Seit gut einer Woche dauern die Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran an. Auslöser war der iranische Fortschritt in der Entwicklung von Nuklearwaffen. Eine solche Waffe in den Händen des Mullah-Regimes würde für Israel eine existentielle Bedrohung darstellen. Daher reagierte Israel: Es kam zu gezielten Schlägen gegen iranische Atomanlagen sowie gegen die Führung in Teheran. Doch was würde ein atomar bewaffneter Iran für die Welt bedeuten? Und wäre das Regime in Teheran tatsächlich bereit, alles zu riskieren, selbst die eigene Vernichtung, um den selbsternannten Erzfeind auszulöschen?
In Bezug auf Worte war man im Iran schon immer vorne dabei – daran änderte auch der jetzt wiederaufflammende Krieg nichts. Immerhin erklärte der oberste geistliche Führer des Iran, Ali Khamenei, dass Israel mit seinen militärischen Schlägen gegen den Iran riesige Fehler gemacht habe und dafür bezahlen werde. Auch an die USA wandte sich Khamenei. Die Vereinigten Staaten müssen wissen, dass sich der Iran in keinem Fall ergeben werde. Angriffe seitens der USA auf den Iran hätten „irreparable Konsequenzen“.
Auch bei den iranischen Drohnenangriffen auf Israel im vergangenen Frühjahr spukte man in Teheran große Worte. Khamenei erklärte damals, „die Streitkräfte des Landes haben ihre Macht demonstriert – unabhängig davon, wie viele Ziele getroffen wurden“. Oder dass das „böse zionistische Regime“ „bestraft“ werden müsse. Im Endeffekt ist jedoch nichts passiert. Damals wurden nahezu alle iranischen Angriffe abgewehrt. Und auch in der jüngsten Eskalation kann der Iran, anders als Israel, wenig Erfolge vorweisen. Doch die Hartnäckigkeit der Angriffe aus Teheran zeigt vor allem eines: Wenn die Mullahs stärkere Waffen zur Verfügung hätten, würden sie diese wohl auch einsetzen.
Um zu verstehen, wie die Mullahs denken, muss man einen Schritt zurückgehen und einen Blick auf den iranischen Staatsapparat werfen. Nach der Revolution von 1979 wurde die Monarchie unter Schah Mohammad Reza Pahlavi gestürzt und ein System errichtet, das sich formell auf die Oberhoheit der schiitisch-islamischen Rechtsgelehrten (Fuqaha) stützt. Die Verfassung von 1979 (revidiert 1989) bildet die juristische Grundlage für ein hybrides System aus Pseudo-Demokratie und Islamismus.
Im Zentrum des politischen Systems steht der Oberste Führer, der in einer Art quasi-theokratischer Monarchie de facto über alle Staatsorgane herrscht. Die Position basiert auf dem Prinzip der „Velayat-e Faqih“ („Herrschaft des islamischen Rechtsgelehrten“), entwickelt vom Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Khomeini. Der oberste Führer wird vom Expertenrat gewählt, einem Gremium aus religiösen Gelehrten, das jedoch stark kontrolliert und ideologisch gelenkt ist.
Der derzeitige Führer, Ali Khamenei, kontrolliert unter anderem die Streitkräfte und Revolutionsgarden, die Justiz, das staatliche Fernsehen und Rundfunkwesen, Sicherheits- und Außenpolitikgremien und die Ernennung wichtiger religiöser und politischer Positionen (z. B. Chef der Justiz, Mitglieder des Wächterrats).
Besonders das religiöse Selbstverständnis der Mullahs gibt Anlass zur Sorge. Die iranische Führung ist schiitisch, eine der beiden Hauptglaubensrichtungen im Islam. Der Schiismus ist in der islamischen Welt in der Minderheit gegenüber den mehrheitlichen Sunniten.
Der Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten geht auf eine frühe Streitfrage im Islam zurück: Wer soll nach dem Tod von Glaubensbegründer Mohammed dessen Nachfolge antreten? Die Sunniten erkannten Abu Bakr, einen engen Gefährten Mohammeds, als rechtmäßigen Kalifen an. Die Schiiten hingegen glaubten, dass nur ein direkter Verwandter des Propheten – nämlich sein Vetter und Schwiegersohn Ali – diese Rolle übernehmen könne. Aus dieser Spaltung entwickelten sich unterschiedliche religiöse Praktiken, Rechtsschulen und theologische Ansichten. Während Sunniten die Mehrheit der Muslime weltweit stellen, bilden Schiiten besonders im Iran, Irak und Libanon bedeutende Gruppen. Im Iran herrscht eine besonders radikale Auslegung des Schiismus.
