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Bauernproteste arten aus: Mercosur-Abkommen entfacht die Wut der überregulierten EU-Landwirte

Die Bauernproteste in Frankreich und Belgien haben in den Tagen vor dem Weihnachtsfest eine neue Eskalationsstufe erreicht. Auslöser ist unter anderem die geplante Unterzeichnung des Mercosur-Abkommens durch die Europäischen Union.

Szenen von den Protesten in Brüssel (IMAGO/Photo News)

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Nach Angaben des französischen Innenministeriums kam es am Donnerstagabend landesweit zu rund 80 Protestkundgebungen. Etwa 3.600 Landwirte beteiligten sich an Straßen- und Autobahnblockaden. Auch am Freitagmorgen setzten die Bauern ihre Aktionen fort. 

So versammelten sich Landwirte unter anderem vor dem privaten Wohnsitz von Emmanuel Macron im nordfranzösischen Küstenort Le Touquet-Paris-Plage. Um sich beim Staatsoberhaupt Gehör zu verschaffen, griffen die Landwirte dabei auch zu außergewöhnlichen Mitteln. Medienberichten zufolge wurden tonnenweise Gülle, Reifen, Kohlköpfe und Äste vor dem Domizil des französischen Präsidenten abgeladen.

Für Paris ist nun eine Grenze überschritten. Die französische Regierung kündigte an, die Straßenblockaden noch vor Beginn des Weihnachtsverkehrs räumen zu lassen. Dies erklärte eine Sprecherin des Innenministeriums in der Hauptstadt bereits am Freitagmorgen. In Abstimmung mit den Polizeipräfekten der betroffenen Regionen werde die Freiräumung der Verkehrswege vorbereitet. Bereits seit dem Ende der vergangenen Woche seien neue Blockaden auf Autobahnen und wichtigen Verkehrsachsen durch die Sicherheitskräfte stellenweise verhindert worden.

Auch in Brüssel kam es in der vergangenen Woche zu Ausschreitungen. Mehr als 7.000 Landwirte sorgten im Brüsseler Europaviertel für Unruhe. Vor dem Europäischen Parlament eskalierte die Lage zeitweise. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei, bei denen Protestteilnehmer Kartoffeln sowie Rauchkörper in Richtung der polizeilichen Absperrungen warfen.

Die Einsatzkräfte reagierten mit dem Einsatz von Wasserwerfern. Auch deutsche Bauern waren zu den Protesten angereist. Nach Schätzungen des Bayerischen Bauernverbands nahmen rund 500 Landwirte aus der Bundesrepublik an den Aktionen teil (mehr dazu hier).

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Im Fokus der Bauernkritik steht primär die geplante Unterzeichnung des Mercosur-Abkommens durch die Europäische Union, die für Anfang 2026 vorgesehen ist. Ursprünglich war der Vertragsabschluss bereits für Mitte Dezember geplant, wurde nun jedoch von der EU-Kommission aufgeschoben.

Dabei handelt es sich um ein Freihandels- und Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay). Mit dem Abschluss des Vertrags würde die größte Freihandelszone der Welt mit mehr als 700 Millionen Verbrauchern entstehen.

Im Rahmen des Abkommens sind unter anderem Erleichterungen für Dienstleistungen, Investitionen sowie die öffentliche Beschaffung vorgesehen, ebenso wie ein Abbau von Zöllen auf verschiedene Erzeugnisse. Betroffen wären unter anderem Maschinen und elektrische Ausrüstungen (14–20 Prozent), Chemie- und Pharmaerzeugnisse (14–18 Prozent) sowie Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse. In diesem Bereich sollen die Zölle sogar um bis zu 55 Prozent reduziert werden.

Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass die europäischen Landwirte gegen das Abkommen ihre Stimme erheben. Lateinamerikanische Staaten könnten den europäischen Markt schon bald mit günstigen Agrarimporten überschwemmen und damit die ohnehin schon unter hohen Betriebskosten und geringen Margen leidenden europäischen Bauern weiter unter Druck setzen.

Ein weiterer Punkt, gegen den die Bauern protestieren, ist der Umgang mit der sogenannten Lumpy Skin Disease (LSD), einer hochansteckenden Viruserkrankung bei Rindern, die sich zuletzt verstärkt im europäischen Raum ausgebreitet hat. Die EU schreibt bei Ausbrüchen der Lumpy-Skin-Disease in der Regel die Keulung sämtlicher Tiere des betroffenen Betriebes vor, um so eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Doch die Handhabung der Viehseuchenpolitik ist nicht die einzige rigide Regulierung, die die EU den heimischen Bauern auferlegt. Ein weiteres Beispiel sind die strengen Vorgaben im Rahmen der Öko-Verordnung. Diese legt Anforderungen an Stallhaltung und Weidepflicht für Rinder, Schafe und Ziegen fest, um Tierwohl, artgerechte Haltung und Biodiversität zu fördern.

