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Krise des Chemieriesen

CO2-Zertifikate-Handel: BASF-Chef warnt vor Milliardenkosten durch EU-Klimapolitik

Der Fahrplan steht längst fest: In den kommenden Jahren werden EU und Mitgliedstaaten Wirtschaft und Verbraucher bei CO2-Emissionen noch stärker zur Kasse bitten. BASF-Chef Kamieth warnt vor dem enormen Zerstörungspotenzial dieser Politik.

IMAGO/Werner Lerooy

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Die Wahrheit kommt auf Taubenfüßen daher – das wusste schon Friedrich Nietzsche. Und offenbar gilt das auch für die europäische Klimapolitik: Nur langsam, aber unaufhaltsam bricht sich die Wahrheit über die tatsächlichen Kosten der grünen Transformation und ihre Folgen für das industrielle Fundament Deutschlands Bahn.

Am 29. Oktober trat der BASF-Vorstandsvorsitzende Markus Kamieth anlässlich der Präsentation der Quartalszahlen vor die Presse. Und was er verkündete, war die nächste kalte Dusche für alle, die noch auf ein neues Wirtschaftswunder hoffen.

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Der weltgrößte Chemiekonzern meldete für das dritte Quartal 2025 einen Umsatzrückgang von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr, das EBITDA sackte um fünf Prozent ab. BASF steht unter massivem Druck – und hat bereits 1.400 Stellen gestrichen, um dem wachsenden Kostendruck zu begegnen.

Die Zahlen von BASF müssen vor dem Hintergrund eines sich langsam erholenden globalen Konjunkturzyklus gelesen werden. Vor allem die US-Wirtschaft sorgt mit nahezu vier Prozent Wachstum für eine massive Nachfrage. Auch in China und Indien expandieren die Ökonomien weiterhin dynamisch – gerade in den für die Chemie entscheidenden Bereichen.

Während weltweit die Konjunktur anzieht, verliert BASF – wie weite Teile der deutschen Chemieindustrie und die Industrie insgesamt – weiter an Boden.

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Besonders hart trifft es das Stammwerk in Ludwigshafen. Dort blickt die Belegschaft von 33.000 Beschäftigten in eine ungewisse Zukunft.

Kamieth wurde bei der Präsentation der Zahlen unerwartet deutlich. Neben Kritik an der Handelspolitik der EU und den steigenden Energiekosten am Standort Deutschland legte er den Finger in eine Wunde, die sonst selten offen diskutiert wird: die Klimapolitik der Europäischen Union.

Kamieth nahm kein Blatt vor den Mund und bezeichnete das europäische CO2-Zertifikatesystem (EU ETS 2) als das, was es ist: einen Angriff auf das industrielle Fundament Europas.

Allein für BASF würden – sollte sich am Klimakurs im Rahmen des CO2-Handels nichts ändern – ab 2027, wenn Ausnahmen vom Handel gestrichen werden, bis zum Ende der Dekade jährliche Zusatzkosten von rund einer Milliarde Euro anfallen. Und diese Kosten, so Kamieth, tragen ausschließlich die europäischen Industriebetriebe. Der Rest der Welt mache dabei schlicht nicht mit.

Kamieth hat damit einen wunden Punkt getroffen. Die Industrie der EU wird durch eine ideologisierte CO2-Politik finanziell in die Enge getrieben. Die Deindustrialisierung ist – ob unausgesprochen oder verdrängt – das Ergebnis einer Politik aus Brüssel und ihrer nationalen Vollstrecker, deren einzige Antwort auf das selbst verursachte Desaster in immer neuen Subventionen besteht.

Kritik an dem zentral geplanten klimapolitischen Desaster für die Industrie ist selten. Umso bemerkenswerter sind die unmissverständlichen Worte des BASF-Chefs – nur zwei Wochen nach der scharfen Kritik von Christian Kullmann, dem CEO von Evonik. Beide richten ihre Warnungen an dieselbe Adresse: den europäischen Isolationismus in der Klimapolitik.

Kullmann forderte ebenfalls eine umfassende Reform des CO2-Emissionshandels – wenn nicht sogar die vollständige Abschaffung dieses Systems. Er sprach offen von „volkswirtschaftlichem Irrsinn“.

Beide Konzernchefs kennen den globalen Wettbewerb. Und sie wissen: Niemand wird der Brüsseler Linie folgen.

