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Energiewende

Solarindustrie am Limit: US-Tochter von Meyer Burger meldet Insolvenz an

Nachdem die deutschen Tochterunternehmen kürzlich in die Pleite gerutscht sind, ist nun auch das US-Geschäft des Schweizer Solarherstellers Meyer Burger insolvent. Das Gläubigerschutzverfahren läuft. Die Mitarbeiter erhielten bereits Ende Mai ihre Kündigung, auch die Produktion wurde inzwischen eingestellt.

Bild aus einer deutschen Fertigungshalle von Meyer Burger

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Die US-Tochter von Meyer Burger ist insolvent. Das Schweizer Solarunternehmen hat in den Vereinigten Staaten Gläubigerschutz nach dem Verfahren Chapter 11 beantragt. Das geschätzte Vermögen liegt Unternehmensberichten zufolge zwischen 100 und 500 Millionen Dollar, während sich die Verbindlichkeiten mittlerweile auf 500 Millionen bis eine Milliarde Dollar belaufen.

Bereits Ende Mai hatte Meyer Burger den Ausbau seiner Solarmodulproduktion in den USA gestoppt. Am Standort in Arizona erhielten alle 282 Mitarbeiter die Kündigung. Kurze Zeit später beantragten auch die deutschen Tochterunternehmen des Schweizer Solarherstellers die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Zuvor waren alle Bemühungen um eine Sanierung erfolglos geblieben. 

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Die Zukunft der deutschen Beschäftigten ist weiterhin ungewiss. In der Solarzellenfertigung von Meyer Burger Industries in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) stehen 331 Mitarbeiter vor einer möglichen Entlassung. Bei Meyer Burger Germany in Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) sind es 289 Beschäftigte.

Meyer Burger ist international tätig, mit Standorten in der Schweiz, Deutschland, den USA, China und Singapur. Es zählt zu den wenigen Herstellern in Europa, die sowohl Solarzellen als auch Solarmodule selbst produzieren. Für die europäische Energiebranche, die im Zuge der Umstellung auf erneuerbare Energiequellen zunehmend auf Solar- und Windkraft angewiesen ist, stellt die Insolvenz von Meyer Burger Deutschland daher einen erheblichen Verlust dar.

Der Solarhersteller kämpft seit geraumer Zeit mit finanziellen Problemen, die sich in jüngster Zeit deutlich verschärft haben. Die vorläufigen Finanzergebnisse des Unternehmens für das Jahr 2024 zeigen, dass ein Umsatz in Höhe von 69,6 Millionen Schweizer Franken (CHF) erzielt werden konnte. Der Gewinn vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag jedoch bei minus 210,4 Millionen Franken – umgerechnet etwa 225 Millionen Euro. Bereits 2023 betrug das EBITDA rund minus 163 Millionen Franken, 2022 etwa minus 34 Millionen, 2021 minus 72 Millionen und im Jahr 2020 knapp minus 45 Millionen.

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Bereits letzten Herbst gab Meyer Burger bekannt, rund ein Fünftel seiner Belegschaft – damals etwa 1.000 Beschäftigte – abbauen zu wollen, um die Ausgaben zu reduzieren. Doch weder dieser Schritt noch eine im Dezember zugesagte Überbrückungshilfe in Höhe von knapp 40 Millionen US-Dollar konnten die finanziellen Schwierigkeiten entschärfen. 

Nun droht ein vollständiger Zusammenbruch der Unternehmensstruktur. Auch den Mutterkonzern Meyer Burger Technology AG mit Sitz in Thun (Schweiz), der bislang von der Insolvenz verschont geblieben ist, könnte schon bald dasselbe Schicksal ereilen wie die Tochtergesellschaften in Deutschland und den USA. 

Ursache hinter der sich zuspitzenden Finanzkrise, von der Meyer Burger derzeit überwältigt wird, ist vor allem der massive Konkurrenzdruck aus China. Chinesische Solarhersteller produzieren Solarmodule zu deutlich niedrigeren Preisen. Das hat den schweizer Konzern erheblich unter Wettbewerbsdruck gesetzt.

Das chinesische Solarfirmen ihre Produkte günstiger anbieten können, lässt sich vor allem auf eines zurückführen: staatliche Fördergelder in Milliardenhöhe. Über Jahre hinweg hat Peking eine gigantische Solarbranche aus dem Boden gestampft. In einigen Provinzen wurden laut Medienberichten komplette Produktionsstätten auf Staatskosten errichtet.

Ein Großteil der Unternehmen ist entweder vollständig in staatlicher Hand oder profitiert zumindest teilweise von Beteiligungen der kommunistischen Partei Chinas. In bestimmten Regionen stellt der Staat Unternehmen zudem kostenlose Grundstücke und Gebäude zur Verfügung – wie Andreas Bett, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme, im Gespräch mit dem MDR berichtet.

