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ifo Institut

Materialmangel lässt Bänder stillstehen: Mehr als jedes vierte Auto-Unternehmen steht unter Druck

Die deutsche Industrie kämpft mit einem gravierenden Materialmangel – vor allem bei kritischen Rohstoffen und modernen Technologien wie Halbleitern. Besonders stark betroffen ist davon die heimische Automobilbranche.

Zu wenig Material und Vorprodukte kommen in Deutschland an (Symbolbild). (IMAGO/Martin Wagner)

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Der Mangel an Material und Vorprodukten in der deutschen Industrie spitzt sich weiter zu. Neue Daten des ifo-Instituts zeigen: Die Lieferengpässe haben inzwischen ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Im November gaben branchenübergreifend 11,2 Prozent der Industriebetriebe an, dass sie Probleme haben, die für ihre Produktion notwendigen Materialien aufzutreiben. Seit Oktober hat sich der Anteil fast verdoppelt. Vergleichbare Werte wurden zuletzt im April 2024 erfasst, als 12,4 Prozent der Unternehmen unter Materialknappheit litten.

Besonders gravierend sind die Engpässe in Branchen, die auf moderne Technologien wie Halbleiter angewiesen sind – darunter insbesondere die Automobilindustrie. „Die fehlenden Halbleiter verschärfen die bereits schwierige Situation der Industrie“, erklärt Umfrageleiter Dr. Klaus Wohlrabe. In der Autobranche klagt derzeit mehr als ein Viertel der Unternehmen (27,6 Prozent) über Materialmangel.

Wie stark die negativen Auswirkungen des Halbleitermangels die Industriesparte treffen, zeigt sich auch mit Blick auf die Kapazitätskürzungen, die Unternehmen aus der Branche – insbesondere große deutsche Zulieferer – zuletzt angekündigt haben. Bosch etwa meldete vor wenigen Wochen Kurzarbeit in den Werken Salzgitter und Ansbach an. Wie der NDR berichtete, könnten in Salzgitter für 300 bis 400 der insgesamt rund 1.300 Mitarbeiter die Arbeitszeit reduziert werden. Am Standort Ansbach könnten rund 650 der etwa 2.500 Beschäftigten betroffen sein.

Auch ZF Friedrichshafen sieht sich gezwungen zu reagieren. Anfang November teilte die Gewerkschaft IG Metall mit, dass das Unternehmen mit dem Betriebsrat am Standort Schweinfurt – einem der größten ZF-Werke in Deutschland – über Kurzarbeitsregelungen verhandelt. Sogar Volkswagen, Europas größter Autobauer, blieb von den Chipengpässen nicht verschont. Der Konzern hatte Anfang November in Erwägung gezogen, die Produktion des Golf und des Tiguan im Stammwerk Wolfsburg kurzfristig auszusetzen (Apollo News berichtete).

Auch abseits der Autoindustrie verschärften sich zuletzt die Beschaffungsprobleme. Besonders die Produzenten elektronischer und optischer Geräte sehen sich zunehmend mit Engpässen konfrontiert: Der Anteil der Unternehmen, die im Oktober noch zu 10,4 Prozent über Nachschubschwierigkeiten berichteten, kletterte im November auf 17,5 Prozent.

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Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Herstellern elektrischer Ausrüstung. Dort meldeten inzwischen 16 Prozent der Betriebe Materialknappheit – ein deutlicher Anstieg gegenüber den zehn Prozent des Vormonats. Selbst den Maschinenbau traf es. In dieser traditionell starken Industriebranche erhöhte sich der Anteil der Unternehmen mit Lieferproblemen auf 8,2 Prozent.

Während Halbleiter heute in nahezu allen Wirtschaftssektoren unverzichtbar sind, trifft der Mangel besonders zwei zentrale Säulen der deutschen Industrie: die Automobilbranche und den Maschinenbau. Der Grund liegt auf der Hand: Moderne Fahrzeuge und Maschinen benötigen Hunderte bis Tausende Chips für Steuergeräte, Sensoren, Antriebe und Assistenzsysteme.

Auf die Hintergründe des Materialmangels, der primär bei den Halbleitern vorliegt, gingen die ifo-Experten nicht konkret ein und fragten im Rahmen der Erhebung auch nicht bei den Unternehmen nach. Dabei liegt der Verdacht nahe, dass geopolitische Spannungen – insbesondere im Zusammenhang mit dem Handelskonflikt mit China, in den auch Deutschland längst verwickelt ist – eine zentrale Rolle spielen. Auch Klaus Wohlrabe hält einen politischen Zusammenhang für plausibel.

Die chinesische Regierung hatte im Frühjahr Exportkontrollen für seltene Erden verhängt – auch als Reaktion auf protektionistische Maßnahmen und die Zollandrohungen der US-Regierung. Diese Metalle sind essenziell für zahlreiche elektronische Bauteile, darunter Halbleiter, Solarpaneele und Elektrofahrzeuge.

Erst vor kurzem wurden die Exportbeschränkungen von China weiter verschärft. Die Ausweitung auf das niederländische Unternehmen Nexperia wurde zuletzt zwar wieder gelockert. Die Unsicherheit im Markt hat sich durch das Hin und Her jedoch verstärkt. Das Unternehmen gehört zu den wichtigsten Halbleiter-Versorgern Europas. Dem Unternehmen, das einen erheblichen Teil seiner Produktion und Weiterverarbeitung in der Volksrepublik betreibt, war untersagt worden, bestimmte Komponenten, die es für die Herstellung seiner Chips benötigt, aus China auszuführen (Apollo News berichtete).