Klimaclub zunehmend isoliert

Der globale Klimaclub wirkt derweil zunehmend isoliert. Auf der COP30-Klimakonferenz in Brasilien bestätigte der Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen, dass selbst führende Industrienationen dem europäischen Vorstoß zur CO2-Dominanz nicht mehr folgen.

Diese Entwicklung offenbart Risse im Glauben an einen ausschließlich CO2-getriebenen Klimawandel – ein Signal, das auch die europäische Klimapolitik nicht verschleiern kann.

Sowohl COP30 als auch die immer dichter getakteten Klimagipfel der Europäischen Union offenbaren, wie sehr man verhindern will, dass sich diese Zweifel im Bewusstsein der Bevölkerung festsetzen. Denn es steht zu viel auf dem Spiel: an der gigantischen CO2-Steuermaschine, die in den kommenden Jahren vor allem den Brüsseler Zentralkörper der EU mit üppigen Finanzmitteln versorgen soll.

Dabei verhält es sich ähnlich wie bei der Kernkraft. Hinter einem eisernen medialen Vorhang, den Teile der Medien und der Politik um diese Energieform herum gespannt haben, bleibt der deutschen Öffentlichkeit verborgen, dass die Atomkraft weltweit vor einem Comeback steht – mit dem Ziel, die Kapazitäten in den kommenden drei Jahrzehnten nahezu zu verdoppeln.

So ist geplant, das jährliche Volumen aus dem CO2-Zertifikatehandel in den kommenden Jahren auf rund 100 Milliarden Euro etwa zu verdreifachen. Hinzu kommen CO2-Steuern und weitere Klimaabgaben, die auch den Verbraucher treffen.

Man denke nur an die Flugabgaben, die derzeit den Flugreisestandort Deutschland buchstäblich von der Landkarte tilgen.

Wie hoch die durch Klimapolitik und Gesetzgeber erzwungene Fehlsteuerung von Kapital tatsächlich ausfällt, lässt sich nur schwer beziffern. Wir stehen vor einem Geflecht aus Abgaben, Subventionen, steuerlichen Vorteilen, versteckten Beihilfen und Preisgarantien.

Doch dass auf diese Weise rund vier, wenn nicht fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts marktfern verbrannt werden, dürfte eher eine realistische Schätzung sein.

Deutschland wird mit der Ausweitung des Zertifikatesystems und der massiven Anhebung der Klimasubventionen Jahr für Jahr zwischen 150 und 200 Milliarden Euro an produktivem Kapital einbüßen. Es ist daher keineswegs übertrieben, die Brüsseler Klimapolitik als Verarmungsmotor zu bezeichnen – einen Motor, der den europäischen Industriestandort im globalen Wettbewerb regelrecht zur Ader lässt.

Dass die Europäische Union einen Klimasozialfonds (KSF) eingerichtet hat, der zunächst mit rund 10 Milliarden Euro jährlich ausgestattet wird und privaten Haushalten sowie kleinen Unternehmen bei der sogenannten grünen Transformation unter die Arme greifen soll, zeigt: In Brüssel ist man sich der Folgen dieser Politik durchaus bewusst. Gerade das macht dieses politische Handeln ethisch umso verwerflicher.

Wir erleben eine zunehmende Zentralisierung politischer Macht in Brüssel – legitimiert durch den moralischen Imperativ des Kohlenstoffdioxids – ein zivilisatorischer Kotau vor dem Klimakult.

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19 Kommentare

  • Der Unterschied zwischen Geld und Wasser ist folgender:
    Geld fließt von unten nach oben.
    Wasser fließt von oben nach unten.

  • Dexit wäre eine Option.
    Könnte mal jemand beschreiben wie man so einen Dexit einleiten kann?

  • Jetzt machen sie langsam den Mund auf. Zu spät.

  • BASF warnt: Schön und gut, was wird das bewirken ? Nichts.

  • Tja, liebe Top-Manager, ihr hättet euch wehren sollen, als es dazu an der Zeit war. Nach dem Automobil-Gipfel und dem Stahl-Gipfel kommt demnächst der Chemie-Gipfel im Kanzleramt. Dann steht ihr wieder da wie die Ölgötzen und bekommt den Mund nicht auf!

  • Raus aus der EU, aber sofort!
    Nur Knalltüten lassen sich abzocken.

    • Die AfD wäre längst aus der EU ausgetreten und hätte mit diesem CO₂-Schwindel Schluss gemacht, ohne dabei den Klimawandel zu leugnen. Es gibt keine zuverlässigen Beweise, dass CO₂ der Verursacher ist, nur eine gefälschte Statistik dazu.

