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Europawahl

So undemokratisch ist die Letzte Generation

Die Art und Weise, wie die Letzte Generation ihren Prozess zur Kandidatur für die Europawahl gestaltete, zeigt, wie undemokratisch die Bewegung ist. Entscheidungen trifft ein elitärer Kreis, der hunderten Mitstreitern die Entscheidungen lediglich mitteilt.

Carla Hinrichs, Sprecherin der Letzten Generation

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Die Letzte Generation sieht sich als eine Graswurzelbewegung, hat hunderte Mitglieder – trotzdem war sie von Anfang an streng hierarchisch organisiert. Demokratische Strukturen sucht man vergeblich – die Letzte Generation erinnert eher an ein Start-up, in dem man sich zwar hocharbeiten, die höchsten Posten jedoch nicht erreichen kann. Seit Gründung der Letzten Generation blieben das dreiköpfige Kernteam und die um drei weitere Mitstreiter erweiterte Kerngruppe, die alle strategischen Entscheidungen trifft, unverändert. Im Herbst wurden dann erstmalig drei Personen ausgetauscht, jedoch ohne demokratische Wahl.

Auch bei der Entscheidung, wer die Letzte Generation im EU-Parlament vertreten soll, entschied wieder nur ein kleiner Kreis. Nachdem das wohl bekannteste „Last Gen“-Mitglied Henning Jeschke bei einem Treffen des Netzwerks A22 von einer schwedischen Gruppierung erfahren hatte, dass diese bei den Wahlen zum Europaparlament antreten will, initiierte man auch in Deutschland die Gründung einer politischen Vereinigung und stellte auch gleich eine Liste für die Wahl auf. Den hunderten weiteren Mitstreitern der Letzten Generation wurde davon erst in einem Zoom-Call erzählt, nachdem alles bereits entschieden worden war.

Und auch diese Berichterstattung hatte Kalkül: Erst ab diesem Moment brauchte die politische Vereinigung der Letzten Generation die Mithilfe der ganzen Bewegung. Schließlich mussten 4.000 Unterstützerunterschriften gesammelt und Spenden für den Wahlkampf eingetrieben werden. Sowohl das selbstgesteckte Spendenziel von 50.000 Euro als auch die nötigen Unterschriften wurden schnell erreicht.

Auf dem einzigen aussichtsreichen Platz der 12-köpfigen Liste steht nun die 26-jährige Leipzigerin Lina Johnsen. Sie ist eine Sprecherin der Letzten Generation, gehört also zum innersten Zirkel. Unter anderem erklärte sie bereits öffentlich, dass für sie Klimaschutz und Wachstum nicht zusammen passen würden. Auffällig ist, dass die beiden Gründer und Galionsfiguren der Letzten Generation Carla Hinrichs und Henning Jeschke erst auf Platz 3 beziehungsweise Platz 5 der Liste kommen.

Sollte die Letzte Generation in das Europaparlament einziehen, werden weitere Posten verteilt. Jeder Europaabgeordnete darf 25.447 Euro monatlich für Assistenten ausgeben. Je nach Höhe des Gehalts können bis zu zehn Mitarbeiter pro Abgeordneten angestellt werden. Da die Letzte Generation wohl maximal mit einem Abgeordneten in das Europaparlament einzieht, dürfte der Kreis derer, die von dem Geld profitieren, entsprechend gering ausfallen und sich vermutlich aus dem innersten Zirkel der Gruppe speisen. Doch Kritik an dem Vorgehen ist von der Bewegung kaum zu erwarten. Bisher überwiegt unter den Mitgliedern offenbar die Begeisterung für die funktionale Hierarchie der Gruppe.

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