Robert, der verlorene Backstreet-Boy
Süß und bitter, wach und benebelt - diese neue wöchentliche Kolumne von Elisa David ist ein Espresso Martini in Times New Roman. Denn wer will seinen Sonntag schon mit einem einfachen Espresso starten - oder schlechter Lektüre?
Es wird immer wieder der Vorwurf erhoben, dass angeblich nur das Aussehen weiblicher Politikerinnen kommentiert würde. Mich kann dieser Vorwurf nicht meinen, denn ich lege, schon aus Berufsethos als hauptberufliche Zicke, großen Wert darauf, immer zu allen gleich gemein zu sein. Die Damen der Spitzenpolitik bieten da schon ganz schön viel Angriffsfläche – der berüchtigte Latexrock von Doro Bär, die Herrenanzüge von Katrin Göring-Eckardt, die Stöckelschuhe so ziemlich jeder deutschen Verteidigungsministerin, alles an Angela Merkel – aber bei den Männern macht das Aufs-Äußere-Reduzieren fast noch mehr Spaß. Ein bisschen Feministin steckt vielleicht auch in mir.
Anders als viele gerne schlichtend behaupten, ist es gerade in der Politik wichtig, wie man aussieht, jedenfalls an den Punkten, die man unter Kontrolle hat. Wie man sich kleidet und wie man sich gibt, sagt viel über den Charakter eines Menschen aus. Und in der Politik, wo es in jedem Schritt um Symbolwirkung und die Würde des Amtes geht, ganz besonders. So sagt ein schlabbriger Pullover und eine abgewetzte Aktentasche an einem Bundeskanzler eben nicht nur aus, dass er keinen Wert auf sein Äußeres legt, sondern auch, dass er ganz bewusst keinen Wert darauf legt, sein Land souverän zu vertreten. Das ist keine Bürgernähe, das ist Respektlosigkeit.
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Ganz besonders aber, das muss ich zugeben, macht es Spaß, sich diejenigen vorzuknöpfen, die ganz offensichtlich Wert auf ihr Äußeres legen oder viel darauf geben. Markus Söder ist da so ein Kandidat, bei dem die Arroganz aus jedem Selfie spricht – und der sich mit seinem komischen Walter-Ulbricht-Bart sicher für unwiderstehlich hält. Und damit komme ich zu meinem neuesten Opfer. Oder was heißt neu, er ist in dieser Kategorie eigentlich das ultimative Ziel. Das mag Sie jetzt vielleicht wundern. Robert Habeck, jemand, der auf sein Äußeres achten würde? Mit dem verlotterten Schlabberlook?
Ich muss wohl Ihre Erinnerung etwas auffrischen. Politische Verantwortung macht furchtbar alt. Niemand kommt aus einer Amtsperiode unbeschadet wieder heraus, auch nicht aus einer abgebrochenen. Doch vor drei Jahren war Robert Habeck noch der Herzensbrecher bei Oberstudienrätinnen über 45, der Hingucker in der Politik, der verträumte Sunnyboy. Weibliche Journalistinnen kicherten, wenn sie ihn interviewten, die Zeitungen verscherbelten Cover mit seinem Porträt, als wäre er ein Playboy-Häschen. Am Ende des Jahres 2017 veröffentlichte die SZ mit Habeck ein Interview ohne Worte: „Sagen Sie jetzt nichts, Robert Habeck“. Das Konzept: Ihm wird eine Frage gestellt und statt mit Worten antwortet er mit Grimassen und Pantomime. Das Fotoshooting wurde in Schwarz-Weiß als Bildergalerie veröffentlicht.
Die erste Frage: „Beeindrucken Sie die vielen Komplimente über Ihr Äußeres?“ Robert Habeck reagiert mit gekünstelt gelangweiltem Blick, das Gesicht auf eine Hand gestützt. Wahrscheinlich eine der größten Lügen seiner politischen Karriere. Ich halte ihn nicht für einen Grünen aus Überzeugung. Die Partei passt gut zu ihm und er gut zu ihr, doch am wichtigsten ist ihm nicht das Klima oder die Umwelt. Er gefällt sich in der Rolle des schmierigen Staatsmannes, der Hinterzimmerdeals aushandelt und Kompromisse verscherbelt. Wenn er also seine Wahlversprechen und seine Basis verrät, ist das nicht direkt eine Lüge, für ihn war das von Anfang an nur Mittel zum Zweck. Was ihm allerdings wirklich wichtig ist, ist er selbst. Und dass ihm diese ganzen Komplimente und die Aufmerksamkeit nicht zu Kopf gestiegen sind, kann er mir nicht erzählen. Man kann die Schwärmereien seines treuen Fanclubs unter den Wählerinnen und Journalistinnen als Geschmacksverirrung bezeichnen. Doch ich kann es ihnen nicht wirklich übel nehmen.
