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Interview

Lindner will AfD-Wähler zurückgewinnen

FDP-Chef Lindner möchte bei der anstehenden Bundestagswahl Wähler von der AfD gewinnen, um so Schwarz-gelb zu ermöglichen. Abgesehen hat er es dabei auf jene, die vor allem aus Protest AfD wählen.

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Christian Lindner bei der Vorstellung der FDP-Kampagne für die anstehende Bundestagswahl.

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FDP-Chef Christian Lindner will bei der anstehenden Bundestagswahl Wähler von der AfD gewinnen, um Schwarz-Gelb zu ermöglichen. Das sagte er in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Für den „linksgrünen Mainstream“ ist die FDP „paradoxerweise ein größerer Störfaktor als Union und AfD“, sagte Lindner.

Der Union wirft Lindner vor, inhaltlich elastisch zu sein, und die AfD spiele für die Regierungsbildung keine Rolle. „Eine schwarz-gelbe Mehrheit würde den Unterschied machen“, so Lindner. „Eine solche wäre dann erreichbar, wenn es gelänge, jene Wähler der AfD zu gewinnen, die nicht radikalisiert sind, sondern die nur aus Protest gegen Bürokratie, irreguläre Migration, ideologische Energiepolitik und fehlende Meinungspluralität in den Medien wählen.“

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Dass die FDP durchaus für AfD-Wähler attraktiv ist, zeigte die Wählerwanderung bei der Bundestagswahl 2021. Laut dem Institut Infratest dimap gewann die FDP insgesamt 380.000 Wähler, die 2017 noch AfD wählten, während sie nur 170.000 an die Partei verloren hat. Insgesamt ging die FDP bei dem Wähleraustausch mit der AfD mit einem Plus von 210.000 Wählern hervor. Dass es auch anders geht, zeigten die Bundestagswahlen 2013 und 2017. 2013, als die AfD das erste Mal antrat, entschieden sich insgesamt 430.000 FDP-Wähler dafür, ihr Kreuz bei der AfD zu machen. 2017 wechselten 80.000 AfD-Wähler zur FDP und 120.000 FDP-Wähler zur AfD.

Außerdem sprach sich Lindner dafür aus, die Klimaneutralität Deutschlands um 5 Jahre auf 2050, das Jahr, in dem die Europäische Union klimaneutral sein möchte, zu verschieben. Er begründet dies damit, dass Deutschland es sich nicht leisten kann, „Technologien und Anlagen zu früh zu verschrotten, um den Ersatz mit Subventionen vom Staat zu finanzieren“. Seiner Einschätzung nach würde eine solche Maßnahme auch die Energiepreise senken. Bürokratie wie das Lieferkettengesetz möchte Lindner abschaffen, und beim Bürgergeld sieht Lindner ein großes Sparpotenzial.

In Richtung seines möglichen Koalitionspartners, der Union, warb Lindner dafür, dass diese Schwarz-Gelb als Koalitionsoption in den Blick nehmen sollen. Laut aktuellen Umfragen ist diese Koalitionsoption zwar sehr unrealistisch, doch so ist die Hoffnung von Lindner, könnte sich dies bei einem Bekenntnis der Union verändern.

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