Es tut sich etwas in Amerika. In kleinen Schritten entfernt sich die Elite des Landes von Auswüchsen der woken Bewegung. Klar, Wokeness ist weiterhin noch omnipräsent, aber sie ist inzwischen in der Defensive. Vorbei sind die Black-Lives-Matter-Zeiten von 2020 als mitunter eine kulturrevolutionäre Stimmung herrschte, in der von jedem, der den als „Antirassimus“ und „Diversity, Equity, Inclusion“ (DEI) geframeten Prinzipien die Gefolgschaft verweigerte, sofort als Rassist gebrandmarkt und aus der guten Gesellschaft entfernt wurde.
Jahrelanges, totalitäres Symbol für jene eingeforderte Gefolgschaft waren sogenannte „Diversity Statements“ an US-Eliteuniversitäten. Mit ihnen bricht nun ausgerechnet das Massachusetts Institute of Technology (MIT), eine der Top-Universitäten der Welt. Relativ still und heimlich wurde das MIT die erste Eliteuni, die die Praxis beendete.
„Diversity Statements“, die jeder Kandidat für eine Position in der Uni-Fakultät abgeben muss, sind seit etwa einem Jahrzehnt an vielen US-Unis ein Werkzeug, um Neueinstellungen auf ideologische Loyalität zur DEI-Agenda zu prüfen. Harvard beschreibt die Statements als „eine ausgefeilte, erzählerische Aussage“, die „die eigenen Erfolge, Ziele und den Prozess beschreibt“, mit dem man „Diversity, Equity, Inclusion“ fördern will.
Ungleichbehandlung im Namen der Vielfalt
Die Statements sollen also sicherstellen, dass neue Professoren, die Welt in den Augen von DEI sehen, ein ideologischer Rahmen, der sich selbst unter dem Banner von „Gleichberechtigung“ verkauft, aber mehr mit Gleichmacherei anhand ethnischer und sexueller Linien zu tun hat. Das „Equity“ in „Diversity, Equity, Inclusion“ bedeutet auf Deutsch nicht „Gleichberechtigung“ wie vielleicht „Equality“, sondern wird im Englischen viel eher verwendet, um „Gleichheit der Resultate“ in ein Wort zu fassen.
Es geht nämlich eben nicht um eine gleichberechtigte Behandlung jedes einzelnen völlig unabhängig von Hautfarbe, Sexualität, etc., sondern um das völlige Gegenteil: Denn „Farbblindheit“ – also die Hautfarbe einer Person einfach auszublenden – gilt selbst mittlerweile als rassistisch. Unterschiede verschiedener Gruppen etwa bei Testergebnisse oder der Einkommensverteilung sollen demnach nichts mit individuellen Lebensentscheidungen zu tun haben, sondern mit einem angeblich bis heute existierenden System von „weißer Vorherrschaft“ – das soll zerstört werden, indem man u.a. zum „Ausgleich“ bestimmte Gruppe bevorzugt. Das ist der Kern von DEI.

Aber dessen Dominanz an US-Hochschulen bröckelt nun. Das MIT dürfte nicht die einzige Eliteuni sein, die „Diversity Statements“ abschafft. Bereits bei einem anderen, ähnlich brisanten DEI-Thema war es das MIT, was eine Wende anstieß: Standardisierte Tests. Diese in den USA landesweit gleich durchgeführten Tests bestimmten lange Zeit, wer durch akademische Leistungen an US-Topunis kommt (auch wenn andere Faktoren durchaus eine Rolle spielen konnten).
In den 2020er Jahren schafften viele der Eliteunis sie aber auf einmal als Voraussetzung ab. Die Corona-Pandemie spielte dabei offiziell eine wichtige Rolle, wenn nicht wichtiger war aber ein anderes Argument: Dass die Tests Minderheiten diskriminieren würden, denn Afroamerikaner und Latinos schnitten im Durchschnitt oft schlechter ab als Weiße (und Asiaten besser).
Die Tests drohten damit, die Unis weniger „vielfältig“ zu machen, argumentierten immer mehr DEI-Anhänger. Schon seit Jahren gab es an US-Universitäten die kontroverse Praxis der „Affirmative Action“ bei der man die Hautfarbe der Bewerber mitberücksichtigte und auch zur Bevorzugung nutzte. 2023 erklärte der Supreme Court diese für verfassungswidrig, geklagt hatte eine Koalition asiatischer Studenten, die wegen ihrer überdurchschnittlichen akademischen Leistung vielerorts inoffiziell als unerwünschte Minderheit galten.
Um ähnliche Vorwürfe der Diskriminierung zu umgehen, hilft es natürlich immer mehr auf subjektive Bewertungen der Bewerber zu setzen – sei es in Essays, Gesprächen, etc. – und auf objektive Faktoren wie Testergebnisse zu verzichten. Genau das war eben eines der Ziele beim Ende der Tests, den das MIT aber dann bereits 2022 wieder einführte. Inzwischen folgten dem Schritt auch die anderen Ivy League-Unis Dartmouth, Yale und Brown.

