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Editorial

Auf in die offene Feldschlacht!

Die künstliche Empörung kennt keine Grenzen - dabei ist der Streit und die Reibung doch das wirklich positive an der Ampel gewesen, unter Merkel undenkbar. Dass nun ausgerechnet dafür jemand zurücktreten muss, ist schon bezeichnend.

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Die Presse ist in Rage: Eine Powerpoint-Präsentation der FDP spricht von „offener Feldschlacht“ und „D-Day“. Der Generalsekretär der FDP ist schon zurückgetreten, manche fordern gar schon Lindners Kopf. An dem veröffentlichten Dokument ist zunächst einmal alles lustig: Eine Pyramiden-Grafik in voreingestelltem Powerpoint-Blau habe ich zuletzt in der achten Klasse gesehen, als man versuchte, in der großen Pause einen nicht erledigten Schulvortrag schnell nachzuarbeiten. Die FDP-Pyramide ist dann auch noch falsch herum und was soll das überhaupt heißen: „Impuls – Narrativ qualitativ setzen – Narrativ quantitativ verbreiten – Beginn der offenen Feldschlacht“? Schon ein bisschen witzig, was für einen Schwachsinn man in Berlin so alles in Powerpoint-Präsentationen verballert.

Davon abgesehen: Die meiste Empörung ist nicht wirklich ernst zu nehmen. Journalisten, die sich tagelang über das Wort „D-Day“ aufregen – was soll man davon halten? Letztlich heißt das Wort „Tag X“ auf Englisch und wird doch ständig so in der Art gebraucht – Scholz soll damit mit Hitler gleichgesetzt werden, ernsthaft? 

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Für den Medienbetrieb ist es eher bezeichnend, sich tagelang an so einem schlechten Witz aufzuhalten, während die echten Skandale nur überall warten – Karl Lauterbach etwa verwickelt sich von Tag zu Tag mehr in Lügen, um darüber hinwegzutäuschen, dass er die Corona-Risikoeinschätzung des RKIs manipulierte. Die fachlich eindeutig erforderliche Absenkung des Covid-Risikos durch das RKI hätte Lauterbachs Impfpflicht-Pläne im Frühjahr 2022 schlagartig beendet. Andersherum gesagt: Die Impfpflicht-Abstimmung stand unter einer von Lauterbach bewusst manipulierten Faktenlage.

Aber klar, ausgerechnet der FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, in der FDP der geradlinigste, muss gehen – JuLi-Chefin Franziska Brandmann darf bleiben, obwohl sie mit ihrem Abmahn-Startup „So Done“ gewerbsmäßig die Meinungsfreiheit im Netz bekämpft. Wir recherchierten in dieser Woche, dass Marie-Agnes Strack-Zimmermanns tausende Anzeigen wegen Beleidigungen mittlerweile fünf Staatsanwälte beschäftigen. Auf X pöbelte sie daraufhin gegen Apollo News und bezeichnete uns als „Schmierportal“ – obwohl der Fakt durch die Staatsanwaltschaft Köln bestätigt wurde. So einen Kommentar von dieser Frau muss man wohl als Auszeichnung sehen. 

All diese Leute dürfen unendlich einfach weiterwursteln, aber das Wort „D-Day“ ist der Skandal? Schon eine absurde Prioritätensetzung.

Zum Abschluss aber nochmal etwas Ernsteres zur Frage – gerade weil wir auch in dieser Woche die Premiere von Merkels Buch erlebten. Der Hauptvorwurf gegen die Ampel war das einzige, was wirklich positiv an ihr war: Dass so viel gestritten wurde. Harte Positionierung, rote Linien, Bereitschaft zu Neuwahlen gab es in dieser Koalition immerhin am Schluss – das ist nicht schädlich, sondern wirklich heilsam für die Demokratie und zwar von allen drei Parteien. 

Die Kritik ist eher, dass man das Elend zu lange hinzog. Unter Merkel wäre so eine Lebendigkeit der Demokratie undenkbar gewesen. Also: auf in die offene Feldschlacht der Demokratie. 

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