Kritiker und Landwirte bemängeln jedoch, dass die Anforderungen zu weitreichend sind. Konkret sieht die Öko-Verordnung für die Bio-Rinderhaltung vor, dass eine Mutterkuh mit 700 kg Lebendgewicht mindestens 7 m² Stallfläche inklusive eingestreuter Liegefläche benötigt. Spaltenböden dürfen maximal 50 Prozent der Fläche ausmachen. Käfighaltung ist verboten, zudem gelten Höchstdichten, etwa maximal 12 Tiere pro m² Stallgrundfläche im Warmbereich bei mehreren Ebenen.

Erst zum Jahresbeginn 2025 wurden die Anforderungen weiter verschärft. Seitdem müssen alle Tiere während der Vegetationsperiode (typischerweise von April bis Oktober/November) einen ständigen Weidezugang haben, sofern Witterung und Bodenverhältnisse dies zulassen. Strukturelle Gründe wie fehlende Flächen bei innerörtlich gelegenen Betrieben oder vergleichbare Umstände sind dabei nicht mehr zulässig.

Neben den enormen Kosten für den erzwungenen Ausbau von Weideflächen entstehen für die Bauern durch die Verordnung deutlich erhöhte bürokratische Belastungen, insbesondere in Form umfangreicher Sorgfaltspflichten. Die Tierhaltung muss detailliert dokumentiert werden, was erhebliche finanzielle Mittel und personelle Ressourcen bindet.

Die Folgen der rigiden Vorgabe sind gravierend: Allein im laufenden Jahr gaben Hunderte Milchbetriebe die Öko-Produktion auf, da sie die verschärften Anforderungen nicht mehr erfüllen konnten. Ähnliche Entwicklungen erwartet der Deutsche Bauernverband (DBV) auch künftig für Schweine- und Geflügelhalter.

Die EU-Kommission legte Mitte Dezember zwar ein Paket zur Lockerung der EU-Öko-Verordnung vor. Ziel war es unter anderem, Betriebe bürokratisch zu entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Letztlich fand sich jedoch zur Enttäuschung vieler Landwirte zum Thema Weidepflicht in der Novelle keinerlei Erwähnung.

Die Generalsekretärin des DBV, Stefanie Sabet, wirft der EU-Kommission Mutlosigkeit vor. Der Vorschlag verbessere die Situation der Öko-Tierhalter kaum, insbesondere nicht für Milchviehbetriebe. Die Landwirte hätten sich deutlich mehr erhofft. So steigt der Frust weiter, genau wie die Wut, die sich nun in den Protesten entlädt.

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60 Kommentare

  • Trecker gegen Brüssel, Hut ab vor den Bauern.
    Gäbe es doch mehr Mutige wie die.

    • Richtig, hier bei uns brauchen wir die auch, denn kein Bauer mit der 7-Tage-Woche arbeitet gern für LAU.

  • Utopia TV und Weichreite waren da.
    Lohnt sich wirklich anzusehen (!) Diesmal waren die Bauern echt sauer 🤣

  • So handeln Bürger, denen man die Existenz unter dem Hintern wegzieht.

  • Ich glaube nicht, dass es das schon war, das wird wohl nochmal hochkochen…
    Inzwischen haben die Bauern auch keine „Berührungsängste“ mehr mit der AfD.

    • Wir, die Mittelschicht-Melkkühe der Nation, sollten uns den Bauern anschließen.
      Gelbe Westen, brennende Barrikaden, Schnauze gestrichen voll!

  • Die EU muss weg!

    • Vollumfängliche Zustimmung!

    • zumindest in Dland und oesterreich waren und sind gerade die bauern stammwaehlerschaft der mercosurfreundlichen EU -EVP parteien.
      in den anderen laendern wird es wohl aehnlich aussehen.
      aufs falsche pferde gesetzt.

      • Klar wählen sie die Altparteien, in der Hoffnung, dass sie irgendwann auch auf ihren Acker ein Windrädchen stellen können. Dann haben sie nämlich ausgesorgt.