  • Die Industrie hier hat das alles selbstverschuldet– die haben seit Jahrzehnten das Spielchen mit der Politik mitgemacht– Hauptsache Subventionen, usw– die Gewerkschaftsbosse ebenfalls — als Habeck und Co die grosse Energiewende usw etablieren wollten , haben sie alle applaudiert und sind mit dem Strom geschwommen– jetzt schauen sie alle dumm aus der Wäsche– und wer leidet? wie immer die Arbeiterklasse. Die Menschen sind so festgefahren in ihrer Denkweise und wählen grad die Leute die seit Jahren das Leben immer schlimmer machen — ich verstehe sie nicht —

  • BASF Ludwigshafen ist im weltweiten Konzernverbund der einzige Betrieb mit Verlusten in Milliardenhöhe. Soetwas läuft nicht dauerhaft.

  • Verstehe ich das richtig, er wurde Topmanager ohne überhaupt die Zusammenhänge zu kapieren?

  • Ich würde als BASF Deutschland so schnell wie möglich verlassen.
    Das trägt zur Klimaneutralität bis 2040 bei.
    Und bis die Dummen wach werden ist es sowieso zu spät.
    Meint der Freund meines Tankwarts.

  • Wie in Dokumenten des Bundesarchivs in Koblenz zu lesen ist, war allen voran der damalige Bundespräsident Theodor Heuss in einem auf den 27. Februar 1954 datierten Schreiben zuletzt noch mit der Frage befasst, was den Boden „golden“ macht, auf dem eine hochentwickelte Industriegesellschaft aufgebaut ist. Anstatt aber heutzutage die dazu längst unabweisbar auf dem Tisch liegenden Erkenntnisse zu achten, sehen sich die theoretisch angeleitet und empirisch kontrolliert erhobenen Befunde zu dessen Güte bald ein Dreivierteljahrhundert später einfach von demselben gewischt. Es kommt dann nicht von ungefähr, wenn gegenwärtig die privatwirtschaftlich geführten Unternehmen daran zunehmend schärfer Kritik üben. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass der damit zum Ausdruck gebrachte Ernst der Lage erkannt wird. Vielmehr steht eher bevor, dass weiterhin fälschlich so getan wird, als ob die herausgehobenen und insofern externen Wissensbestände nichts zählen.

  • Die AfD wäre längst aus der EU ausgetreten und hätte mit diesem CO₂-Schwindel Schluss gemacht, ohne dabei den Klimawandel zu leugnen. Es gibt keine zuverlässigen Beweise, dass CO₂ der Verursacher ist, nur eine gefälschte Statistik

    • Co2 ist Leben,ohne Co2 kein O2

  • Wenn die Konkurrenz aus dem Ausland nur mitmachen würde – wer rettet zuerst die Welt.

    Doch festzustellen ist, dass im Ausland nicht mitgemacht wird.
    Und selbst wenn die ganze Welt den Zoll gegenüber der EU unterlassen würde – für ihre eifrigen Bemühungen -, was Import und Export anbelangt, wären wir weiterhin nicht konkurrenzfähig mit unseren hiesigen Produkten.

    Die hergestellten Güter würden sie dann nur geschenkt nehmen, wie den überschüssigen Strom, wenn der Wind bemüht ist die Windkraftanlagen in Rotation zu versetzen und genug der Strahlen der Sonne auf den Photovoltaikanlagen bescheinen mögen;

    wodurch die Strombörse goldige Zahlen auswirft und selbst, wenn die Preise nicht negativ sind, kann dennoch günstig Stromkontingente erworben werden, für den nächsten Tag, wenn gerade mal keine Sonne scheint oder zu wenig Wind weht – dann muss für viel Geld aus Kohle oder Gas geliefert werden.

    Zum Glück ist das alles nur fiktiv, bis es wirklich so ist.

  • Ach was, Robert und VdL sehen das ganz anders. 😵‍💫🤮

  • Wusste jeder Junkie,die Top Manager anscheinend nicht…

  • Klimawahn zerstört unser Land und das Klima ändert sich seit Millionen von Jahren auch ohne Industrie .
    Unsere Politiker sind so empfänglich von den Lobbyisten wie noch niemals zuvor in der Geschichte

  • Huch! Nach Jahrzehnten aufgetaut worden, oder wie?

    Später Realitätsteilnehmer.

    Wo waren diese „Bosse“ all die Jahre?

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