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Rassismus beim Karneval? Stoppt die woke Kostüm-Polizei!

Seit jeher ist Karneval ein Fest von Freude, Gemeinsamkeit und Zwanglosigkeit - doch die Berufsdiskriminierten und Dauerempörten wollen auch das kaputtmachen. Aber traditionelle Kostüme an Fasching sind kein Rassismus. Ein Plädoyer für die rheinische Frohnatur.

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Ich bekenne mich: Mit Karneval kann ich eigentlich nicht so wirklich etwas anfangen. In der Schule feierten wir zwar immer Verkleidungsfest, aber diese rheinischen Traditionen sind mir, geboren und aufgewachsen in Norddeutschland, etwas fremd. Vielleicht liegt es an der überbordenden Lebensfreude, der offenen Herzlichkeit des Karnevals – beides Dinge, für die wir im Norden ja nun wahrlich nicht bekannt sind. 

Diese „rheinische Frohnatur“ ist mir aber doch sympathisch. Es ist schön zu sehen, wie eine ganze Region sich kollektiv in den Armen liegt, zu kultigen Liedern schunkelt und sich lustig verkleidet. Eine schöne Tradition, eine schöne Festivität, für die ich hier in die Bresche springen möchte. 

Denn der Karneval wird angegriffen – und das nicht von stoisch-griesgrämigen Norddeutschen wie mir. Es sind die berufsmäßig Beleidigten, die professionell-puritanischen Spaßbefreiten, die dieses gutherzige Freudenfest attackieren. Jedes Jahr aufs Neue kommen sie aus dem Keller, in den sie sonst ganzjährlich zum Lachen gehen, um dem Rest des Landes zu erklären, wie man politisch korrekt Karneval feiert. So gibt es natürlich auch dieses Mal eine ellenlange Liste, was zum Verkleidungsfest angeblich nicht mehr getragen werden darf – weil es „kulturell aneignend“, „unsensibel“ oder direkt „rassistisch“ ist. 

Die „Kostümleitfäden“ der berufsmäßig Beleidigten

In Heilbronn hat eine städtische „Antidiskriminierungsstelle“ zum Beispiel jetzt einen „Kostümleitfaden“ herausgegeben, der das Karnevalsfest vorbei an allen „Diskriminierungen“ möglich machen soll. „Verkleiden gehört zu Fasching wie die Marmelade in den Berliner, doch was für viele Menschen lustig und unterhaltsam wirkt, kann für andere verletzend und diskriminierend sein“, heißt es hier. Die Bilder, die dabei entstünden, hätten jedoch nichts mit der realen Lebenswelt von Schwarzen oder indigenen Menschen zu tun, sondern seien laut der Stelle die „Reproduktion kolonialistischer Vorstellungen und einer Geschichte von Unterdrückung“.

Klar, wer kennt es nicht: Wer sich an Fasching als Chinese verkleidet, mit stereotypischem Bart und Bambus-Hut, inszeniert im Herzen schon die Wiedereinnahme Tsingtaos für das deutsche Kolonialreich. Und wer sich als Indianer verkleidet – sorry, als „nordamerikanischer Ureinwohner“ – will wohl innerlich das Volk der Apachen vertreiben?

Die Antidiskriminierungsstelle Heilbronn empfiehlt auch Kostüme, um jeder Form von „Diskriminierung“ vorzubeugen. So solle man doch bitte als Pflanze oder Maschine gehen. Damit ist (noch) niemandem auf den Schlips getreten – zumindest bis sich die Veganer und die Ingenieure wegen kultureller Aneignung zu Wort melden. Dann geht wohl auch das nicht mehr. 

Schluss mit der Kostümpolizei!

Eine absurde Vorstellung: Ein Karneval voller Menschen, die sich als Pflanzen verkleiden? Köln voller Wälder – ein grüner Traum wird Wirklichkeit. Nur mit dem Spaß ist es dann nicht mehr so weit her. Und eine staatlich reglementierte Verkleidungsveranstaltung mit politischen Kostümvorschriften klingt doch mehr nach Reichsparteitag als nach Rheinland. Damit sei nicht gesagt, dass man wirklich nur als Indianer oder Chinese verkleidet Spaß haben kann – es gibt auch ganz viele gute andere Kostüme. Nur ist es schlicht eine Anmaßung dieser Berufsdiskriminierten, Kostümpolizei für ein ganzes Land zu spielen und Karnevalsbesucher wegen irgendwelchen Kostümen zu Rassisten zu erklären. Diesen Faschings-Faschismus brauchen wir nicht – er hilft auch keinem. 

Bevor die Kostümpolizei kam, war der Karneval vor allem eines: ein Fest der Offenheit, der Toleranz und der Freude. Es ist nicht nur Zufall, dass ausgerechnet Faschingsmetropolen wie Köln oder Düsseldorf zu den weltoffensten Städten in Deutschland zählen. Der Karneval ist dazu da, ausgelassen und gemeinsam zu feiern – und er lebt auch von der Provokation, dem Spielen mit Klischees und Stereotypen. Das ist nicht rassistisch oder diskriminierend. Im Gegenteil: Humor war schon immer der beste Weg, um Gegensätze und Vorurteile zu entschärfen und Menschen zusammenzuführen. Leider haben wir das als Gesellschaft verlernt und bauen jeden Unterschied zu einem gesellschaftlichen Minenfeld um, das uns voneinander trennt.

Und sich in kulturellen Kleidungen zu kostümieren, hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun – ganz im Gegenteil, finde ich. Als ich Karneval mal mit einigen Kommilitonen feierte, trat einer von ihnen plötzlich in Lederhosen auf – er war Lateinamerikaner und hatte mit deutscher oder bayerischer Kultur nichts am Hut. Aber er amüsierte sich prächtig über sein Outfit – mindestens so sehr wie ich, der den Lederhosen-Latino einfach nur witzig fand. Nichts daran war abwertend oder herablassend, alles daran war herzlich und fröhlich. Geht es nach den Berufsempörten, hätte ich ihm wohl einen Vortrag über kulturelle Aneignung halten müssen und darüber, wie unsensibel das Kostüm war.

Diskriminiert ein Lederhosenkostüm Deutsche und Bayern?

Vielleicht hätte ich auch „meine Kultur ist kein Kostüm“ brüllen und wutentbrannt davon stampfen sollen, um ein Zeichen zu setzen. Gott sei Dank bin ich ein normaler Mensch ohne meterlangen Stock im Allerwertesten – weswegen wir einfach herzlich lachend ein paar Bier miteinander tranken. Und als ich mich in der Grundschule zum Verkleidungsfest anlässlich der anstehenden WM 2010 mal als Südafrikaner verkleidete – mit Afro-Perücke, Südafrika-Trikot, Landesflagge und verdunkelter Haut – war die Person, die mein Kostüm am besten fand, die einzige Südafrikanerin an der Schule. Sie freute sich einfach nur und wir kamen ins Gespräch über ihre Heimat. So kann Karneval verbinden – wenn man es denn zulässt.

Insofern ist es vielleicht kein Wunder, dass der Karneval so ins Visier der Woken geraten ist – ihre Ideologie lebt ja davon, das Trennende zu betonen und die Mauern zwischen Menschengruppen wieder hochzuziehen. Umso wichtiger ist es, den Karneval als Bastion von Toleranz und gemeinsamer Freude zu verteidigen. Denn am Ende sind Spaß und Freude die wahren Erzfeinde der spaßbefreiten Wokies – und zusammen Spaß zu haben, ist noch immer das beste Mittel gegen jede Form von Vorurteil.

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