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Algorithmen

Angebliche Manipulation: EU-Abgeordnete fordern wegen unseriöser Studie Untersuchung von X

Eine neue Studie über den Algorithmus von Musks sozialer Plattform X versetzt Journalisten und EU-Politiker in Aufruhr. Obwohl sie offensichtlich unseriös ist, fordern nun mehrere EU-Abgeordnete eine Untersuchung von Musks Plattform.

Der Besitzer von X: Tech-Milliardär Elon Musk

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Nach dem Wahlsieg Donald Trumps in den USA gehen in Europa Politiker und Medien in die Offensive gegen den Trump-Vertrauten Elon Musk. Vornehmlich Musks soziale Plattform X (ehemals Twitter) wird von vielen als Gefahr für Europa angesehen. Nun liefert eine fadenscheinige Studie den Grund für einen Sturm der Entrüstung in europäischen Redaktionsstuben und Parlamentsbüros. Vor wenigen Tagen veröffentlichte die australische University of Queensland eine Studie, die beweisen soll, dass Musk seinen eigenen Beiträgen auf der Plattform künstlich mehr Reichweite geben würde.

Das möchten die Forscher nach einer Änderung des Algorithmus der Plattform Anfang Juli beobachtet haben. Denn ab dem 13. Juli, dem Tag, an dem Musk öffentlich seine Unterstützung für Donald Trump verkündet hatte, habe er deutlich höhere Beteiligung an seinen Beiträgen erfahren. Doch die Studie verschweigt, dass am 13. Juli das versuchte Attentat auf Donald Trump in Pennsylvania stattfand. Nachdem ein Attentäter auf den ehemaligen Präsidenten geschossen hatte, wurden Millionen konservative Wähler, insbesondere in den sozialen Medien, mobilisiert. Dass das der Grund für Musks höhere Reichweite auf X sein könnte, wird nicht in Betracht gezogen.

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In einem anderen Teil der Studie wird die Reichweite konservativer X-Accounts mit denen von linken X-Accounts verglichen. Auch dort will die Studie einen unfairen Algorithmus sehen, da die ausgewählten linken Accounts eine deutlich geringere Reichweite hätten. Doch auch hier begeht die Studie einen kritischen Fehler. Während auf der einen Seite linke Politiker, wie der US-Senator Bernie Sanders, stehen, werden auf rechter Seite Accounts von professionellen Influencern, wie dem politischen Kommentator Ben Shapiro, betrachtet.

Selbst die linke Faktencheck-Plattform Volksverpetzer löschte, auf den Hinweis des Medieninformatikers Florian Gallwitz hin, einen Post auf X, in dem sie die Studie weiterverbreitet hatte. Konkret schrieb man: „Studie: Elon Musk hat den Twitter Algorithmus manipuliert, damit Trump Präsident durch Verbreitung von Desinformation wird“. Das Löschen des Tweets kommentierte man später mit den Worten, dass man auf den „confirmation bias“ hereingefallen sei – „jeder fällt mal auf Fakes herein“.

https://twitter.com/Volksverpetzer/status/1858424120490221922

Doch all die Kritik an der Studie brachte EU-Politiker nicht davon ab, Konsequenzen für Musks vermeintliche Algorithmen-Manipulation zu fordern. In einer Anfrage an die EU-Kommission empören sich 42 Abgeordnete aus nahezu allen Fraktionen des EU-Parlaments über Musks Plattform und fordern eine Untersuchung durch die Kommission. Denn, so heißt es: „Der Anstieg der Aufrufe betrifft auch Musks Beiträge zu EU- und mitgliedsstaatlichen Themen auf X, wie etwa kremlfreundliche Propaganda zum Krieg in der Ukraine und antisemitische Verschwörungstheorien.“ So würde Musk auch die öffentliche Sicherheit in Europa gefährden, heißt es in der Anfrage.

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Auch in den Medien stand Musk aufgrund der Studie zuletzt in der Kritik. Am vergangenen Sonntag berichtete beispielsweise das ZDF-Heute-Journal über Musks Verhältnis zum designierten US-Präsidenten. Dazu eingeladen wurde Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler mit einem Lehrstuhl an der Universität Tübingen. Dieser positionierte sich klar gegen den Tech-Milliardär. Er bezeichnete Menschen wie Musk und andere Trump-Vertraute als „radikale Staatsfeinde“ und „libertäre Ideologen“.

https://twitter.com/argonerd/status/1858411980274696310

Der Experte befürchtet zudem eine „Unternehmeroligarchie“. Die Gefahr würde man auch durch Musks Kauf der sozialen Plattform X sehen. Nicht nur würde dort ein toxisches Klima herrschen, Musk hätte außerdem „seine Ingenieure gezwungen, seine eigenen Postings entsprechend zu priorisieren“. Der Tech-Milliardär würde also den Algorithmus manipulieren. Slomka widersprach der Behauptung nicht.

Offensichtlich spielte Pörksen dabei auf die neue Studie an. Trotz der dünnen Faktenlage durfte er unwidersprochen harte Vorwürfe gegen Musk erheben. Unabhängig von der neuen Studie gibt es lediglich einen Bericht der Brancheninsider Platformer aus Februar 2023 über eine potenzielle Verzerrung des X-Algorithmus von Musk. Platformer bezog sich dabei auf zwei anonyme X-Mitarbeiter.

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