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Grünen-Initiative

Wegen Kolonialvergangenheit: Mannheim will vier Straßen umbenennen

In Mannheim sollen vier Straßen einen neuen Namen erhalten, die nach Größen der deutschen Kolonialgeschichte benannt wurden. Eine Initiative schlägt verschiedene afrikanische Aktivisten und Politiker als alternative Namensgeber vor. Nun findet eine Bürger-Abstimmung statt.

In Mannheim sollen vier Straßen umbenannt werden, weil ihre Namensgeber im Zusammenhang mit der deutschen Kolonialgeschichte stehen. Konkret sollen die Namen der Gustav-Nachtigal-Straße, der Leutweinstraße, der Lüderitzstraße und der Sven-Hedin-Straße geändert werden. Eine Bürger-Abstimmung ist bereits im Gange.

Gustav Nachtigal, Theodor Leutwein und Adolf Lüderitz sind alle mit der deutschen Kolonialzeit verbunden. Nachtigal war als Reichskommissar an der Gründung mehrerer westafrikanischer Kolonien beteiligt, Leutwein wiederum zeitweise als Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika tätig. Lüderitz war ein Landbesitzer in der deutschen Kolonie. Der Schwede Sven Hedin hatte zwar als Asienforscher nichts mit den deutschen Kolonien zu tun, soll aber laut der Initiative „Hinschauen – Kolonialgeschichte Mannheim“ als glühender Verehrer Adolf Hitlers dessen Plan unterstützt haben, Russland zu erobern und zur deutschen Kolonie zu machen. 

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Die Ursprünge der Initiative zur Umbenennung von Straßen lassen sich auf einen Antrag der Grünen Gemeinderatsfraktion vor einigen Jahren zurückverfolgen. Im Februar 2022 stimmte der Gemeinderat Mannheims mehrheitlich für die Umbenennung dieser Straßen. Zur Auswahl standen die Namen von 18 Personen, die nach Einschätzung der Stadt keine „historische Vorbelastung“ tragen. In einer vorherigen Abstimmung in der vergangenen Woche hat die Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd vier bevorzugte Namensgeber festgelegt: den Pfälzer Polarforscher Georg Balthasar Neumayer, den Entdecker Marco Polo sowie die beiden Reise-Schriftstellerinnen Ida Pfeiffer und Isabelle Eberhardt.

Der Arbeitskreis Kolonialgeschichte Mannheim bevorzugt hingegen vier Personen, die „nicht aus der überlegenen Perspektive weißer Menschen auf die Welt blicken“. Die Initiative setzt sich für eine Benennung nach May Ayim, einer Aktivistin der afrodeutschen Bewegung, Rudolf Duala Manga Bell, einem ehemaligen König in Kamerun, Wangari Maathai, einer ehemaligen kenianische Politikerin, und der Sängerin Miriam Makeba ein. Die Bürgerabstimmung läuft noch bis zum 17. März. Dann legt der Gemeinderat die endgültige Umbenennung fest.

Ende 2022 wurden im Afrikanischen Viertel in Berlin bereits eine andere Lüderitzstraße sowie der Nachtigalplatz aus Protest gegen die Namensgeber umbenannt. Der vorherige Nachtigalplatz heißt jetzt Manga-Bell-Platz, nach dem Königspaar, das gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Kamerun kämpfte. Die frühere Lüderitzstraße wurde in Cornelius-Fredericks-Straße umbenannt – dieser war ein Widerstandskämpfer gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Deutsch-Südwestafrika.

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