      • Falsches Pferd? …. ab in die Salami.

    • EU = Gute Idee, durch machtbesessene Bürokraten kaputt gemacht.

      Abriss!
      Neubau!
      Mit direkter Demokratie!

    • auf jeden fall, sie zerlegt sich immer mehr selbst. popcorn und die show geniessen!

    • D ist Sklave von US , Eu und D NGO´s geworden. Wir sind nicht Souverän. Raus aus diesen unheilvollen Veträgen und alle NGO´s usw sofort dicht machen. Das ist ja DeepState !

  • Bitte mehr davon, sie müssen es meiner Meinung nach wieder lernen. Man kann nicht Jahrzehnte lang Politik gegen die eigene Bewölkung machen. Die EU darf doch nicht wegen einem Selbstzweck existieren…

  • Weidepflicht? Auf Böden die durch Abrieb von Windrädern mit der Ewigkeitschemikalie PFAS in manchen Regionen schon ganz schön verseucht sind. Menschenschutz scheint nach und nach Nebensache zu werden. Oder?

  • Gut so und weiter so liebe Bauern.
    Ich stehe da voll hinter.

  • Seit über 25 Jahren wird das Mersocur Abkommen verhandelt. Ein totes Pferd sollte man nicht weiter reiten.

    • Da ist unser Bunzler schon weiter- für ihn war dieses Abkommen ja schon vor Wochen praktisch beschlossene Sache. Wenn man nicht alles selber macht….

  • Rettet die EU-Bauern! Nicht nur die Winzer!

    • Ein Land ohne Bauern ist ein Land mit extremer Abhängigkeit und extremen Möglichkeiten der Vorteilsnahmen.
      Unsere Landwirte sind auch die besten Umweltschützer und Lebensgaranten !
      Umweltschutz wird nicht durch Milliarden Tonnen gewollten Import von unnötigen Gütern gemacht. Alle wollen Lieferanten aus der Region !

  • Der Franzose kann eben Revolution.

    • Da können wir noch viel von den Franzosen lernen.
      Wenn ich da nur an die Jahre 1789–1799 denke,
      aber sie hatten Erfolg.

  • Ist doch gut wenn die Bauern ihren Zorn rauslassen.
    Die Riesentrekker eignen sich auch hervorragend für Villenviertelbesuche.

    • Mit den Treckern kommen Sie bis in das Wohnzimmer.

      • Oder quer durch den Garten mit Pflug oder Fräse 🙂

    • Unsere Bauern stehen jeden Tag um 4 Uhr auf . Sie arbeiten oft 80 Stunden und mehr an 365 Tagen im Jahr für teils 3,50 Euro die Stunde im Schnitt. Politiker machen mit „Heissen Nebenjobs“ Millionen für teils 30 Stunden rumsitzen im Jahr. Bauern wehrt euch ich bin mit euch !

  • Le Touquet-Paris-Plage, da muß man genauso betucht sein, als wenn man seinen Wohnsitz am Tegernsee hat.

  • Die EU sollte sisch um IHRE Bürger kümmern, nicht darum, dass andere Länder unser Land mit Ware fluten, die wir selber produzieren können.
    Erinnert mich an CHina, erst war alle toll, jetzt heult man, weil man abhängig von China ist.

    • Und Pandemien wie Corona haben gezeigt wie abhängig und hilflos wir sind. Wir stellen ja fast gar nichts mehr selber her. Weder Nahrungsmittel (Landwirtschaft), noch Medikamente oder Ersatzteile. Wir können uns nicht mehr selber versorgen oder das Land dicht machen im Notfall (Pandemien). Das ist traurig. Wir exportieren nichts mehr, nur noch Import. Und da es hier viel zu teuer ist ein Geschäft geschweige denn ein Unternehmen zu besitzen geht die Wirtschaft den Bach runter.

  • Mit Wut können die EU und die einzelnen Länder leben. Mit einer klaren Wahlempfehlung der Bauernverbände Richtung AFD und ähnlicher Parteien nicht.

  • MEGA (Make Europe Great Again) Noch nicht kopierrechtlich geschützt, schlagt zu liebe Bauern.

  • Es war eine erhebliche Anzahl vermummter Linker Erlebnistouristen Vorort , welche mit Pyrotechnik und herausgerissenen Straßenschildern auf Polizisten losgingen. Das war sicherlich nicht so von den Bauern gedacht. Leider hat die Polizei nicht bei denen durchgegriffen. Absicht ?

