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„Weiß-vorherrschaftlicher Giftmüll“

Eigentlich sollte er in Museum: Statue von Südstaaten-General Lee heimlich eingeschmolzen

Lange stand eine Statue des Südstaaten-Generals Robert E. Lee im amerikanischen Charlottesville. Dann wurde er entfernt, sollte in ein Museum für schwarze Geschichte. Das hat ihn jetzt in einer geheimen Aktion eingeschmolzen. Man werde eine „Hass-Ikone“ und „Giftmüll“ los, hieß es von Beteiligten.

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Robert E. Lee gilt als einer der erfolgreichsten amerikanischen Generäle des 19. Jahrhunderts. Während des amerikanischen Bürgerkrieges (1861–1865) kämpfte er für die Südstaaten, als Oberbefehlshaber über die Nord-Virginia-Armee später dann Oberbefehlshaber des konföderierten Heeres ernannt. Dabei ließ er seinen Status als militärisches Genie mit zahlreichen Siegen, die er oft mit unterlegenen Kräften erkämpfte, zeigen.

Und obwohl Lees Seite den Krieg am Ende verlor, wurde er nicht verurteilt – zu groß war sein militärischer Ehrenstatus. Nach dem Bürgerkrieg setzte er sich für die Aussöhnung zwischen den Kriegsparteien ein und war auch als Präsident der heutigen Washington and Lee University in Lexington, Virginia, eine Persönlichkeit der amerikanischen Geschichte. Geehrt wurde er unter anderem mit einem Denkmal in der amerikanischen Stadt Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia.

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Geschichte einer Denkmalvernichtung

Doch das wurde im 21. Jahrhundert vielen zum Dorn im Auge. Ein Symbol für die Sklaverei sei er, hieß es von kritischen Stimmen, schließlich hatte er für die Südstaaten gekämpft. So entschied der Stadtrat von Charlottesville im Februar 2017, das Reiterstandbild Lees zu entfernen. Die Statue wurde am 10. Juli 2021 von ihrem Sockel im bereits umbenannten Market Street Park entfernt und sollte dann in einer städtischen Liegenschaft bis zu einer Entscheidung des Stadtrats über ihre weitere Verwertung zwischengelagert werden.

Lange war die Idee, Lee einem Museum zu übergeben. Am Ende ging die Lee-Statue dann an das Museum für schwarze Geschichte in Charlottesville. Dort hat man die Statue nun heimlich einschmelzen lassen, wie die Washington Post berichtet. Denn wie die Post schreibt, ist die Statur des ehemaligen Generals am Samstag in einer nicht-öffentlichen Aktion an einem geheimen Ort außerhalb des Bundesstaats von Gießereiarbeitern im Auftrag der Stadt zerschnitten und eingeschmolzen worden.

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„Wir gehen das moralische Risiko ein, es einzuschmelzen“, sagt Jalane Schmidt, „in der Hoffnung, etwas Neues zu schaffen.“ Sie ist Professorin der Universität Virginia und leitet das Projekt „Swords Into Plowshares“ (zu dt. „Schwerter zu Pfluscharen“), das aus den Bronzebarren des geschmolzenen Lee ein neues öffentliches Kunstwerk machen will, das in Charlottesville ausgestellt werden soll.

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Kampf um Lee

Die Geheimhaltung rund um das Einschmelzen gab es nicht ohne Grund. Vor sechs Jahren, nach Verkündung des Abbaus der Statue, hatten rechte Gruppen versucht, den Abbau des Denkmals zu verhindern, darunter auch Rechtsextreme. Es gab Aufmärsche mit Fackeln in Charlottesville gegen die Entfernung des Denkmals, Gewalt bei Zusammenstößen mit Gegendemonstranten. Mit tragischem Ende: Ein Mann fuhr mit seinem Auto in eine Menge von Gegendemonstranten, wobei die 32-jährige Heather Heyer getötet und 35 weitere Personen verletzt wurden. Der Fall sorgte landesweit für große Empörung und Schock.

Jetzt gibt es nichts mehr zu retten, und Lee ist nichts mehr als geschmolzenes Metall. Damals als er entfernt werden sollte, hieß es noch häufig von denen, die den Abbau forderten, die Statue sollte ehrenvoll den Wechsel vom Heldendenkmal zur kritisch-historischen Ausstellung im Museum durchgehen. Nun kam es anders.

„Nun, sie können Humpty Dumpty nicht wieder zusammensetzen“, sagte Andrea Douglas, die Geschäftsführerin des Museums, während sie zusah, wie Teile des Metalls in den Ofen fielen, der Washington Post. Ein anderer Beteiligter sprach davon, „weiß-vorherrschaftlichen Giftmüll“ loszuwerden.

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„Wir gehen das moralische Risiko ein, es einzuschmelzen“, meinte einer der Metallarbeiter, „in der Hoffnung, etwas Neues zu schaffen.“ Das Andenken an den General wird getilgt, nicht nur von dem öffentlichen Park, wo seine Statue einst stand, sondern auch von dem Museum, das ihn haust.

„Es ist an der Zeit, diesen Hass, diese Infektion, die unser schönes Land heimgesucht hat, zu bekämpfen“, sagte der Betreiber des Ofens. „Es ist an der Zeit, diese Hass-Ikone loszuwerden.“

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