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19 Kommentare

  • Geduld. Merz will einen Brief an die Ursula schicken. Danach wird alles gut…

    • und die EU leg sich wirklich krumm, um den firmen mit immer neuen ideen unter die arme zu greifen.
      die gesparten summen werden die konten nur so zum platzen bringen.

      danke , kommission!

      **Die Kommission geht von einmaligen Kosten in Höhe von 180.000 Euro und jährlichen Kosten in Höhe von 50.000 Euro aus. Dem stünden jährliche Einsparungen in Höhe von 97.000 Euro gegenüber, heißt es. Bei kleineren Firmen lägen die jährlichen Kosten bei 5.000 Euro, die Einsparungen summierten sich jedoch auf 42.250 Euro.**

      https://www.golem.de/news/european-business-wallet-eu-firmen-sollen-digitale-identitaet-erhalten-2511-202372.html

  • Es mangelt nicht nur an Material sondern auch an Politiker mit Fachwissen.

    • die wissen durchaus, notfalls ueber berater.
      aber sie wollen ganz bewusst nicht.
      selbst das neue steckenpferd der EU, die ausruestungsproduktion fuer kriegstuechtigkeit, wird aufgrund von sehr eingeschraenktem zugriff auf spezielle materialien nicht wie ertraeumt in gang kommen.

  • Wenden Sie sich bitte an den Verband der Familienunternehmer,da wird Ihnen geholfen.

  • Great Reset. Danke WEF, danke Ursula, danke Merzel.

    • Klausi sein Laden since 70 ziger.

  • Willkommen in der EU-Mangelwirtschaft.

  • Leider hat das Umfrage-Setting nicht spezifiziert, welche fehlenden Materialien die Produktionsprobleme auslösen. So wird auch in Wirtschaftsblogs nur über die Hintergründe in Richtung der chinesischen Beschränkungen bei Ausfuhren wie Seltene Erden spekuliert. Was aber sicher ist, im Gegensatz zur derzeit entschiedenen Politik der gesteigerten Versorgungssicherheit in den USA, siehe MP Materials und andere, wird sich in D und der EU nichts ändern und die Aufregung in Agonie versickern.

  • Der alte US-Plan des „Great Games“ beinhaltet, daß das deutsche Ingenieurswesen unter allen Umständen dauerhaft von den unendlich erscheinenden Ressourcen Russlands getrennt bleiben muss, da sonst der gesamtamerikanische Kontinent obsolet gemacht werden würde.

    Mission accomplished.

  • Hauptsache die Moral ist richtig! Was schert denn schon die Wirtschaft.

  • 2021 konnte mein bestellter Neuwagen ewig nicht geliefert werden weil es keine Chips gab.
    Also nichts Neues.
    Was kam war ein Montagsauto,das jetzt
    Gott sei’s getrommelt, weg ist.
    Es scheint nur ein künstlich erzeugter Mangel für den deutschen Markt zu sein.
    EU-Neuwagen ohne Vorbestellung mit kompletter
    Ausstattung und 5 Jahren Garantie gibt es mehr als genug – zu 30% geringerem Preis.
    So einen habe ich jetzt gekauft und bin top zufrieden.

  • „Die deutsche Industrie kämpft mit einem gravierenden Materialmangel“

    Es ist kein Materialmangel, sondern ein von unseren Machthabern provozierter Konflikt mit unserem Hauptlieferanten.

    • So hypt man auch den E -Schrott. Totale Wettbewerbsverzehrung.

  • „[…] dass sie Probleme haben, die für ihre Produktion notwendigen Materialien aufzutreiben.“
    Ups, wieder vom Ausland abhängig? Produziert doch wieder in DE, zu DE Preisen/Lohnnebenkosten, da könnt ihr die ursprüngliche Produktion auch schnell abstellen bzw. gleich komplett ins Ausland damit.

    „[…] trifft der Mangel besonders zwei zentrale Säulen der deutschen Industrie: die Automobilbranche und den Maschinenbau.“
    Gut dass wir diese Branchen gerade massiv ins Ausland verlagern oder stilllegen, es werden Fachkräfte frei und wir werden unabhängiger.

    „Auf die Hintergründe des Materialmangels, der primär bei den Halbleitern vorliegt, gingen die ifo-Experten nicht konkret ein und fragten im Rahmen der Erhebung auch nicht bei den Unternehmen nach.“
    1A DE-Strategie, Ursache und Wirkund sind völlig egal, wollen wir nicht wissen, damit wir auch nie was dran ändern können oder wie?

    ES FEHLT HIRN IN DER DE WIRTSCHAFT. Wer liefert?

  • „Moderne Fahrzeuge und Maschinen benötigen Hunderte bis Tausende Chips…“
    Die Lösung liegt auf der Hand:
    Dann baut eben Autos wo deutlich weniger Chips verbaut sind.
    Ich bin für ein EU weites E-Auto Verbot ab 2026.
    Das schont die Resourcen die wir nicht haben.

  • Materialmangel. Es scheint Deutschland ist im Sozialismus (wie in der ehemaligen DDR) angekommen zu sein.

  • Ist doch klar wenn die Werkbank in China steht. Struntsdoof das Ganze.

  • Doof,
    Aber je schneller unser Geld weg ist, desto eher wacht jemand mehr auf.
    (Ausgenommen die 40%plus, die als Beamte, NGO, Partei, Gewerkschafterinnen, Schleuser, Klimalutscher, etc. ihr Geld fuer nix bekommen und an dem Elend verdienen.)

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