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Konservativer Moderator

Tucker Carlson ist zurück – mit eigenem Video-Network

Noch im April war Tucker Carlson mit seiner Fox News-Show der am meisten gesehene Talkshow-Moderator Amerikas. Dann kamen der abrupte Rauswurf und turbulente Monate auf Twitter. Jetzt ist er zurück – mit einer eigenen Streaming-Plattform.

Fast 8 Monate nach seinem Abgang bei Fox News, startet der konservative Moderator Tucker Carlson jetzt seine eigene Plattform. „Tucker Carlson Network“ heißt die und geht gleich mit einer Handvoll verschiedener Formate an den Start.

Sein Rauswurf bei Fox im April schlug damals wie eine Bombe in der konservativen Medienwelt Amerikas ein. Jahrelang war er beim Sender der Top-Moderator und Quotenbringer. Seit 2020, als er seine Fox-Kollegen Sean Hannity überholte, war „Tucker Carlson Tonight“ die am meisten gesehene Nachrichten-Talkshow Amerikas. All das endete abrupt als er am 24. April, einem Montag, nicht wie gewohnt nach dem Wochenende zurückkam.

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In einer Blitzaktion hatte der Sender ihn entlassen und seine Show gecancelt. Ein Vorgehen, was für Fox durchaus nicht neu ist. Den Weg für Carlsons Aufstieg im Sender ebnete nämlich auch der Wegfall eines anderen damaligen Top-Moderators, Bill O’Reilly, nur wenige Monate nachdem Tucker seine eigene Show zu einer früheren Uhrzeit bekommen hatte. O’Reilly galt einst ebenfalls als das Gesicht von Fox und als König der Primetime-Talkshows, verlor seinen Posten aber ebenfalls blitzartig, als sexuelle Belästigungsvorwürfe gegen ihn aufkamen.

Solche gibt es bei Carlson nicht, was allerdings bei ihm der Hintergrund des Rauswurfes war, ist bis heute nicht ganz klar. Am häufigsten genannt sind die Rechtsstreitigkeiten bei Fox mit dem Wahlcomputer-Unternehmen Dominion, das auf Verleumdung und Rufschädigung klagte, da einige Fox-Moderatoren entsprechende (oft wilde) Wahlfälschungsvorwürfe in den Raum stellten.

Auch wenn Carlson sicher nicht abgeneigt ist, sich auch mit Verschwörungsspekulationen zu beschäftigen, war er aber gerade in den Anfangstagen der Dominion-Kontroverse eher einer derjenigen, die bei entsprechenden Behauptungen kritisch nachhakte – und etwa Verschwörungstheoretikerin Sydney Powell mit ihrer Weigerung, ihm Beweise für ihre Behauptungen zu liefern, so bloßstellte, dass sie ihren Posten in der Trump-Kampagne verlor.

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Trotzdem galt Carlson wohl unumstritten als der rechteste Host bei Fox. Er setzte sich dabei nicht nur mit äußert aggressiver Migrationskritik, sondern vor allem isolationistischer Außenpolitik und interventionistischer Wirtschaftspolitik von anderen klassisch-konservativen Hosts wie Hannity ab.

Turbulente Monate auf Twitter

Seit seinem Rauswurf jedenfalls nimmt er kein Blatt mehr vor den Mund – falls er das jemals getan hat. Manche spekulierten gar, ob er gar in den Präsidentschaftswahlkampf bei den Republikanern einsteigen würde, aber Tucker blieb bei seiner Kernmarke: Nur wenige Wochen nach dem Ende bei Fox News startete er auf Twitter oder besser gesagt X, seine eigene Internetshow. Das Ganze war auch ein Coup für X-Eigentümer Musk, der so den am meisten gesehenen Moderator des US-Nachrichtenfernsehens exklusiv auf seine Plattform holte.

