Werbung:

Nach Veröffentlichung

Springer Link zog ohne Angabe konkreter Fehler windkraftkritische Publikation zurück

Ein wissenschaftlicher Beitrag, der dem Windatlas von Baden-Württemberg eine Beschönigung der Standorte vorwirft, wurde von Springer Link wenige Monate nach der Veröffentlichung zurückgezogen. Springer warf den Autoren Fehler in der Methodik vor, welche genau dies sind, wurden aber nicht angegeben.

In einer Studie zeigten die drei Wissenschaftler Detlef Ahlborn, Jörg Saur und Michael Thorwart, dass der überarbeitete Windatlas von Baden-Württemberg aus dem Jahr 2019 zu einer Überschätzung der Standortgüte von bis zu 20 Prozent für Windräder führt. Die Standortgüte beschreibt, wie viel Strom ein Windrad an dem Standort aufgrund der Windverhältnisse erzeugen kann – je mehr, desto besser die Standortgüte. Grund dafür ist unter anderem eine Veränderung in der Berechnungsmethode, wie die drei Wissenschaftler in der Publikation darlegten.

Um die theoretischen Erträge der Windkraft zu erhöhen wurde die sogenannte Kappgeschwindigkeit, also die Geschwindigkeit bei der ein Windrad die zusätzliche Windgeschwindigkeit nicht in zusätzlich Energie umwandeln kann, auf 15 m/s festgelegt. Gängige Windräder haben eine Kappgeschwindigkeit von 11 m/s, können also die Windgeschwindigkeiten zwischen 11 m/s und 15 m/s nicht in zusätzliche Energie umwandeln, sondern verharren in diesem Bereich bei einer konstanten Stromproduktion.

Werbung

Ihre Publikation stützen sie unter anderem auch auf offizielle Daten des Deutschen Wetterdiensts, die wesentlich weniger Wind für die Baden-Württemberg angaben als der Windatlas. Auch ein Vergleich der Erträge von real existierenden Windrädern mit den Daten des Windatlas ergaben, dass in einem konkreten Beispiel, ein Windrad 40 Prozent weniger Strom erzeugt als es laut Windatlas erzeugen sollte.

Nach Veröffentlichung zurückgezogen

Vor der Veröffentlichung der Publikation wurde diese von unabhängigen Wissenschaftlern standardmäßig geprüft und freigegeben. Dennoch wurde die Publikation nur wenige Monate nach der Veröffentlichung am 23. November 2023 vom Herausgebergremium zurückgezogen. Begründet wurde dies mit geäußerten „Bedenken hinsichtlich der in dieser Studie verwendeten Methodik“. Diese Bedenken wurden laut Springer Link durch eine nach der Veröffentlichung durchgeführte Peer-Review bestätigt, wodurch die Herausgeber „kein Vertrauen mehr in die vorgelegten Schlussfolgerungen“ haben.

Ein Vertrauen, das bis zu diesem Moment bestand. Darüber hinaus wird ein nicht angegebener Interessenskonflikt angeführt. Zwei der drei Autoren engagieren sich in ihrer Freizeit in windkraftkritischen Initiativen. Detef Ahlborn ist Mitglied im Vorstand des Windkraftkritischen Verbands Vernunftkraft und Michael Thorwart ist Mitglied der „Bürgerinitiative Gegenwind Hohenzollern“.

Werbung

Michael Thorwart, der hauptberuflich als Professor für theoretische Physik in Hamburg arbeitet, kritisierte im Gespräch mit Eduard Heindl das Vorgehen von Springer Link. Nach seinen Aussagen wurden die Gutachten, die zum Zurückziehen der Publikation geführt haben, ihm und seinen Mitautoren nicht ausgehändigt, wodurch eine Nachvollziehbarkeit der Entscheidung nicht gegeben ist.

Auf Nachfragen, welche Methodiken und Daten falsch seien, bekamen die Wissenschaftler keine Antwort. Auch auf Apollo News-Anfrage gab es keine genauere Erläuterung der Bedenken seitens Springer Link. Eine wissenschaftliche Diskussion mit den Kritikern der Publikation war für Thorwart und seine Mitstreiter nicht möglich.

Brisant: Auf Basis des Windatlas werden Standortentscheidungen über Windkraftanlagen gefällt. Durch eine Beschönigung der Zahlen, wie es die kritischen Wissenschaftler in ihrer Studie über den Windatlas belegt haben, werden mehr Standorte für Windräder attraktiv. Auch werden für die Grün-geführte Landesregierung im eigentlich windarmen Baden-Württemberg Ausbauziele für erneuerbare Energie zumindest auf den ersten Blick realistischer.

Werbung