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Frachter festgesetzt

Mysterium in der Ostsee: Kappte ein chinesisches Schiff deutsche Internetkabel?

Ein chinesischer Frachter schaltet auf einmal seinen Transponder ab, fährt seinen Anker aus und kappt u.a. ein deutsch-finnisches Internetkabel – glauben Ermittler. Nun ist die Yi Peng 3 umringt von NATO-Kriegsschiffen. Was passiert gerade in der Ostsee?

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„Hybride Kriegsführung“ – das ist das Schlagwort, das letzte Woche auch von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kam, als zwei wichtige Internetkabel in der Ostsee gekappt wurden. Ein Kabel, das die schwedische Insel Gotland und Litauen verbindet, sowie ein Kabel, das Deutschland und Finnland verbindet, wurden demnach getrennt.

Jetzt umringen NATO-Kriegsschiffe das chinesische Frachtschiff Yi Peng 3. Lag der anfängliche Verdacht vergangene Woche noch bei Russland, hat man jetzt das Schiff aus China als Verdächtigen im Visier, wie das Wall Street Journal berichtet. Ermittler sind sich demnach inzwischen sicher, dass das Schiff am 17. November seinen Anker fallen ließ, sich trotzdem weiterbewegte und damit die Kabel am Meeresboden nacheinander trennte: erst das schwedisch-litauische Kabel um 10:00 Uhr am 17. November, dann das deutsch-finnische Kabel um 3:00 Uhr morgens am nächsten Tag. Kurz danach zog man den Anker wieder hoch, änderte seinen Kurs und fuhr Zickzack-Bewegungen, bis die dänische Marine das Schiff stoppte.

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Besonders verdächtig: Während all der Zeit war der Transponder des Schiffes ausgeschaltet. Ähnlich wie Flugzeuge, haben nämlich Schiffe einen solchen Transponder, der live die jeweilige Position teilt – und hier nun gerade in den entscheidenden Stunden ausgeschaltet wurde. Einen Fehler, dass nämlich einerseits die Crew stundenlang unbemerkt mit Anker fährt und zusätzlich der Transponder ausfällt, halten Ermittler für unwahrscheinlich, so das Wall Street Journal. Denn durch den Anker ist das Schiff deutlich langsamer geworden.

Die Yi Peng 3 im Hintergrund, mit einem dänischen Marineschiff vorne

Ermittler haben nun auch am Anker entsprechende Spuren gefunden, die auf die Zerstörung der Internetkabel hindeuten. Dass das Schiff also die Kabel trennte, scheint inzwischen außer Zweifel. Die Frage ist eher: wieso? Dass es sich wirklich um einen Fehler handelt, glaubt keiner so richtig.

Aber wer steckt dahinter? Die chinesische Regierung oder ein anderer Akteur? In den skandinavischen Staaten verdächtigt man weiterhin Russland. Das Schiff fuhr nämlich zuvor einen russischen Hafen an – womöglich passierte die Sabotage-Aktion dann auf Drängen oder Bezahlung russischer Geheimdienste, so die Theorie. Beweise gibt es dafür aber noch nicht. In den letzten vier Jahren war das Schiff praktisch ausschließlich in chinesischen Gewässern unterwegs, erst 2024 begann es, russische Häfen anzufahren, zunächst im Pazifik, um russische Kohle zu transportieren, jetzt fuhr es auch bis in die Ostsee.

Und so ankert die Yi Peng 3 nun erstmal im Kattegat an der Mündung zur Ostsee. Umringt von Marineschiffen Dänemarks, Deutschlands und Schwedens. Auch das Bundespolizeischiff Bamberg ist laut Wall Street Journal im Einsatz, um die Schäden an den Internetkabeln mit Unterwasserdrohnen zu untersuchen. Einen Verdächtigen für die Sabotage gibt es mit der Yi Peng 3 also, aber das Motiv konnte man noch nicht eindeutig festmachen.

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