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Neu-Ulm

Polizei stürmt Lesung von Martin Sellner – doch der flieht unbemerkt

In Neu-Ulm hat die Polizei eine Lesung von Martin Sellner gestürmt und aufgelöst. Bevor der Österreicher verwiesen oder festgenommen werden konnte, floh er laut eigenen Aussagen mithilfe einer Covid-Maske – und setzte die Lesung später unbemerkt fort.

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Einge Male wurden Lesungen von Martin Sellner von der Polizei abgebrochen – jetzt auch in Neu-Ulm.

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In Neu-Ulm hat die Polizei am Freitagabend eine Lesung von Martin Sellner gestürmt. Zuvor konnte der rechte Autor und ehemalige Sprecher des österreichischen Ablegers der Identitären Bewegung jedoch fliehen. Schon im Vorfeld der geplanten Lesung zum Thema Remigration hatte sich ein Einsatz der Polizei angedeutet: Die Stadt Ulm, die gegenüber der bayerischen Kreisstadt Neu-Ulm in Baden-Württemberg liegt, hatte bereits mitgeteilt, ein Aufenthaltsverbot für Sellner aussprechen zu wollen.

Er hatte zuvor nur vage angekündigt, am Freitag für eine Lesung nach Ulm reisen zu wollen. Interessierte konnten sich per Mail melden, um weitere Hinweise zu erhalten. Laut Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher sei die Nachbarstadt Neu-Ulm – die verwaltungstechnisch in manchen Fällen mit Ulm verbunden ist – für den Besuch des Österreichers „sensibilisiert“ worden, wie der SPD-Politiker dem SWR mitteilte.

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Dort wollte die Polizei Sellner ebenfalls ein Auftrittsverbot aussprechen. Weil die Räumlichkeiten, in denen die Lesung stattfinden sollte, zu mieten sind, wurden sie als öffentlicher Ort gewertet – an dem ein solches Verbot ausgesprochen werden kann. Doch dazu kam es nicht: Videos zeigen zwar, wie mit Helm und Schonern ausgerüstete Polizisten in den Veranstaltungsort vordringen, Sellner war zu diesem Zeitpunkt jedoch untergetaucht. Auf X deutete der 35-Jährige an, dass ihm eine Covid-Maske die Flucht erleichtert habe. Den Veranstaltungsort scheint Sellner jedoch nicht vollständig verlassen zu haben: „Von oben“ habe er den Vorgang weiter beobachtet, so der Österreicher.

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Die für 18 Uhr angesetzte Veranstaltung soll demnach nach zwanzig Minuten durch die Polizei gestört und beendet worden sein. Videos zeigen zahlreiche Beamte, die unter Rufen nach „Remigration“ den Veranstaltungsort betreten und unter Beifall und Gelächter durchsuchen. Später ist auf den Aufnahmen zu hören, wie die Besucher der Lesung das deutsche Volkslied „Die Gedanken sind frei“ anstimmen.

Infolge der Stürmung mussten vermutlich 40 Gäste die Räumlichkeiten verlassen, gegen zwei Besucher wurde ein Platzverweis ausgesprochen, berichtet die Neu-Ulmer Zeitung. Als Grund für die Auflösung gab die Polizei demnach wiederum an, der Gaststättenbetrieb des Veranstaltungsortes sei ohne Schankgenehmigung durchgeführt worden, außerdem habe ein Fluchtweg gefehlt.

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Nachdem der Einsatz gegen 20 Uhr beendet worden war, so Sellner, habe er den Vortrag vor einigen Teilnehmern zu Ende geführt. Zuvor sollen die Beamten die Kasse, in der sich Sellners Erlöse aus seinen Buchverkäufen befanden, beschlagnahmt haben. Auf X sprach der Österreicher von Diebstahl und forderte die Ulmer Polizei auf, das Eigentum auszuliefern. Zudem sei am Freitagabend „massive, ungerechtfertigte Repression“ vor allem „gegen die Meinungsfreiheit“ ausgeübt worden, resümierte der rechte Autor.

Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger sah das anders. In den Sozialen Netzwerken lobte die CSU-Politikerin das Vorgehen der Polizei: Die Beamten hätten „konsequent, professionell und mit dem richtigen Gespür“ gehandelt. Neben der Polizei fanden sich auch bis zu 80 Gegendemonstranten in der Neu-Ulmer Bahnhofstraße ein, wo die Veranstaltung stattfand. Mit Antifa-Transparenten und Regenbogenflaggen demonstrierten die Teilnehmer gegen die Lesung Sellners, gegen Rassismus und gegen Rechts.

Auch in Ulm waren am Freitagnachmittag bis zu 100 Demonstranten dem Aufruf der Gruppe „Klare Kante gegen Rechts“ gefolgt, um gegen Rechts zu demonstrieren. Hier wurden Transparente mit den Aufschriften „Keine Bühne den Rechten“ oder „Refugees Welcome“ gezeigt, zudem waren Parolen wie „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ zu hören.

Für Sellner geht es am Samstag nach eigenen Aussagen in der Schweiz weiter. Dort hatte das Bundesamt für Polizei (Fedpol) kürzlich ein Einreiseverbot vom 10. bis zum 27. Oktober für den Österreicher ausgesprochen. Im März war es zu einer ähnlichen Situation gekommen. Weil die Sachlage im Vorfeld eines Vortrags im Kanton Aargau allerdings zunächst unklar erschien, entschloss sich Sellner zu einer medienwirksamen Einreise mit einem Schlauchboot über den Bodensee. In Aargau wurde er letztlich für zwei Monate des Kantons verwiesen (Apollo News berichtete).

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