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Deindustrialisierung

Nächstes Ineos-Werk steht vor dem Aus: Britischer Chemiekonzern kehrt Deutschland den Rücken

Nachdem der britische Chemiekonzern Ineos die Schließung von drei deutschen Werken bekanntgegeben hat, droht nun offenbar die nächste Standortaufgabe. Die schlechten Rahmenbedingungen in Deutschland machen dem Chemieriesen zu schaffen.

Der Chemiepark Marl ist einer der größten Branchenstandorte in Deutschland. (IMAGO/biky)

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Ineos erwägt eine weitere Werksschließung im Ruhrgebiet. Betroffen ist der Standort in Marl mit rund 200 Beschäftigten. Der britische Chemiekonzern hatte vor Kurzem angekündigt, dass die Chemikalie BDO, die unter anderem in Medikamenten wie Antibiotika Verwendung findet, künftig nicht mehr vor Ort produziert werden soll. 

Dies könnte erhebliche Folgen für die Antibiotika-Versorgungssicherheit in Europa haben. Ineos warnte bereits, dass mit der Schließung des Werks einer der letzten verbliebenen heimischen BDO-Hersteller verloren ginge. Europa gerät zunehmend in eine gefährliche Abhängigkeit von Produktionsstätten in Fernost. Eine besorgniserregende Entwicklung.

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Erst vor wenigen Wochen hatte Ineos bekanntgegeben, zwei Werke in Rheinberg (Nordrhein-Westfalen) stillzulegen. Auch dort sind mit 175 Mitarbeitern ähnlich viele Beschäftigte betroffen.

Bereits im Juni hatte das Unternehmen die Schließung seines Werks in Gladbeck nahe Gelsenkirchen angekündigt. Die Anlage blickt auf eine lange Geschichte zurück – sie war seit 1954 in Betrieb. Von der Schließung sind 279 Mitarbeiter direkt betroffen. Zudem werden Medienberichten zufolge wohl rund 1.500 weitere Arbeitsplätze in der Lieferkette in Mitleidenschaft gezogen (Apollo News berichtete).

Für den Rückzug aus Deutschland macht Ineos unter anderem die übermächtige Konkurrenz aus China verantwortlich, die den europäischen Markt in den letzten Jahren mit Billigimporten überschwemmt hat und inzwischen klar dominiert. Heimische Unternehmen verlieren nach und nach Marktanteile.

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Ursache dafür ist in erster Linie die Diskrepanz zwischen den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und China. In der Volksrepublik profitieren Unternehmen von umfangreichen staatlichen Subventionen, geringerer Bürokratielast, niedrigen Energie- und Lohnkosten sowie einem privilegierten Zugang zu wichtigen Rohstoffen und Forschungseinrichtungen. Dies erlaubt ihnen, ihre Produkte günstig herzustellen und schließlich auch zu Schleuderpreisen in Europa abzusetzen.

In Deutschland – wie auch in vielen anderen EU-Mitgliedstaaten – stellt sich die Lage völlig anders dar: Hohe Löhne, teure Energie, überbordende Bürokratie und eine erdrückende Steuerlast schmälern die Rentabilität der Betriebe erheblich. Die hohen Betriebskosten müssen die Unternehmen, um wirtschaftlich zu bleiben, nicht selten auf das Endprodukt umlegen. Dies führt wiederum zu einem Nachfragerückgang, da Kunden logischerweise den Erwerb von günstigeren Produkten bevorzugen.

Das Londoner Unternehmen verwies zudem vermehrt auf die hohen CO₂-Kosten auf dem europäischen Markt, die die Produktion in Deutschland zunehmend unrentabel machen.

Klar ist: Der europäische Emissionshandel, bekannt als EU-ETS, zählt zu den größten Problemen für die europäische Wirtschaft – und das branchenübergreifend. Im Kern gilt: Unternehmen müssen für jede emittierte Tonne CO₂ entsprechende Zertifikate erwerben, die sie zum Ausstoß berechtigen.

Da diese Zertifikate keinen festen Preis haben, sondern über Angebot und Nachfrage geregelt werden, während die EU die Gesamtmenge der verfügbaren Zertifikate schrittweise reduziert, entsteht ein massiver Nachfrageüberhang. Die Kosten für CO₂-Zertifikate steigen dadurch kontinuierlich an. 

Der britische Ineos-Chef James Ratcliffe fand im Rahmen der Werksschließung in Gladbeck deutliche Worte zum europäischen Emissionshandel: Die Entscheidung sei „die Folge der völlig fehlenden Wettbewerbsfähigkeit Europas im Energiesektor und der blinden Hingabe an die CO₂-Besteuerung, die zu einer massiven Deindustrialisierung des Kontinents führt“.

Auch der Rest der heimischen Industrie spricht sich vermehrt gegen die CO₂-Besteuerung aus. Erst kürzlich hat sich ein Verbund aus 80 europäischen Unternehmen zusammengeschlossen, um gegen das übergriffige Abgabensystem vorzugehen. 

In einem Schreiben an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnten die Unternehmen, dass die künftig weiter steigenden Kosten für den CO₂-Ausstoß zahlreiche Betriebe wirtschaftlich an ihre Grenzen bringen könnten. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie stehe ernsthaft auf dem Spiel.

Neben den Werken in Rheinberg, Gladbeck und Marl, die vor dem Aus stehen, betreibt Ineos weitere Standorte in Köln, Frankfurt, Ludwigshafen, Schwarzheide (nahe Dresden), Moers und Herne (beide im Ruhrgebiet). Auch diese könnten jedoch langfristig betrachtet von einer Schließung bedroht sein. Dass Ineos dem Standort Deutschland vollständig den Rücken kehrt, ist alles andere als unwahrscheinlich – insbesondere, wenn man berücksichtigt, wie stark die schlechten Rahmenbedingungen hierzulande die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigen.