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Wie ich heute feststellen kann, funktioniert die Politik gar nicht so anders als die Backstreet Boys. Jeder hat seine Rolle, jeder seine Floskeln und Versprechungen und einstudierten Dackelblicke. Gegen Männer wie Robert Habeck bin ich immun, seit ich vier Jahre alt bin. Ich weiß, dass Justin Timberlake nicht wirklich bis ans Ende seiner Tage mit mir sein will und auch, dass Robert Habeck nicht wirklich meine Interessen vertreten wird. „I Want You Back“ von NSync ist allerdings viel rhythmischer als das Geseier von Habecks Bewerbung zum Kanzler.
Als die Habeck-Anbeterinnen noch junge Mädchen waren, gab es aber noch nicht so viel Lehrmaterial. Vielleicht noch gerade so New Kids on the Block, aber die waren noch nicht so gerissen systematisiert, wie es die Boybands seit den 90ern sind. Wenn Robert Habeck also durchdringend durch den Bildschirm in die Augen schaut und sagt: „Komm, Baby, lass uns die Welt retten“ (das hat er noch nie gesagt, aber das kommt bei ihnen an) haben sie einfach noch nicht die erforderlichen Abwehrkräfte, die es braucht, um solche Maschen zu durchschauen.
Doch auch auf Robert Habeck wartet noch ein böses Erwachen – das gleiche, das alle Playboy-Häschen vor ihm durchmachen mussten. Man bleibt nicht ewig jung und frisch und süß und anders als die anderen. Robert Habeck hatte zum Beginn seiner Karriere das Glück, dass es, insbesondere als Mann, sehr einfach ist, zu den Attraktiveren in der Politikbranche zu gehören. Ich glaube, dass ihm dieses Image zu Beginn neu war. Ansonsten passt der Schönling nicht zu seinem Image. Er ist schluderig und verplant und will auch eigentlich über solchen profanen Dingen stehen, vielleicht ist er deshalb auch erst Philosoph geworden. Danach ruhte er sich auf seiner natürlichen Schönheit aus. Wie Sie ja eben sehen konnten, reichte das schon aus, um in der SZ-Redaktion für weiche Knie zu sorgen.
Jetzt glaubt Habeck, er könnte einfach wieder schelmisch grinsend mit der Kamera flirten, ein paar tiefsinnige Worte sagen und dabei mit einstudiert fokussiertem Blick, mit zusammengekniffenen Augen und zusammengezogenen Augenbrauen tief in die Augen seiner Zuschauer blicken und seine „Kanzler-Era“ wird zum Selbstläufer. Doch was Robert Habeck noch nicht verstanden hat, ist, dass er langsam in ein Alter kommt, wo sein ehemals verträumter Blick nur noch senil erscheint. Der Sunnyboy ist entzaubert. Sein Gesicht hängt, seine Schultern hängen noch mehr, manchmal hat er nicht mal zwei gleiche Socken an.
Habeck hat sich gehen lassen. Schon in den ersten Wochen nach Amtsantritt war das klar. Da erzählte er Markus Feldenkirchen noch in der Reportage, er würde „untergehen“, dass er seine nasse Wäsche nicht aufhängt und keine Milch zu Hause hat. Er hat sich damit vielleicht noch eingeredet, ihn würde das authentisch machen, doch es zeugte nur von Verwahrlosung infolge massiver Überforderung. So jemand gehört nicht ins Kanzleramt. Und so etwas macht sich auch nicht mehr so gut auf dem Stern-Cover.
Wieso wird jeder Politiker, der besser aussieht, als Genscher als attraktiv bezeichnet? Ich finde Habeck nur peinlich und abstoßend.Für mich hat Attraktivität auch etwas mit Ausstrahlung und Intelligenz zu tun.
Dass Schönheit und Kompetenz auch zusammengehören können, bekommen wir wenigstens durch Sie, werte Lisa, jede Woche präsentiert.
Habeck kann weg. ein abgehalfterter möchtegern.
Das kann ich leider bestätigen. Sehr viele Kolleginnen Ü50 auf meiner Arbeit (eine Behörde) finden Habeck ausgesprochen attraktiv. Ich kann das allerdings nicht nachvollziehen: der Typ ist das genaue Gegenteil eines Mannes: er wirkt bei all seinen Auftritten wie eine weinerliche Pussy, die sich über die Bürden des Lebens ständig wortreich lamentiert. Wer steht denn bitteschön auf verträumte Weicheier?
Sehr guter Artikel 👍🏻
Elisa David – Mann, ist diese Frau gut! Trifft es auf den Punkt!
Verwöhntes Jungchen, welches nie in der Realität angekommen ist. Sobald der Wind von vorne bläst, läuft er wie eine Heulsuse davon.