    • Dies vermummten Linken sind meiner Meinung nach gekauft, um genau die Randale zu machen, welche die Bauern selbst eigentlich gern vermeiden möchten … Es geht darum, die Bauernproteste zu diskreditieren. Die Bürokraten der EUdSSR schrecken dabei vor nichts mehr zurück …

  • Ohne Mercosur wird sich Europa isolieren. Mit wem sollen, können wir noch Handel treiben?

    -11
    • Was ist das für ein Handel, bei dem Billigprodukte ohne Zölle importiert werden können?
      Gleiche Bedingungen für alle Marktteilnehmer, dann kann man darüber reden!

    • Handel ist doch ok, nur eben nicht so, dass unsere Landwirtschaft der Autoindustrie in den Untergang folgt..

  • Die EU verdient den Zorn aller seiner Insassen.
    Je früher der Laden dicht macht desto besser.

  • Während man den heimischen Bauern endlos Felsen in den Weg legt durch Überwachung und Auflagen, will man gleichzeitig Fleisch und andere Nahrungsmittel zu Dumpingpreisen aus Lateinamerika importieren, wo es überhaupt keine Auflagen zur Tierhaltung gibt.
    Ein weiterer großer Schritt in die Enteignung. Und hier will man den Leuten mit dem sogenannten „Tierwohl“ das Essen vermiesen. Tierwohl ist das letzte was den Globaleliten interessiert.
    Je schneller die europäischen Bauern aufgeben müssen, desto schneller können die Ländereien aufgekauft werden.

    • Ein Großdeutschland braucht viele große Flächen für das Militär.
      Deutschland wird bei der NATO als Aufmarschgebiet gegen den Osten aufgeführt.

  • Wie wollen die denn die ganzen Trecker räumen? Wird bestimmt witzig…

    • Gab’s im Frühjahr ein klasse Video dazu.
      Leider finde ich es nicht mehr.
      Das war wirklich echt witzig, die betroffenen Bauern standen daneben und haben gefeixt.

  • Wenn Bürgern die Lebensgrundlage geraubt wird entstehen
    solche Situationen !
    Die EU in der jetzigen Form ist untragbar !

    Was Sie wirklich ist lässt sich ohne den Besitz eines
    Bademantels hier nicht ausdrücken !

    • Es wird Zeit, dass Deutschland aus dieser EUdSSR austritt. Dazu aber brauchen wir eine andere Politik – man sollte also bei den kommenden Wahlen sehr genau überlegen, welche Partei diese andere Politik nicht nur verspricht, sondern auch umzusetzen in der Lage ist. Kleiner Tipp: Die NSEPD (Neue Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) ist es NICHT …

  • Nun uns scheint es ja allen noch zu gut zu gehen .
    Sonst wären wir jetzt auch dabei.
    Von den Franzosen und Bulgaren könnte man noch was lernen.

    • Deutsche Bauern waren auch dort.
      Es wird aber Zeit, dass alle Europäer zusammen stehen gegen diese Abwirtschaftung in allen Bereichen, dagegen dass Europa ein Auffangzentrum für Straffällige der ganzen Welt wird.
      In Brüssel müsste jeden Tag (oder Woche) eine andere Gruppe vorstellig werden. Da wären die Bauern, die Handwerker, die Autobauer, die Stahlwerker etc. und so müsste es ohne Unterbrechung jeden Tag Stimmung geben vor dem EU Parlament.

  • Richtig so, kaputte Politik(er) erreicht man nicht (mehr) mit Reden.

    Auf jede Aktion gegen das Volk, muss eine Reaktion vom Volk entsprechend kommen.

    In D. hat man ja gesehen, wenn man sich nur auf den von der Politik vorgegeben, genehmen Wege sich bewegt, dann bewegt sich NICHTS.

    Es ging da um nicht einmal eine Mrd. die man streichen bzw. nicht auch noch rauben wollte, aber im Gegenzug einfach mal 90Mrd. zum Nulltarif für ein NICHT-EU Land ist ohne Probleme binnen weniger Stunden möglich.

    PS: es ist besser den Schaden nach erfolgreicher Aktion im eigenen Land zu bezahlen, als für ALLES andere zu zahlen außerhalb des Landes, würden manche sagen

  • Dann weiß Macron ja was man von ihm hält. Gülle und fliegende Kartoffeln, ich lach mich weg. Endlich gibt es Widerstand gegen Brüssel!
    Die Leute vom Lande sind den alten Werten eben noch sehr verbunden. Anders wie in den Großstädten.

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