Als wir hier auf Apollo News vor fast genau zwei Jahren eine Analyse mit dem Titel „Amerikas nächster Krieg“ brachten, war Trump mitten im Wahlkampf, Planungen für eine zweite Präsidentschaft steckten noch in den Kinderschuhen und unsere Prognose, dass unter seiner Führung Amerika den Krieg gegen die Drogen und Schleuser bald wortwörtlich als Krieg mit Drohnen, Luftangriffen und Soldaten führen wird, erschien vielleicht etwas weit hergeholt.

An diesem Dienstag erwartete dann ein Boot von Drogenschmugglern unterwegs in der Karibik nicht etwa das übliche ein Katz- und Mausspiel mit der US-Küstenwache, sondern eine Hellfire-Rakete aus der Luft: Ein Militärschlag, 11 Schmuggler „killed in Action“ – und „Adiós“ twittert später das Weiße Haus. Das ist die Realität 2025.

Den Kampf gegen die Kartelle führt die US-Regierung jetzt militärisch. Anders als gerne dargestellt, ist Trumps Regierung nämlich bei weitem nicht isolationistisch. Der US-Präsident sieht Interventionen weit entfernt von Amerika und US-Interessen zwar grundsätzlich skeptisch, spielt jüngst aber gar mit dem Gedanken das US-Verteidigungsministerium wieder ins US-Kriegsministerium umzubenennen, das hatte einen „stärkeren Klang“ findet er – und erinnert an die Zeit vor 1947, als „wir alles gewonnen haben“ meint Trump nostalgisch.

Gerade wenn es um Krisen direkt vor Amerikas Haustür geht, hat das Priorität für das Trump-Pentagon. Ein Memorandum des neuen Verteidigungsministers Pete Hegseths definierte abgesehen von China, vor allem das US-Staatsgebiet und das „nahe Ausland“ in Lateinamerika und der westlichen Hemisphäre insgesamt als Hauptpriorität, während man in Europa und dem Nahe Osten die Präsenz mittel- und langfristig zurückfahren will und dort bereit ist „Risiken einzugehen“ (Apollo News berichtete).

Der Schutz des US-Staatsgebiets vor Drogendealern, illegaler Migration und Terroristen, in den USA unter dem Begriff „Heimatschutz“ und dem dazugehörigen US-Heimatschutzministerium zusammengefasst, fällt jetzt immer mehr auch in die Domäne des Pentagons. Lange galt all das als fast ausschließlich polizeiliche Problematik, aber der Rekordstrom von Millionen illegaler Migranten während der Amtszeit von Joe Biden sowie das nachhaltige Ankämpfen gegen den Schmuggel von tödliche Mengen Fentanyl über die Südgrenze haben bei Trump-Vertrauten ein Umdenken ausgelöst.

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Kartelle verdienen an illegaler Migration und Drogenhandel Unsummen an Dollar und treten in Ländern wie Mexiko durch eigene paramilitärische Strukturen mitunter so mächtig oder mächtiger als der Staat auf – genau dieser Zustand droht zudem über die US-Südgrenze auch nach Amerika hereinzudiffundieren. Genau daher sieht die Trump-Regierung sie jetzt nicht mehr als Kriminelle sondern als militärische Feinde der USA. Das zeigt sich gleich in einer Reihe von Entscheidungen seiner Regierung.

So etwa die Entsendung von diesmal nicht nur Nationalgardisten sondern auch aktiven US-Soldaten an die Südgrenze bereits seit Anfang des Jahres. Als Teil eines ganzen Maßnahmenpakets der neuen Regierung konnte man so illegale Grenzübertritte drastisch nach unten bringen. Parallel nimmt Trumps Regierung die Kartelle selbst ins Visier.

Was vor einigen Jahren noch Überlegung Trump-naher ThinkTanks – oder gar der Stoff von Action-Filmen (Sicario 2) – war, ist Anfang des Jahres Realität geworden: Die US-Regierung stuft Kartelle als ausländische Terrororganisationen ein, was die Verfolgung dieser Gruppen durch US-Behörden massiv ausweitet. So wie man im Stil des Krieges gegen den Terror Al-Qaida-Mitglieder bis ans Ende der Welt verfolgte, sind jetzt auch viele Kartelle im Fadenkreuz der USA.

Auf Grundlage der neuen Einstufung behandelte man Kartellmitglieder in den USA jetzt auch nicht rechtlich wie Kriminelle sondern wie militärische Feinde. Die Folge? Trump setze Bestimmungen des „Alien Enemies Act“ von 1798 ein, um Migranten mit Verdacht auf entsprechende Kartellmitgliedschaft sofort und ohne Verfahren per Militärmaschine nach El Salvador in die Gefängnisse von Nayib Bukele abzuschieben. Und das ist dabei nur das Schicksal einfacher Mitglieder – führende Kartellmänner dürften nicht unversehrt davon kommen.

Schmuggler selbst tötete man jetzt schließlich schon aus der Luft. SOUTHCOM, das Südamerika-Kommando des Pentagons zieht in der Karibik bereits seit Wochen eine ganze Gruppe an Kriegsschiffen der U.S. Navy für den Kampf gegen die Kartelle zusammen. Der Militärschlag jetzt dürfte gerade erst der Auftakt dafür gewesen sein.

Derweil steigt der Druck auf Mexiko den USA ein formelles Go für Militäreinsätze auf mexikanischen Boden zu geben. Bereits seit der Amtsübernahme von Trump sind CIA-Drohnen für unbewaffnete Aufklärungsoperationen gegen Kartelle über dem Land im Einsatz – mit Zustimmung aus Mexico Stadt. Militärische Aufklärungsflüge gegen Kartellaktivitäten finden ebenfalls statt, aber bisher noch knapp außerhalb der mexikanischen Staatsgrenze.

Mexikos linke Präsidentin Claudia Sheinbaum hat öffentlich alle Gedankenspiele zu US-Militäreinsätze auf eigene Faust scharf zurückgewiesen. Denn Trumps Regierung hat längst gesagt, dass man zwar die Zustimmung der mexikanischen Regierung sucht, aber am Ende auch eigenmächtig auf mexikanischen Boden US-Militär einsetzen wird, wenn man es für nötig hält. US-Verteidigungsminister Hegseth betonte in der Vergangenheit bereits: „Alle Optionen sind auf dem Tisch.“

All das erhöht den Druck auf Sheinbaum entsprechenden Einsätzen etwa im Rahmen formeller „Sicherheitskooperationen“ zuzustimmen. In Mexiko ist all das in verschiedene Richtungen hin umstritten: Im mexikanischen Senat kam es etwa zuletzt zu einem Handgemenge zwischen konservativen Senatoren aus der Opposition die einen US-Einsatz befürworten und Politiker von Sheinbaums Regierungspartei.

Und das ist nur alles was öffentlich bekannt ist. Ob es nicht längst hinter verschlossenen Türen geheime Absprachen – oder geheime Alleingänge der US-Regierung auf mexikanischen Boden gibt, weiß kaum jemand. Optionen gäbe es schließlich auch abseits des Einsatzes uniformierter Soldaten, etwa mit Paramilitärs von der CIA, die mit glaubhafte Abstreitbarkeit in zivil Drogenbosse ins Visier nehmen. Unterstützt von den Augen und Ohren des Pentagons, CIA, NSA und Co.

Eins ist klar, die Botschaft der Trump-Regierung an Kartelle ist unmissverständlich: Wer Drogen, wer Migranten in die USA schmuggelt, den werden wir jagen – egal wo er ist.

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