Seit Jahrhunderten hieß es, das British Empire sei das „Reich, in dem die Sonne nie untergeht“. In seiner Blütezeit kontrollierten die Briten ein Viertel des Globus. Diese Zeiten sind freilich schon seit Jahrzehnten vorbei. Dennoch hatte Großbritannien bisher ein kleines, aber weit verstreutes Netz von Überseeterritorien, die längst so kernbritisch sind, dass man sie, wie im Falle der Falklandinseln, auch unter großem militärischen Einsatz verteidigte.
Eines dieser Territorien will die neue Labour-Regierung in London nun aber einfach weggeben: Die Rede ist vom britischen Territorium im Indischen Ozean, auch bekannt als Chagos-Archipel. Damit könnte jetzt tatsächlich die Sonne im British Empire untergehen, denn all die anderen Überseeterritorien liegen deutlich weiter westlich – das westlichste sind die Pitcairn-Inseln vor Südamerika. In Asien gibt es kein britisches Gebiet, also gibt es nun eine Tageszeit, in der es in allen britischen Gebieten dunkel ist.
Entscheidend ist aber vor allem: Das Chagos-Archipel ist dank seiner zentralen Lage mitten im Indischen Ozean eines der strategisch wichtigsten Überseegebiete Großbritanniens.
Die einzigen Bewohner des Chagos-Archipels sind aktuell britische und amerikanische Soldaten: Die britische Regierung hat das Atoll Diego Garcia an die USA verpachtet und betreibt dort gemeinsam mit dem US-Militär einen hochsensiblen Stützpunkt. Das Atoll ist nicht nur ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der U.S. Navy für Einsätze im Indo-Pazifik, auch direkte Bomberangriffe können von dort aus etwa in den Mittleren Osten geflogen werden. So geschehen etwa im Golfkrieg, Irakkrieg und Afghanistan-Krieg.
Nun soll dieses Gebiet offiziell die Hände wechseln und an den Inselstaat Mauritius fallen. Einen entsprechenden Vertrag gab die britische Regierung vor kurzem bekannt. Hintergrund von all dem: Vor gut einem halben Jahrhundert waren Mauritius, die Seychellen und das Chagos-Archipel alle Teil des British Empires im Indischen Ozean. Mauritius und die Seychellen entließ man in die Unabhängigkeit, das kleine Chagos-Archipel behielt man zur eigenen militärischen Nutzung. Bis auf wenige Einwohner aus Afrika und Indien, die Ende des 19. Jahrhunderts zum Arbeiten auf die Insel kamen und sie später wieder verlassen mussten, waren sie unbewohnt.
Seitdem erhebt das unabhängig gewordene Mauritius einen Anspruch auf die Inseln und wirft Großbritannien wegen seines bisherigen Festhaltens an der Souveränität über das Archipel fortgesetzten Kolonialismus gegen afrikanische Staaten vor.
Dabei hat das britische Vorgehen wenig mit Imperialismus gegen Afrika zu tun: Oft entließen die Briten größere Kolonien in die Unabhängigkeit und behielten in der Region kleine unbewohnte Gebiete für eine rein militärische Nutzung – so auch in Europa. Etwa in Zypern, wo es mit Akrotiri und Dekelia ebenfalls über Stützpunkte auf souverän britischem Boden verfügt. Es handelt sich also keineswegs um einen vermeintlichen Fall von europäisch-kolonialem Rassismus, wie manche Kritiker behaupten.
Dazu kommt, dass auch Mauritius‘ Anspruch auf das Chagos-Archipel fragwürdig ist: Schließlich liegt die Inselgruppe mehr als 2.000 km von Mauritius entfernt. Sie hat mit dem afrikanischen Land keine Verbindung aus vorkolonialer Zeit. Der ganze Anspruch bezieht sich darauf, dass Großbritannien administrativ das Gebiet von 1903 bis 1965 gemeinsam mit Mauritius verwaltete. Davor tat man dasselbe mit den Seychellen, die später zeitweise ebenfalls einen Anspruch auf das Archipel erhoben hatten. Seit 1965 ist die Inselgruppe ein eigenes Territorium.
