
oder
Zuversicht … es braucht kein Gericht.
Zurzeit habe ich keine Energie für solche Leute übrig.
Gute Nacht Deutschland.
Habeck beherrscht etwas perfekt, nämlich sein falsches Lächeln und die säuselnde Sprache. Ich hab bei ihm immer das Gefühl, er hat einen in der Krone!
Schon früher hieß es „Kleider machen Leute“ aber es muß halt stimmig sein. Mein Vater selig war Maßschneider mit zwei Meistertiteln und konnte Männern mit schwieriger Figur, bei Bedarf auch Frauen, sehr stimmige Bekleidung anfertigen. Einem Dr. phil. Robert Habeck nehme ich seinen „Bekleidungswechsel“ schon deshalb nicht ab weil bei ihm stets bestimmte Vorstellungen im Kopf aufscheinen wie u.a. löchrige Socken auf einem Bahnsteig. Mit der Frau Baerbock will ich mich jedoch ganz bewußt nicht weiter beschäftigen, reine Zeitvergeudung!
Der Wahlkampf stagniert. Union, SPD und Grüne können sich selbst kaum noch voneinander unterscheiden und überbieten sich gegenseitig in unrealistische, unbezahlbare Wahlversprechen. Nur die AfD triumphiert. Jetzt müssen es wieder Antifa, Habecks Grüne Jugend, Omas gegen rechts, evangelische Pfarrer und Gewerkschaftler es richten, weil den „demokratischen Parteien“ die Felle wegschwimmen. „Nützliche Idioten“ marschieren neben kampferprobten Straßenkämpfern in Divisionsstärke in Riesa auf, um den Parteitag der AfD zu verhindern oder mindestens nachhaltig zu stören!