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„Recherchieren wie ein Ermittler“

Autor des falschen ZDF-Faktenchecks zu Weidel bildet ÖRR-Nachwuchs aus

Am Montag behauptete das ZDF in einem „Faktencheck“ zu AfD-Chefin Alice Weidel, es gebe keinen Anstieg bei Vergewaltigungen – und verbreitete damit Fehlinformation. Der für den Artikel verantwortliche Redakteur Oliver Klein ist dabei Ausbilder für den ÖRR-Nachwuchs. Er lehrt unter anderem zu „Recherchieren wie ein Ermittler“.

Oliver Klein, Screenshot via der Website der ARD/ZDF-Medienakademie

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Am Montag veröffentlichte das ZDF einen sogenannten „Faktencheck“ zum Sommerinterview der AfD-Chefin Alice Weidel. Mit den Fakten nahm es der öffentlich-rechtliche Sender in diesem Artikel jedoch nicht so genau. Das ZDF widerspricht der Aussage Weidels, dass es mehr Vergewaltigungen und Messerdelikte gegeben habe – doch die Polizeistatistiken stützen die Aussage der AfD-Chefin (Apollo News berichtete). Der für diesen Artikel verantwortliche Redakteur, Oliver Klein, bildet in der Medienakademie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die nächste Generation von ÖRR-Journalisten aus. Von ihm solle man unter anderem lernen können, zu „Recherchieren wie ein Ermittler“.

Nach Angaben der Medienakademie arbeitet Klein „seit vielen Jahren“ als „Trainer für investigative Onlinerecherche an renommierten Journalistenschulen und Akademien“. Die von ihm angebotenen Workshops seien „häufig nachgefragtes Tool bei der Aus- und Fortbildung von Volontären und Redakteuren bei zahlreichen Zeitungsverlagen, Radio- und TV-Sendern in Deutschland und Österreich“, erklärt die Medienakademie von ARD und ZDF auf ihrer Website. Neben Journalisten seien auch „Ermittler von Polizei und anderen Behörden“ Kunden des Journalisten.

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Der wie ein „Ermittler“ recherchierende Klein leistete sich in seinem „Faktencheck“ über Weidels Sommerinterview einige inhaltliche Fehler. „Wir haben eine explodierende Kriminalstatistik. Wir haben eine explodierende Ausländerkriminalität, Jugendkriminalität, migrantische Gewalt“, so die AfD-Chefin Alice Weidel am Sonntag im ZDF-Sommerinterview. Das wollte das ZDF entkräften.

Der falsche „Faktencheck“

„Die Kriminologie geht davon aus, dass es eher keinen erheblichen Anstieg im Bereich Vergewaltigung und sexueller Nötigung gibt“, erklärt der Kriminologe Tobias Singelnstein im ZDF „Faktencheck“ in Bezug auf die Aussagen von Weidel. Doch die polizeilichen Kriminalstatistiken der Jahre 2015 bis 2023 zeigen etwas ganz anderes – nämlich genau den von Weidel benannten Anstieg bei Vergewaltigungen und sexueller Nötigung.

Waren es vor 2015 noch 7.022 registrierte Fälle, gab es im Jahr 2023 12.186 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung – also 5.164 Fälle mehr. Allein von 2015 auf 2016 gab es einen Anstieg von fast 900 Fällen. Den stärksten Anstieg gab es von 2021 auf 2022 – die Zahlen stiegen um fast 2.000 Fälle, von 9.903 auf 11.896. Den zweitgrößten Anstieg gab es von 2016 auf 2017, hier waren es fast 1.500 Fälle mehr (7.919 in 2016 im Vergleich zu 9.414 im Jahr 2017). Der durchschnittliche jährliche Anstieg von 2015 bis 2023 beträgt 645,5 Fälle.

Diesen Umstand hatte man beim ZDF scheinbar auch im Hinterkopf, will die offizielle Statistik jedoch nicht anerkennen. Laut Singelnstein sei die polizeiliche Kriminalstatistik „nicht gleichzusetzen mit der Kriminalitätswirklichkeit“. Das ZDF fügt hinzu, dass „verschiedene Faktoren“ für einen „Anstieg der Zahlen in den Statistiken“ gesorgt hätten. Welche Faktoren das sein sollen, nennt man jedoch nicht. Die Aussage bleibt völlig unbelegt.

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