Es tut sich etwas an den Unis: Man entfernt sich wieder vom Höhepunkt der woken Bewegung 2020/21. Zu sehen ist das auch an den aktuellen antisemitischen Krawallen. Zwar ist man auch da von einer klaren Linie der Uni-Präsidenten weit entfernt. Aber Zustände wie vor der Corona-Pandemie, als man mancherorts Uni-Besetzungen tolerierte und vor Linksradikalen auf dem Campus völlig kapitulierte, scheinen jetzt ihr Ende gefunden zu haben.
Ein böses Erwachen
Der vielerorts zutage getragene offene Judenhass war schlicht zu viel. Egal wie rassistisch manche der DEI-Vorhaben im Kern waren, in der Öffentlichkeit konnte man sich immer gerne als „vielfältig“ und „anti-rassistisch“ verkaufen. Eine offene Begeisterung über die Terrorattacken vom 7. Oktober, die an vielen Unis „pro-palästinensische“ Gruppen zeigten, war dagegen nicht mehr zu verstecken.
Und auch bei vielen Alumni der Unis war jetzt der Unmut groß, viele von ihnen zwar auch politisch eher linksliberal, haben jetzt erst so richtig realisiert, was sich an ihren ehemaligen Unis zusammengebraut hat. Beispielhaft dafür ist Bill Ackman, erfolgreicher Hedgefonds-Manager, politisch ebenfalls eher links der Mitte als langjähriger Unterstützer der Demokraten, spendete Millionen an seine Alma Mater Harvard – bis es dann im Herbst 2023 zu einem (bösen) Erwachen kam.

Seitdem führt Ackman einen Kreuzzug gegen die DEI-Ideologie und Uni-Führungsleute, die bei Antisemitismus lieber ein Auge zudrücken. So half er mit, Harvard-Präsidentin Claudine Gay zu Fall zu bringen, nachdem sie in einer Anhörung gemeint hatte, es komme „auf den Kontext“ an, ob ein Aufruf zum Völkermord an Juden gegen den sonst so streng „anti-rassistischen“ Verhaltenskodex der Uni verstoße. Ackman zeigte, womit man tatsächlich Druck auf die Eliteuniversitäten ausüben kann: Geld.
Er bringe „Wall Street-Taktiken zu einem Ivy League-Kampf“ schrieb etwa CNN über die Initiative von ihm und anderen Harvard-Alumni, mit dem Zurückhalten ihrer sonst üppigen Großspenden massiven Druck auf die Uni-Leitungen aufzubauen. Ackmans aggressives Vorgehen zeigte jedenfalls Früchte, bei den aktuell aufflammenden antisemitischen Krawallen und Uni-Besetzungen war für viele Uni-Präsidenten klar, dass sie eine rote Linie gegen radikal-woke Studenten durchsetzen müssen – obwohl man vorher ähnliches wohl toleriert hätte. Feinde hat sich Ackman ebenfalls genug gemacht: Das New York Magazine attackierte Ackman gar als das „öffentliche Gesicht einer Milliardärsklasse, die befürchtet, dass sie nicht länger die Welt regiert“.
Auch wenn in der Geschäftswelt mit eigenen DEI-Iniativen mitunter der Eindruck entstand, dass dort inzwischen auch eine woke Ideologie das Sagen hat, so zeigt sich jetzt langsam, dass eben doch am Ende Geld regiert. Bestes Beispiel dafür war zuletzt Google. Auch das Unternehmen ist sicherlich weit entfernt davon, irgendwie „anti-woke“ zu sein, aber man kann erste Zeichen des Abrückens von eben jener Obsession über alle möglichen Gesellschaftsthemen mit entsprechender Politisierung des Arbeitsplatzes beobachten.
Jahrelang war es nämlich nicht unüblich, dass sich die Führung großer US-Tech-Konzerne von internen Protesten woker Angestellte leiten ließ. So etwa, wenn es um Verträgen mit dem US-Militär oder US-Grenzschutz ging oder als Kay Coles James, damals Präsidentin der konservativen Heritage Foundation, einen Platz auf einem Google-eigenen KI-Beirat bekommen sollte. Mit entsprechendem internen Druck verhinderte man das. Diese Zeiten scheinen jetzt ihr Ende zu finden.

„Mission first“ statt „Woke first“
Google- und Alphabet-CEO Sundar Pichai schrieb in einem Mitarbeiterrundschreiben jüngst von einem neuen „Mission first“-Ansatz: „Am Ende sind wir ein Arbeitsplatz und unsere Richtlinien und Erwartungen sind klar: Dies ist ein Unternehmen und kein Ort, an dem man auf eine Weise handeln kann, die Kollegen stört oder ihnen ein Gefühl der Unsicherheit vermittelt, um zu versuchen, das Unternehmen als persönliche Plattform zu nutzen oder um über störende Themen oder politische Debatten zu kämpfen.“
In den sensibel klingenden Worte des Silicon-Valley-Sprechs ist das wohl die härteste Verurteilung jeder Art woker Proteste im Konzern. Und dass man es damit ernst meint, zeigte Google ebenfalls zuletzt erst: Als eine Gruppe von Mitarbeitern eine Sitzblockade in den New Yorker Büros veranstaltete, um gegen einen geplanten Cloud-Vertrag mit der israelischen Regierung zu demonstrieren, der sie „Apartheid“ vorwarfen, griff der Konzern schnell durch. Entsprechende Mitarbeiter wurden sofort suspendiert und, nachdem sie sich weigerten zu gehen, umgehend wegen Hausfriedensbruch von der New Yorker Polizei festgenommen.