Hinzu kommen die günstigen Rahmenbedingungen des chinesischen Wirtschaftsstandorts. Vor allem die niedrigen Energiekosten verschaffen den Herstellern einen weiteren entscheidenden Vorteil: Während Industrieunternehmen in China rund acht Cent pro Kilowattstunde Strom zahlen, müssen deutsche Industriebetriebe im Schnitt etwa 16,99 ct/kWh – also mehr als doppelt so viel – dafür aufbringen (Stand 2024).

Die deutlich höheren Strompreise in Deutschland ergeben sich unter anderem aus Netzentgelten, Steuern und Umlagen, die zusätzlich auf den Strompreis erhoben werden. Ein weiterer Faktor ist die Beschaffung des Stroms selbst, die sich in den letzten Jahren stark verteuert hat. Seit der Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke im Jahr 2023 – die bis dahin kostengünstig Strom lieferten – ist der Strommix in Deutschland nahezu vollständig auf erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie ausgerichtet. Diese Energiequellen sind jedoch stark wetterabhängig und liefern bei bedecktem Himmel oder Windflauten kaum Strom, was zu Versorgungslücken und in der Folge zu steigenden Strompreisen führt.

Insgesamt kann China dank der vorteilhaften Standortbedingungen bei der Modulproduktion erhebliche Kostenvorteile erzielen. Die Herstellungskosten für Solarmodule liegen dort bei etwa 0,15 US-Dollar pro Watt – deutlich unter dem Niveau Europas (ca. 0,30 US-Dollar pro Watt) und dem der USA (ca. 0,40 US-Dollar pro Watt).

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24 Kommentare

  • „Das chinesische Solarfirmen ihre Produkte günstiger anbieten können, lässt sich vor allem auf eines zurückführen: staatliche Fördergelder in Milliardenhöhe….“

    Wir subventionieren diesen Bereich doch auch in Millardenhöhe. Siehe Northvolt und andere skurile sozialistische Projekte. Nur das die Chinesen das mit den sozialistischen Subventionen anscheinend besser gelingt und das dort wohl halbwegs klappt aus verschiedenen Gründen. Hier in Westeuropa machen sich bei solchen Geschichten nur einige wenige so schnell wie möglich die Taschen voll und die Sache ist zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hat und die Verluste werden dann im Anschluss sozialistisch auf alle Steuerzahler verteilt.

  • Die Quadratur des Kreises scheint nicht ganz Rund zu laufen.

  • Der Ausbau der Solarproduktion kann ohnehin nicht so weiter gehen. Gerade in dieser Jahreszeit ist der Solarstrom zunehmend ein Risiko für unsere Stromnetze. Ich denke, dass auch der Import von chinesischen Solarzellen weniger werden wird, denn man wird auch in Deutschland nicht umhin kommen, den Solarstrom weiter zu reglementieren, anstatt zu subventionieren. Insofern ist das eine vorweg genommene Marktbereinigung.

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  • Überall wird tagsüber der überschüssige Solarstrom schon zwangsweise abgeregelt oder verschenkt, um das Stromnetz nicht zu überlasten. Und nachts wird dann Strom bei den Atomkraftwerken gekauft. Nur noch irre.
    Niemand braucht weitere Photovoltaikanlagen. Das bekommen die Hersteller jetzt zu spüren.

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  • Im Zusammenhang vor allem mit der Wissenschaftsstadt Ulm als einer Technopolis nach japanischem Vorbild gibt Prof. Dr. Alfred Katz in seiner erst vor rund zwei Jahren erschienenen Ausarbeitung gleich eingangs zu bedenken, dass bereits die dichte Folge der schweren industriellen Krisen aus der Vergangenheit den heutigen Belegschaften in den hiesigen Unternehmen „tief ‚in die Knochen'“ gegangen sind. Eine Betrachtung der Wettbewerbsverhältnisse an den globalen Märkten muss deshalb stets solch einen reichen Erfahrungsschatz im Blick haben. Mithin könnte es deshalb sein, dass insbesondere die Betriebsangehörigen chinesischer Firmen gleichsam ihr Lehrgeld noch zu zahlen haben. Die gegenwärtig von dort vorliegenden Daten täuschen insofern womöglich eine Überlegenheit vor, die so in Wirklichkeit wirtschaftlich nicht durchhaltbar ist. Letzten Endes würde es sich dann um das Trugbild eines Scheinriesen handeln, der immer kleiner wird, je näher die wahre Probe aufs Exempel rückt.