Übergabe mit weitreichenden Folgen
Dennoch zogen neben nicht-bindenden Resolutionen der UN (nach der Lobbyarbeit von Mauritius bei anderen afrikanischen Staaten) und einer wohlwollenden Entscheidung des internationalen Seegerichtshofs nun wohl vor allem auch diese Kolonial-Argumente, um die britische Regierung zur Aufgabe des Territoriums zu drängen. Das kann jetzt einschneidende Konsequenzen haben, auch auf geopolitischer Ebene.
Denn Mauritius rückt immer näher an China. Auch wenn im jetzt ausverhandelten Vertrag eine Weiternutzung der Basis auf Diego Garcia für 99 Jahre festgeschrieben ist, befürchten viele, dass der entscheidende Stützpunkt jetzt in Gefahr ist. Man solle sich „nicht durch die 99-jährige Nutzung des Militärstützpunkts in Diego Garcia“ täuschen lassen, meint etwa Luke Coffey vom amerikanischen Hudson Institute gegenüber Politico. „Man muss sich nur die Reue und die Konsequenzen ansehen, die sich aus der Übergabe Hongkongs im Jahr 1997 im Rahmen einer ähnlichen Vereinbarung ergeben haben.“
Denn was viele vergessen: Großbritannien gab 1997 ganz Hongkong nicht auf, weil es dazu verpflichtet war. Die 99-Jahre-Pacht dort galt nur für die flächenmäßig größeren, äußeren Gebiete rund um die eigentliche Stadt (die „New Territories“), nicht aber den Kern Hongkongs, der seit dem 1842 Vertrag von Nanking eigentlich für immer zu Großbritannien gehörte. Ihn gab man auf, weil einerseits der Druck aus China zu groß wurde: Man befürchtete eine Überlebensfähigkeit des Kerngebiets ohne die ablaufenden Randterritorien nicht garantieren zu können – etwa im Falle von Blockaden und einer chinesischen Invasion. Dazu kommt, dass Peking einen solchen Angriff bereits vor Ablauf der 99 Jahre angedroht hatte.

Durch sowohl die Abgabe der Gebiete des Archipels rund um Diego Garcia als auch eine Übergabe der formellen Souveränität des Bodens unter dem Stützpunkt selbst, ist ungewiss, wie sicher die Basis für Amerikaner und Briten bleiben wird. Denn jetzt schon gibt es berechtigte Sorgen, dass Mauritius anderen Akteuren wie eben dem befreundeten China Zugang zum Archipel gibt und damit eine Möglichkeit in unmittelbarer Nähe wichtige Militärgeheimnisse zu sammeln – oder sogar Schikane-Aktionen zum Einsatz zu bringen, wie man sie von chinesischer Seite aus dem Pazifik kennt.
Ebenso ist denkbar, dass es sich Mauritius später anders überlegt und sich nicht an den 99-jährigen Pachtvertrag gebunden sieht. „Mauritius kann jederzeit seinen Vertrag kündigen. Wenn man souverän ist, kann man sich praktisch alles erlauben“, sagt etwa der Jurist Yuan Yi Zhu dem Economist. „Souveränität ist sehr mächtig, ein Pachtvertrag nicht.“ Diese Souveränität über die Insel gibt Großbritannien nun aber eben auf.
In London regnet es Kritik
Zuhause in London gibt es jedenfalls schon heftige Kritik aus der Opposition. Der Schatten-Außenminister der Tories im britischen Unterhaus, Andrew Mitchell, sprach davon, die Regierung von Premier Keir Starmer gebe „ein wichtiges strategisches militärisches Gut an einen Staat, der es nie kontrolliert hat und zu dem das chagossische Volk angesichts der intensiven geopolitischen Instabilität wenig oder gar keine Affinität empfindet“.
