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Buchvorstellung

Merkel erklärt: AfD-Aufstieg war unvermeidlich – Flüchtlinge zurückzuweisen wäre „noch dramatischer gewesen“

Angela Merkel hat bei der Vorstellung ihrer Autobiographie erklärt, dass der Aufstieg der AfD untrennbar mit der Migrationspolitik verbunden ist. Sie selbst könne sich jedoch keine Vorwürfe machen. Es wäre „noch dramatischer“ gewesen, wenn sie die Flüchtlinge 2015 zurückgewiesen hätte.

Angela Merkel hat am Abend ihr Buch „Freiheit“ in Berlin vorgestellt

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Am Abend hat Angela Merkel ihre Autobiographie vorgestellt. Das Buch trägt den Titel „Freiheit. Erinnerungen 1954-2021“. Moderiert wird der Abend von Anne Will. Dass diese nicht den Anspruch an sich selbst stellt, kritische und kontroverse Fragen zu stellen, wird schnell klar. Als „irrsinnig präzise“ bezeichnet sie gleich zu Beginn der Veranstaltung das Buch von Merkel.

Zunächst geht es kurz um Merkels Leben in der DDR. Im Wendejahr 1989 habe es diejenigen gegeben, die „Revolution wirklich vorangetrieben haben“. Zu diesen habe sie selbst jedoch nie gehört, bekundet Merkel. Auch an Demonstrationen hätte sie nie teilgenommen. Bei der großen Bürgerdemonstration am 4. November 1989 hätte sie nicht teilgenommen, da sie auf dem Geburtstag ihrer Großtante gewesen sei. „Sonst hätte ich natürlich teilgenommen“, so Merkel.

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Man könne den vielen oppositionellen Bürgern jedoch „danken“, dass sie „vorangeschritten sind“, so Merkel. Für ihr späteres Leben hätte sie aus den Erfahrungen in der DDR jedoch auch Nutzen ziehen können. Eine gewisse „Verschwiegenheit“ wahren zu können, hätte ihr auch als Politikerin vielfach geholfen.

Zudem liest Merkel ein Kapitel zu ihrer Flüchtlingspolitik vor und erklärt ihre Beweggründe, Hunderttausende Menschen irregulär nach Deutschland einreisen zu lassen. Dabei erklärt sie, dass sie sich schon an dem Wort „Flüchtlingsstrom“ stört. In ihrem Buch schrieb sie: „Für mich ging es nicht um einen Strom, sondern um Menschen“.

Als sie in dem von ihr vorgelesenen Buch ein Zitat aus dem September 2015 wiederholte, („Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn wir jetzt noch anfangen müssen, uns dafür zu entschuldigen, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land“) erhält sie tosenden Applaus vom Publikum. Anne Will stellt Merkel an diesem Punkt nicht eine Frage mit Bezug auf die Flüchtlingspolitik.

Erst später kommt sie hierauf zurück. Sie fragt Merkel, wie sie zu den gegenwärtigen Forderungen von Merz in Bezug auf die Einwanderungspolitik stehe. Hier sei man unterschiedlicher Meinung, so Merkel. Der Aufstieg der AfD sei untrennbar mit den Migrationsbewegungen der vergangenen Jahre verbunden. Ihre getroffenen Entscheidungen seien dennoch nicht falsch gewesen. „Die Alternative wäre gewesen, diese Menschen an der deutschen Grenze (…) nicht nach Deutschland zu lassen“. Dies wäre für Merkel „noch dramatischer gewesen“.

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