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  • Ich wäre sehr vorsichtig, der chinesischen (kommunistischen) Subventionspolitik die Schuld zu geben. Auch chinesische Firmen müssen leben. Das haben sie auf jeden Fall von der DDR gelernt. Sie produzieren nach Kundenwunsch. Der Westen schreit nach Solarmodulen -> klar, produziert China. Der Westen schreit nach Schaltkreisen -> klar, produziert China. Der Westen schreit nach X/Y -> klar, produziert China. Es ist einfach ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das die dortigen Arbeitsbedingungen – für chinesische Arbeitnehmer – frei von jeglicher westlicher Bürokratie und manchmal abenteuerlich sind, ist unstreitig. Das unter den dortigen sowohl politisch als auch geographisch vorhandenen Möglichkeiten Energie aus vorhandenen Quellen (Wasser, Kohle, Kernenergie) in Strom umgewandelt wird (erzeugt widerspricht dem Energieerhaltungssatz -> Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden), entspricht doch ökonomischen UND rationalem Denken. China ist kein Entwicklungsland mehr!

  • Das sind wir selber schuld.
    Durch die Subvention des Betriebs von Solaranlagen rechnet sich auch die Subventionierung der Herstellung der Anlagen.
    Durch eine völlig übertriebene Subvention des Betriebs haben wir die Nachfrage künstlich aufgeblasen.

  • sicher auch roberts schuld. ein teufelskerl.

  • wer nicht geht mit der zeit, der geht mit der zeit.

    baut wieder atomkraftwerke und dieselautos. wird schon!

    🤣

  • Hier in Deutschland wird auch in Milliardenhöhe rein gebuttert , koste es was es wolle.
    Es geht doch hauptsächlich um den teuren Strom in Deutschland von denen alle Energieintensiven Betriebe betroffen sind .
    Atomstrom wäre besser und günstiger doch hier kommt der Moralweltmeister ins Spiel .
    Wir werden uns ruinieren wenn kein ‚ Umdenken ‚ stattfindet .
    Viele aus der Großindustrie sind schon abgewandert , die Wirtschaft liegt an Boden und wir tun so als ginge uns das alles nichts an .

    Das Land ist verrückt geworden und jegliche Realität verloren gegangen , das wären auch die Fakten.

    Dafür sind wir in Bürgergeld und Migration Spitze .

  • Schon vor 10 Jahren haben die Chinesen gelacht, weil Sie durch fleißige Ingenieursarbeit mit 30 % weniger Material auskommen. Dann kamen Skaleneffekte durch Massenproduktion mit Robotern. Inzwischen fehlt es in Europa an Lieferketten, beispielsweise Aluminiumprofile oder anderes.

    1990 hat man die deutsche Grundlagenforschung, auch Solarzellen, dicht gemacht. 2014 hat Merkel die Atempause verlangt. Ganz einfach mal 10 Minuten die Luft anhalten. Was passiert ? Für alle Minder Bemittelten: Vorher Friedhof Grabstätte aussuchen.

    Weltweit ist das ein Boom. Dass Deutschland seinen Netzausbau nicht hinbekommt, ist sein Problem.

    Insbesonders die Bayern wollen billigen Strom, aber weder Endlager noch Hochspannungsleitungen. Der Strom kommt doch aus der Steckdose !

  • Die “ überlegenen “ westlichen Industrieunternehmen haben den Chinesen nichts entgegen zu setzen? Ich denke doch, wenn man der Industrie mal freie Hand lassen würde, sie nicht mit Bürokratie, Mindestlöhnen, 4 Tage Woche und all dem staatlich geregelten Schrott lahm legen würde. China ist doch nur sehr viel disziplinierter in dem was es tut und fleißiger. Die wollen einen Markt erobern, also tun sie es. Wer das bei uns will, muss erst mal 10 Jahre auf eine Baugenehmigung für seine Gebäude warten. Wie sind langsam, träge, kompliziert und unflexibel geworden und das rächt sich jetzt, denn der Rest der Welt nimmt sich große Stücke vom Wirtschaftskuchen, während wir wooke, bunt, vielfältig und erfolglos sind . Nur weiter so!

  • „Während Industrieunternehmen in China rund acht Cent pro Kilowattstunde Strom zahlen, müssen deutsche Industriebetriebe im Schnitt etwa 16,99 ct/kWh – also mehr als doppelt so viel – dafür aufbringen (Stand 2024).“

    Es sind also nicht nur die Chinesen daran Schuld, das Firmen hier pleite gehen. Den Rest geben auch die hohen Lohnkosten für den Hauptteil der Arbeit, wo man keine Ausbildung braucht.

  • Die Chinesen haben überall die Nase vorn. Rechts/Konservativ ist ein Auslaufmodel. Wer nicht geht mit der Zeit, der geht mit der Zeit.

    -7
  • Das nennt man das Gesetz des Marktes!

    -6

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