All das zeigt nicht eine woke Bewegung, die ihre Haltung anderen problemlos aufzwingen kann, wie noch im Chaos- und Protestjahr 2020, sondern eine Ideologie in der Defensive. Eine Ideologie, die sich 2024 jetzt täglich verteidigen muss und Rückschlag nach Rückschlag erleidet, statt bedingungslose Gefolgschaft verlangen zu können, wie noch vor ein paar Jahren. So ist es zumindest in den USA. Dort hat man „Peak Woke“ von 2020 inzwischen hinter sich gelassen, die Frage für Deutschland ist nur: Haben wir schon den Höhepunkt von Gendern, DEI und „Antirassismus“ erlebt – oder steht der uns noch bevor?
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Geld ist ein super Druckmittel. Nehmt den NGO‘s das Geld weg und man kann wie bei der „Letzten Generation“ wunderbar zuschauen, wie sich diese unsäglichen Menschenhasser in Luft auflösen.
In Deutschland leider noch nicht absehbar.
Dass der Höhepunkt der Woke-Bewegung in den USA bereits überschritten ist und nach und nach auch einflussreiche Personen und Institutionen aufwachen, sind gute Nachrichten!
Ich glaube in Deutschland sind wir noch mittendrin und die höchste Welle kommt gerade auf uns zu.
Beleg hierfür sehe ich im gerade erlassenen Selbstbestimmungsgesetz, dessen Konsequenzen wir erst noch sehen werden sowie in der islamistischen Bewegung, die ungehindert begonnen hat, das Kalifat zu fordern. Außerdem die krasse Bekämpfung der einzigen echten Oppositionspartei im Land.
Es wird wohl erstmal noch schlimmer, bevor die Vernunft sich durchsetzt und es hoffentlich endlich wieder besser wird.
Toller Artikel wirklich!
Sehr guter Artikel. In den USA gibt es mit den Republikanern wenigstens noch eine ernsthafte Opposition. In Deutschland kann man wählen was man will, am Ende kommt man immer eine bürgerfeindliche grüne Politik als Ergebnis.
Natürlich sind das positive Signale, aber immer noch wird viel zu zaghaft mit den Wokazis umgegangen. Für eine Normalisierung der Situation speziell in den USA wäre nicht nur ein deutlich konfrontativer Umgang mit den Anhängern dieser Sekte nötig, sondern auch die Abschaffung von Privilegien, die bereits seit Jahrzehnten angewandt werden – konkret der positiven Diskriminierung. Diese als Gerechtigkeit getarnte Ungerechtigkeit ist nicht nur ein massiver Wettbewerbsnachteil für die Wirtschaft und führt an den Unis zu den aktuellen Problemen, sondern kann auch für den Normalbürger zum Sicherheitsrisiko werden, wenn z.B. Fluglotsen nicht mehr nach Qualifikation, sondern aufgrund ihrer Hautfarbe eingestellt werden. Oder es bei Ausschreibungen von z.B. Brückenbauten, nur noch auf die Diversität des Architektenteams ankommt. Da die Beispiele real und nicht fiktonal sind, wundert es mich nur, dass es bisher noch keine Toten durch „Diversity“ gegeben hat.
Ein Funken Hoffnung? Wokeismus ist Zerstörung pur, ich bange schon lange um uns im Westen…
Diese Bewegungen werden von gewissen Eliten gezielt aufgebaut und gefördert – nicht etwa aus Menschenfreundlichkeit, sondern zur Ablenkung der Massen von den eigentlich wichtigen Ereignissen auf der politischen Weltbühne.
Für die meist noch sehr jungen Anhänger dieser Bewegungen sind diese ein Ventil, über das sie ihre Ängste und Verunsicherungen ableiten können – die gleichen Ängste, welche durch die imperialistische Elitenpolitik erst erzeugt wurden.
So lassen sich Menschenmassen als nützliche Idioten einspannen und glauben auch noch, gegen das übermächtige Kapital zu kämpfen, dem sie (zurecht) das Ausdemruderlaufen der Gesellschaften vorwerfen. Folge ist genau dies: es läuft aus dem Ruder und verselbständigt sich.
Der Staatsmacht (soweit man davon noch sprechen kann) bleibt irgendwann nichts anderes, als die Reißleine zu ziehen, da eine Zerstörung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit letztlich auch die eigene politische Machtbasis angreift.