Bei „Tucker on X“ machte Carlson seitdem vor allem mit hochkarätigen Gästen Schlagzeilen. Seine Connections und Gäste aus der Fox-Zeit blieben ihm dort treu. So veröffentlichte er als Gegenprogramm zur ersten republikanischen Präsidentschaftsdebatte ein Interview mit Ex-Präsident Donald Trump, der selbst der Debatte ferngeblieben war. Das erreichte Millionen von Aufrufen auf X, nicht wenige sagen gar, es haben mehr Menschen gesehen als die Präsidentschaftsdebatte selbst – auch wenn die Metriken von Aufrufen und Einschaltquoten nicht vergleichbar sind.

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Mit dem Interview mit Ex-Biden-Geschäftspartner Devon Archer zeigte Tucker, dass er auch im politischen Washington noch Schlagzeilen liefern kann, wo Archer im Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses über seine Geschäfte mit Hunter Biden aussagte. Das international wohl spannendste Interview hatte Tucker dann mit dem neuen argentinischen Präsidenten Javier Milei, als der noch ein Kandidat war – auch wenn Milei wohl ganz andere Ansichten zu Außen- und Wirtschaftspolitik als Carlson hat.

Gleich mehrere Tucker-Shows auf seiner Plattform

Aber er ist eben Anti-Establishment, und wenn es bei Tucker Carlson eine Konstante gibt, dann diese Haltung. „Schiff der Narren: Wie eine selbstsüchtige herrschende Klasse Amerika an den Rand der Revolution bringt“ war etwa der vielsagende Titel eines Buchs von ihm. Andere Prominente, die er interviewte, waren Ex-Kollege Bill O’Reilly, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán und den als Influencern bekannten Tate-Brüdern, und nun zuletzt Amerikas wohl bekanntesten Verschwörungstheoretiker Alex Jones.

Eins ist klar: Kontroverse scheut Tucker nicht mehr. Seine Kritik an der US-Unterstützung der Ukraine eskaliert er inzwischen immer weiter. Wenn er über die Ukraine spricht, ist nun immer öfter vom „Kiewer Regime“ zu hören. Und nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober kritisierte er, wenn auch verhaltener, die Unterstützung für Israel mit dem Argument, dass ja Amerikas Grenzen ebenfalls angegriffen seien (durch Migration und Drogenschmuggel) und mehr Fokus verdienen.

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Nun bündelt er all seine Arbeit in neu gefundener Unabhängigkeit, jedenfalls in einer Plattform. Für neun US-Dollar pro Monat kann man dort alle seine Shows sehen. Ja Plural, den er geht gleich mit mehreren Formaten an den Start: „The Tucker Carlson Encounter“, „Tucker Carlson Uncensored“, „The Tucker Carlson Interview“, „TC Shorts“, „Ask Tucker“, „After The Tucker Carlson Interview“, „Tucker Carlson Films“.

Zudem will er eine „Sworn Enemy Tour“ machen, wo er durchs Land fährt und Reden hält. Der Titel ist eine Anspielung an seine Tagline bei Fox, die lautete: „The show that is the sworn enemy of lying, pomposity, smugness and group think“ – zu Deutsch: „Die Show, die der geschworene Feind von Lügen, Wichtigtuerei, Selbstgefälligkeit und Gruppendenken ist.“

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Mit seiner Streaming-Plattform betritt Carlson nun auf jeden Fall eine bereits gut gefüllte, konservative Online-Medienwelt in den USA. Mit Medienhäusern wie The Daily Wire (bekannt u.a. für Ben Shapiro, Matt Walsh und Jordan Peterson) und TheBlaze (Glenn Beck, Mark Levin, Dave Rubin) gibt es bereits zwei große Streaming-Anbieter – nicht zu vergessen auch Fox News‘ eigene Onlinesparte Fox Nation.

Klar dürfte sein: An Bekanntheit und Markenerkennung fehlt es Tucker nicht – womöglich wechselte er auch deshalb nicht zu einem der großen Anbieter, weil er denen schlicht zu teuer (und zu unberechenbar) war. Jetzt wird sich also zeigen, was – und wen – er alles auf eigenen Beinen erreichen kann.

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