Worauf er hier anspielt, kritisierten auch viele seiner Parteikollegen: Trotz all der vermeintlich antikolonialen Rhetorik hat niemand die afrikanisch-chagossischen Einwohner der Insel gefragt, die diese in den 60ern verlassen mussten. Ob sie bei einer möglichen Rückkehr tatsächlich von Mauritius, von Großbritannien oder selbst regiert werden wollen, ist völlig offen.
Nicht nur von den Tories kommt scharfe Kritik: Auch Nigel Farage kritisierte das Abtreten der Inselgruppe als „Kapitulation“ und ein „strategisches Desaster“ für Großbritannien. Er fordert jetzt eine Abstimmung im Unterhaus über den geplanten Deal. Zudem verweist er darauf, dass die Ankündigung jetzt schon zu „Spekulationen über die Zukunft der Falklandinseln und Gibraltar geführt hat“ – zwei Überseegebiete, die ebenfalls von anderen Ländern (Argentinien und Spanien) beansprucht werden, aber gerade auch wegen ihrer britischen Bevölkerung nah am Herzen vieler Briten liegen.
„Das war der erste große außenpolitische Fehltritt der Labour-Regierung. Wäre ich ein Falkländer oder Gibraltarer, wäre ich ein wenig nervös“, meint auch Luke Coffey. Mit der Abgabe eines weiteren Überseegebiets — vor allem so strategisch wichtiger Natur — geht nun jedenfalls doch die Sonne im britischen Empire unter, sowohl im übertragenen als auch wortwörtlichen Sinn.
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Romanov (London) – Moskau – Peking!
Ob die Windsors (USA/Commonwealth), oder die Romanoffs (RU/CN/NK):
Der deutsche Hochadel in London teilt sich den Kuchen!
Deren doppelköpfiger Adler schaut nach Ost und West!
YinYang!
Der deutsche Hochadel in London verwendet neben dem doppelköpfigen Adler auch den roten Drachen in seinen verschiedenen Wappen, damit wenigstens manche wissen, WO sie stehen!
Und „zufällig“ kann man den Doppelkopfadler auch im russischen $taatswappen sehen!
Ebenso auf dem Freimaurer-„Bibel“
„Morals & Dogma“.
Alles nur Zufall!
😉
„ … der seit dem 1842 Vertrag von Nanking eigentlich für immer zu Großbritannien gehörte.“
Juristisch richtig, Man sollte hier allerdings anerkennen, dass der Vertrag von Nanking nach dem Ersten Opiumkrieg weniger den Charakter eines Vertrags, sondern den eines Diktats hatte.
Der Vertrag von Nanking war der erste vieler weiterer sogenannter Ungleicher Verträge, die mehr oder minder darauf abzielten, die chinesische Souveränität über unbezweifelbar chinesische Gebiete zu torpedieren und auch aufzuheben.
Nein, das war schon richtig, auch dieses Gebiet an China zurückzugeben.
Hätten die imperialen Mächte China im 19. und 20. Jahrhundert besser behandelt, hätten wir heute womöglich auch ein deutlich entspannteres Verhältnis zu einem womöglich asiatisch-demokratischem China.
Die „Rückgabe“ von Chago an Mauritius erscheint mir allerdings zweifelhaft.
Starmer ist ein Desaster und sollte schleunigst aus der Politik verschwinden.
Die einzige dunkle Macht, die über London seit 1100 (King Henry I+II) steht, ist das babylonische Rom
(genannt „Vatikan“)!
Alles historisch bedingt.
Deren geheimen Netzwerke existieren seit Babylon.
Die alten, weißen Männer (Papst+Könige) dienen nur der „Yellow Press“.
Alles gut getarnt!
Also Leute von Apollo News, daß Ihr hier Beitrage von Lesern verschwinden bzw. löschen läßt, das finde ich als eine ganz schwache Geste.
Man muß auch mit harscher Kritik umgehen können, selbst dann, wenn man sie als ungerechtfertigt empfindet.
Max Mannahrt & Kollegen, Ihr tut Euch damit keinen Gefallen.