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23 Kommentare

  • Angeführt wurden auch niedrigere Energiepreise. Also am Strompreis kann es ja nicht liegen, denn der Strom in Deutschland ist ja kostenlos, da Wind und Sonne ja keine Rechnung schicken.

  • „und schließlich auch zu Schleuderpreisen in Europa abzusetzen“

    Also an den Medikamentenpreisen kann die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge demzufolge nicht liegen?🤔

    • Das ist ganz einfach, die Preise für Medikamente werden weiter erhöht und mit allgemeinen Preissteigerungen durch Energie, Löhne etc. argumentiert und an günstigen Standorten produziert. Das Geld wandert in die Kassen der Pharmaindustrie und den Aktionären.
      Die Krankenkassen sind nur das Bindeglied. Aber man muss ehrlich sagen, die Bürger hätten es selbst in der Hand – gesündere Ernährung und mehr Sport und Bewegung, dann bräuchten Alle weniger Medikamente und man könnte dieser Spirale entgegenwirken.

  • Wie würde KGE tirilieren? Ja wie wunderbar ist das denn!

  • Die Energie- und Wirtschaftspolitik der Altparteien ist Sabotage und Hochverrat. Die Energieversorgung, Industrie und Infrastruktur wird systematisch zerstört. Deutschland soll vom ehemaligen Exportweltmeister zu einem wirtschaftlich unterentwickelten Schwellenland gemacht werden.

    • Ein wenig Geduld; der Aufschwung Doppelwumms ist zum Greifen nah.

      • „Ein wenig Geduld; der Aufschwung Doppelwumms ist zum Greifen nah.“ Muss wohl eher Doppelplumps heissen, es nützt aber dem Klima ,werden die Grünen feiern….

        4
  • Unsere Regierung hat im Moment mit dem Stadtbild zu tun, da können sie sich mit Nebensächlichkeiten nicht aufhalten.

  • Die Regierung sieht da kein Problem. Sind doch nur 200 Arbeitsplätze und noch ein paar wegen fehlender Kaufkraft. Gibts halt Grundsicherung ehemals Bürgergeld.

  • Der Green Deal ist nur das Cover. Wie im Puppenspiel, die Fäden werden ganz oben gezogen, die Marionetten führen aus. Die Camouflage der Boshaftigkeit beginnt zu bröckeln.

  • Der Neo Merkantilismus, von China und den USA munter praktiziert, ist in den Köpfen in Berlin und Brüssel noch nicht angekommen. Dort glaubt man noch an den Freihandel, in der Theorie durchaus zu Recht, aber wenn der Freihändler dem Merkantilisten uneingeschränkten Zugang zu seinem Markt gibt, dann geht der Freihändler unter und der Merkantilist wird reich.

    • Freihandel … bei den existierenden europäischen Zöllen sehe ich keinen Freihandel.

  • Der Krieg ist in der Eu angekommen, der zwischen Idealisten und Realisten.

  • Faktor 3…5 kommt für den Rattenschwanz noch locker oben drauf, für Subunternehmer, Lieferanten etc.

  • In Anlehnung an das Gedicht vom „Strohhalm“ der Schweizer Lyrikerin Erika Burkart ist spätestens vor bald vier Jahrzehnten in der dafür maßgeblichen Literatur erörtert worden, vor allem das „Leiden im Industriebetrieb“ (Kern et al., in: Soziale Welt, Heft 1/1988: 94) mit einem Griff danach bannen zu können. Ein Jahrhundert zuvor ist in „Die sieben Welträtsel“ zwar noch bezweifelt worden, ob es trägt, sich daran festzuhalten. Inzwischen jedoch ist klar, dass es vielmehr verheerende Folgen hat, ihn auszuschlagen. Angesichts dessen täte es längst Not, aufzuzeigen, was es mit dem Begriff des „Strohhalms“ in Wirklichkeit auf sich hat. Allerdings ist nicht zuletzt hier in der Kommentarspalte von Apollo News von so manchen Lesern nicht erwünscht, den Schleier endlich zu lüften.

  • Mich regt das alles nicht mehr auf.

    Je öfter, eindringlicher und schneller der gemeine ÖRR-RTL-NPC am eigenen Leib zu spüren bekommt wohin die Reise geht, desto besser.

    Gut zureden ist schon lange keine Option mehr.

  • Wer braucht schon Antibiotika!!!!!!! Wir beten uns einfach gesund! ( Ironie aus ) Wir bekommen nicht nur mittelalterliche Zustaende sondern demnaechst auch deren Krankheiten zurueck. Dank der schwarzlinksrotgruenen Altparteien.

  • Alles wird gut. Ich vertraue noch immer dem Robert. Der hat Ahnung.
    Endlich Platz für die Neubürger.
    Irre, nur noch irre.

  • „In der Volksrepublik profitieren Unternehmen von umfangreichen staatlichen Subventionen, geringerer Bürokratielast, niedrigen Energie- und Lohnkosten“ In Deutschland profitiert nur die Ukraine und E.Karrenkäufer von Subventioenen ,das hat Priorität NOCH ,bis die Sondervermögen alle sind…. Friedrich macht dann das Kerzenlicht aus ,weil kein Wind weht…

    • Friedrich macht dan̈ als das Letzte das Licht!?

      • Hatte das nicht schon Honecker?

        0
  • Läuft….

  • In welcher Welt leben die EU-Granden und ihre nationalen Vasallen? Sie jagen das letzte Gramm CO2 in der Luft, aber merken nicht, dass die Wirtschaft unter ihren Paragraphen erstickt.

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