Der schiitische Islam im Iran ist nicht nur eine religiöse Identität, sondern mit der „Herrschaft der Rechtsgelehrten“ die ideologische Grundlage eines politischen Systems. Eine zentrale Rolle innerhalb dieses Systems spielt der Glaube an den verborgenen zwölften Imam, den sogenannten Imam Mahdi. In der zwölfer-schiitischen Theologie, wie sie im Iran vorherrscht, gilt der Mahdi als der legitime, aber derzeit verborgene Nachfolger des Propheten Mohammed. Der Glaube besagt, dass er eines Tages in einer Zeit tiefgreifender globaler Unordnung erscheinen wird, um Gerechtigkeit auf Erden wiederherzustellen und die wahre islamische Ordnung zu etablieren.
Diese messianische Erwartung ist im iranischen Machtapparat jedoch nicht bloß spirituell oder symbolisch, sondern wird von Teilen der religiösen Elite politisch instrumentalisiert. Besonders radikale Vertreter vertreten die Auffassung, dass die Rückkehr des Mahdi nicht passiv abgewartet, sondern aktiv vorbereitet werden müsse. Dazu zählen Maßnahmen wie der Aufbau eines „reinen islamischen Staates“, die moralische „Reinigung“ der Gesellschaft sowie die militärische Konfrontation mit, aus iranischer Sicht, als dekadent oder feindlich betrachteten Mächten wie den USA oder Israel. In diesem Zusammenhang wird nicht selten apokalyptisches Denken kultiviert: Chaos, Kriege und Krisen gelten nicht als Zeichen des Scheiterns, sondern als notwendige Etappen auf dem Weg zur Erlösung durch den Mahdi.
Diese Haltung schlägt sich auch in der Außenpolitik des Iran nieder. Die Unterstützung schiitischer Milizen im Irak, in Syrien, im Libanon (Hisbollah) oder im Jemen wird von bestimmten Klerikern als Teil einer „Mahdistischen Front“ verstanden – als Vorboten des kommenden „gerechten Imams“. In besonders radikalen Strömungen des Klerus findet sich sogar ein endzeitlich aufgeladener Antisemitismus, in dem Israel nicht nur als geopolitischer Feind, sondern als „Zeichen der Endzeit“ interpretiert wird, das zerstört werden müsse, um die Rückkehr des Mahdi herbeizuführen.
Ein markantes Beispiel für diese politische Messianisierung war der frühere Präsident Mahmud Ahmadinedschad, der in öffentlichen Reden von der baldigen Rückkehr des Mahdi sprach und in Teheran sogar Projekte initiierte, „um seine Ankunft zu erleichtern“. Er sah sich selbst und seine Regierung als direkt im Dienst des verborgenen Imams stehend.
Zugleich verleiht der Mahdi-Glaube dem iranischen Oberhaupt, dem Obersten Führer, eine quasi-heilige Autorität. Er wird in der offiziellen Doktrin als Stellvertreter des verborgenen Imams auf Erden verstanden. Diese Position macht ihn unangreifbar und immun gegen politische oder theologische Kritik. Der Glaube an den Mahdi dient somit nicht nur als Hoffnung auf Gerechtigkeit, sondern als ideologisches Werkzeug zur Legitimation autoritärer Herrschaft und zur Mobilisierung gegen äußere wie innere Feinde.
Diese Verschmelzung von messianischer Erwartung und politischer Radikalität ist eine der wirkmächtigsten und zugleich gefährlichsten Komponenten der iranischen Staatsideologie. Sie erlaubt es dem Regime, Repression, Aufrüstung und Expansion als religiöse Pflichten zu rechtfertigen. Mit diesem Selbstverständnis geht der Iran in die aktuellen Kriegshandlungen gegen Israel. Es wird also klar, warum unter anderem US-Präsident Trump erklärte, dass der Iran keine Nuklearwaffen besitzen darf. Dieser Gefahr ist sich auch Israel bewusst und handelte dementsprechend.
