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Millionen Daten

O2 überwachte 2020 großflächig Mobilfunk-Kunden im Auftrag des BKA

Der Telefónica-Konzern hat 2020 wohl großflächige Überwachungen seiner Kunden durchgeführt, um das Bundeskriminalamt bei Ermittlungen zu dem pädokriminellen Forum „Boystown“ zu unterstützen. Eine explizite Rechtsgrundlage gab es nicht.

Der Telefónica-Konzern überwachte potentiell Millionen seiner Kunden

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Der Telefónica-Konzern, dessen deutsche Kernmarke der Telekommunikationsdienstleister O2 ist, soll 2020 großflächig über drei Monate hinweg seine Kunden überwacht haben. Das ergeben Recherchen des ARD-Politikmagazins Panorama und des Reportageformats STRG_F.

Der Konzern war durch Anordnung des Amtsgerichts Frankfurt am Main am 17. Dezember 2020 zu außergewöhnlichen Überwachungsmaßnahmen verpflichtet worden. Diese waren für drei Monate angesetzt. Die Speicherung sollte das Bundeskriminalamt (BKA) bei seinen Ermittlungen zu dem pädokriminellen Forum „Boystown“ unterstützen.

Das Amtsgericht ordnete dabei auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main die Überwachungsmethode „IP-Catching“ an. Telefónica musste dafür überwachen, welcher Kunde sich mit einem vom BKA genannten Server verbindet. Eine explizite Rechtsgrundlage gibt es für „IP-Catching“ nicht. Das Gericht argumentierte, dass die Maßnahme trotz der von ihr ausgelösten „unvermeidbaren Drittbetroffenheit“ aufgrund der Schwere der Straftat noch verhältnismäßig sei.

„Wohlwollend gesprochen handelt es sich um ein hochgradig kreatives Vorgehen der Ermittlungsbehörden, bei dem verschiedene Eingriffsgrundlagen der Strafprozessordnung munter zusammengewürfelt wurden, was auch in der konkreten Ausgestaltung die Grenzen des rechtlich Zulässigen zumindest ausgereizt, wenn nicht sogar überschritten hat“, erklärte der Strafrechtsprofessor Dominik Brodowski in einem Interview mit Panorama und STRG_F.

Die Überwachung endete nach wenigen Tagen mit der erfolgreichen Enttarnung des Pädophilen-Rings. Alle Daten unverdächtiger Personen sollen daraufhin umgehend gelöscht worden sein. Es ist nicht klar, wie viele Kunden von den Speicherungen betroffen waren, auch nicht, von wie vielen Kunden die Daten im Rahmen der Ermittlungen analysiert wurden. Potenziell könnte es sich um Millionen handeln.

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