Werbung:

Ampelreform macht arbeiten unattraktiv

Gewerbe-Umfrage bestätigt: Mitarbeiter kündigen wegen Bürgergeld

Dass das Bürgergeld arbeiten unattraktiv mache, sei „populistische Lüge“, erzählen Verfechter der Hartz-IV-Reform der Bundesregierung. Eine Umfrage in der Reinigungsbranche zeigt jetzt aber: Der Vorwurf stimmt.

Werbung:

Als „Populismus“ und „falsche Behauptung“ framte das linksorientierte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Sorge von Gegnern der Wohlfahrtsreform, dass die hohen Bürgergeldbezüge das Arbeiten unattraktiv machen würde. Zu Unrecht, wie sich jetzt zeigt: Ergebnisse einer neuen Erhebung im deutschen Reinigungsgewerbe, über die die faz exklusiv berichtet, zeigen, wie wahr die Bürgergeld-Kritik ist: Mehr als zwei Drittel der Unternehmer haben demnach schon die Erfahrung gemacht, dass Beschäftigte ihre Arbeit aufgeben und zur Begründung die Möglichkeit des Bürgergeldbezugs anführen.

In der noch unveröffentlichten Auswertung, für die der Bundes­innungs­verband des Gebäudereinigerhandwerks (BIV) seine 2500 Mitgliedsunternehmen befragt hat, antworteten demnach 28,4 Prozent der Unternehmen, dass bei ihnen „bereits mehrere Beschäftigte mit konkretem Verweis auf das Bürgergeld gekündigt oder eine Kündigung in Aussicht gestellt haben“. Weitere 40 Prozent bestätigen demnach diesen Trend, sprechen aber noch von Einzelfällen. Bemerkenswert dazu: Gebäudereiniger verdienen branchenweit über dem gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro.

Werbung

Bürgergeld verschärft Personalnot

Der Bundesinnungsmeister der Gebäudereiniger, Thomas Dietrich, spricht von einem Warnruf mit Bedeutung über die eigene Branche hinaus. „Dass das neue Bürgergeld bei sieben von zehn Unternehmen in Deutschlands beschäftigungsstärkstem Handwerk die Personalnot verschärft, sollte die Politik dringend alarmieren“, urteilt er gegenüber der faz. 700.000 Menschen arbeiten in der Reinigungsbranche. Die „Balance zwischen Fordern und Fördern sowie sozialem Ausgleich und Anreiz zur Arbeit“ dürfe nicht verloren gehen. „Sonst droht eine gefährliche Entwicklung für den Arbeitsmarkt, die Wirtschaft und die Leistungsfähigkeit unseres Standortes.“

Dass das Bürgergeld Arbeiten weniger attraktiv macht, bestätigt auch eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Diese kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass eine Arbeitnehmerfamilie, in der ein Elternteil Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, zusammen mit der Aufstockung durch Bürgergeld unter dem Strich mindestens 378 Euro mehr zur Verfügung hat als ein vergleichbarer Arbeitslosenhaushalt. Das wären gerade mal 2,30 Euro mehr pro Arbeitsstunde – ein so geringer Zuverdienst, dass viele verständlicherweise auf die Belastung einer Vollzeitstelle in einem Business wie der Reinigungsbranche verzichten würden.

Werbung

Werbung