Eine Atomwaffe in den Händen eines islamistischen Endzeit-Regimes könnte nicht nur das Ende des jüdischen Staates auf Erden bedeuten, sondern stellt auch eine extreme Bedrohung für den Westen dar. Denn die messianische Komponente der Staatsideologie zeigt auch immer die Bereitschaft zu suizidalen Entscheidungen. Der Einsatz der Atombombe wäre in diesem Kontext wesentlich wahrscheinlich, als bei jedem anderen Regime der Welt – weil klassische Methoden der Abschreckung und des „Gleichgewichts des Schreckens“ ausfallen.
Ein ausgezeichneter Artikel H. Behrens.
Allein der Gedanke, dass dieses Regime Atomwaffen haben könnte, lässt das Blut gefrieren. Angesichts der geopolitischen Lage und der fundamentalistischen Auslegung, nicht die religiöse, darf das auch nach einem möglichen Sturz, niemals zugelassen werden.
Ich sage nur: Es ist an der Zeit, dass sich das Volk Persiens erhebt! JETZT!
Sehr guter Artikel ! Danke!
Der Islam gehört weltweit zurückgedrängt.
Ich hab nix gegen Islam.
Aber nur in Ihren eigenen Länder.
In Deutschland möchten wir das nicht.
Wird Zeit, dass Obama und der Uran Deal ins Rampenlicht kommt
Dieses und andere Islamisten Regime hätten niemals erlaubt werden dürfen.
Im Islam zählt nur die Gemeinschaft! (Ummah) Ein einzelner Mann ist unwichtig, es sei denn, als Märtyrer.
Da kann sein Wert exorbitant ansteigen.
Frauen haben eh nur zu gehorchen, sind als Mutter vieler Kinder gut gelitte,n aber haben sonst nix zu melden.
Wenn z.B. in einer Kampfsituation 250000 Muslime sterben ist das für die irrelevant, weil, die sind Helden und im Paradies.
Der Islam verehrt den Kampf und den Tod/das Nachleben!
Begreift das entlich! Die Schriften sind eindeutig, es geht immer ums Nachleben! Völlig konträr zu einer jüdisch/christlichen oder aufgeklärten säkularen Gesellschaft!
Abwarten, wie war das noch einmal mit Afghanistan und Irak Anfang des 21. Jh.???
Taliban heute wieder gestärkt (vlt. als je zuvor) nach dem Irak strömte die Bewegung isis von Jordanien bis Afghanistan.
Man stürzt(e) temporär Personen/Gruppierungen seit ca. 100 Jahre nach dem „vergifteten Frieden“ von Versailles und den Entwicklungen ab 1948 und vor allem dem „Engagement“ der USA (https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Ajax) und (https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Golfkrieg) und ab 1991 bis heute.
Jahrzehnte Wechsel der Akteure aber NULL Lösungen der Probleme.
Gleichzeitig brechen viele der westlichen Demokratie-Simulationen zusammen, würden manche sagen.
Und wieder werden wohl 2 Machtblöcke sich gegen überstehen mit deren Verbündeten G7 vs. BRICS+, aber auch hier wie zuvor nur eine kleine Gruppe die Nutznießer auf beiden Seiten sind.
Als BRICS+ Mitglied wird der Iran von China und Russland nicht vergessen, aber ob denen das Regime wichtig ist, bleibt wohl unbekannt.
Im iranischen Parlament sind sehr unterschiedliche Parteien vertreten. Die Parteien sind durchaus auf/zur Balance bemüht. Dasselbe gilt für den iranischen, charismatischen Schah.
Kaum mehr möchte ich sagen; außer, dass die Opec vor ein paar Monaten schon die Fördermenge erhöht hat. Auch der Iran gehört der Opec an (mit Veto-Recht). Vllt. geht da mehr vor sich.
Wenn die Araber/Muslime die Waffen niederlegen würden, gäbe es keinen Krieg mehr. Wenn die Israelis die Waffen niederlegen würden, gäbe es kein Israel mehr.
Keine Demokratie der Welt kann und darf es dulden, dass ein Terrorstaat wie der Iran im Besitz einer Atombombe ist. Israel bildet mal wieder die Sperrspitze der freien Welt und erledigt die Drecksarbeit und das beeindruckend effektiv und präzise.
Das unterscheidet den Iran von anderen islamischen Staaten, die im wesentlichen auf sich selbst fokussiert sind. Die Taliban, verbieten Schachspiel und Frauen an der Universität und bestaunen chinesische Autos in Russland. Wäre der Iran nur auf sich selbst bezogen, würde man ihn schlichtweg ignorieren wie die Taliban. Dass die in der Steinzeit hausen, interessiert weltpolitisch nicht.
Die Ideologie des Iran schlägt sich auch wie in jüngsten Äusserungen „Krebsgeschwür Israel“ wieder. Da kann man es den Israelis nicht verübeln, wenn sie dem Iran geplanten Massenmord vorwerfen. Auch die unterstützte Hamas war eindeutig: „Der Dschihad ihr Weg, der Märtyrertod ihr sehnlichster Wunsch“. Fehlen nur noch die Huthis mit „Tod für Amerika. Tod für Israel. Ein Fluch auf den Juden. Sieg für den Islam.“
Das für friedfertig zu halten, ist naiv.
Israel ist die einzige Atommacht in der ME Region und keiner einzigen der internationalen Vereinbarungen/Verträge zur Rüstungskontrolle, Begrenzung, Überwachung von Nuklearpotential beigetreten.
Erschreckend in dem Zusammenhang wie gespalten die AfD ist. Während ein Herr Jongen im EU Parlament eine beeindruckende Rede pro Israel hält, fallen Chrupalla und Höcke dem Land in den Rücken und schwafeln was von Diplomatie. So können nur Leute reden die absolut keine Ahnung haben.
Es würde Frieden für den Iran bedeuten der völkerrechtswidrig von Israel angegriffen wurde.
Sehr guter Kommentar. Zu ergänzen ist nur noch, dass in der iranischen Verfassung der Mahdi das Staatsoberhaupt ist und Leute wie Chamenei ihn nur vertreten bis der Mahdi aus dem Brunnen in Ghom herausgekrochen kommt und dann die gesamte Macht übernimmt. Das passiert in der Endzeit und die ist bald laut den schiitischen Klerikern. Ich persönlich vermute diese Irren haben schon lange ihre Pillen nicht mehr genommen.
Wenn die Endzeit gekommen ist kommen nicht Mohamed oder Ali sondern Jeshua wieder zurück so ist es richtig. Und ganz besonders wird er die evangelische und katholische Kirchen vernichten weil sie nicht mehr an ihn glauben und ihn verleugnen. Der Zukunft gehört damit der orthodoxen Christenheit.
Kann den Schwachsinn Sünde sein?
Nur Fakten:
1.. CNN hat eine lange Serie von Videos Zusammengeschnitten, seit 1996 warnt Israel regelmäßig bei CNN, dass Iran in wenigen Wochen eine Atombombe hat.
2. Israel läßt bezüglich Atomwaffen keine Inspektionen zu. Offiziell hat Israel keine Atomwaffen.
3. Tulsi G. hat Ende März berichtet, dass Iran keine Atombombe hat und plant.
4. IAEA Chef hat heute mitgeteilt, dass Iran Urananreicherung plant, aber keine Atomwaffen plant und hat.
Man merkt deutlich, dass sich die Regierung, EU, und Medien bei uns sehr schwer tun ein Narrativ zum überraschenden Angriff Israels auf den Iran zu erzeugen.
Kam ja auch überraschend, ein Tag früher hat Trump noch verkündet, dass ein Deal fast abschlussreif wäre.
Möge sich jeder eine Meinung bilden, ÖRR und Apollo sind hierbei wenig hilfreich.
Das Christentum ist eine Religion des Lebens, der Islam eine Religion des Todes.
Back to the Future – oder wie Esel- und Ziegenficker sagen: „Will Kommen“.
All dies wäre nie erfolgreich, wenn nicht noch Dümmere daran glauben würden.
Bin Pessimist: So oder so, es wird böse enden.
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/krieg-israel-iran-terrorgefahr-furcht-fluechtlingswelle/
Wenn Netanjahu seine Kriege beendet, kommt der Staatsanwalt und wahrscheinlich Knast, wie bei einem seiner Vorgänger, ich glaube Ehud Barak war es.
Alle US-Geheimdienste sagen, der Iran entwickelt keine Atombombe. Punkt. Warum dann die Angriffe Israels?? Es geht um die Transportkorridore. Nun ist einer fertig, von Teheran bis nach Urumqui, China. DAS GEHT GAR NICHT. Un der zweite von Russland in Nord-Süd-Richtung ist auch bald fertig. Aus und vorbei die Macht der USA!
Im übrigen sollten wir alle den Gaza Krieg und die Zerstörung Syriens verurteilen. Israel gehört deswegen bestraft. Ja wo sind wir denn? Kann einfach andere Staaten zerstören??