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Integrationsprobleme

Lehrer-Brandbrief: Gewalt an Hannovers Schulen außer Kontrolle

An Hannovers Brennpunktschulen ist Gewalt zum Alltag geworden. Die Lehrer fordern Sicherheitspersonal, während der Grüne Bürgermeister nur mit den Schülern reden will.

Brandbrief an die Politik: Die Lehrkräfte der Brennpunktschule IGS Stöcken in Hannover sind verzweifelt. In der Schule, auf die insgesamt 900 Schüler aus geschätzt 40 Nationen gehen, kommt es ständig zu Gewalt, Vandalismus und Bedrohung. Schüler tragen Waffen und halten sich nicht an die Regeln. Das Problem beginne laut dem Hilferuf der Lehrer in der Familie – hier hätte die „Religionsauffassung einen höheren moralischen Stellenwert als unser Grundgesetz“.

Wie der NDR berichtet, beklagt das Lehrpersonal in dem Brief, dass sie keine Kraft mehr haben. Fast täglich müssten Schüler aus dem Unterricht ausgeschlossen werden. Einige Schüler würden ständig Messer oder andere Waffen mit sich herumtragen, andere zünden auf dem Schulhof Böller. Vor einiger Zeit sei sogar ein Schüler außerhalb der Schule mit einer Eisenstange bewusstlos geschlagen worden. Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, habe sich der Junge nicht mehr in den Unterricht getraut.

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Andere Kinder seien auf dem Schulweg mit Pfefferspray angegriffen worden. Und auch in der Schule hätten viele Kinder Angst: So würden sich viele Schüler kaum noch auf die Toiletten trauen, weil sie dort von Mitschülern belästigt und sogar gefilmt werden. Anschließend, so heißt es in dem Brandbrief, werden diese Videos in sozialen Medien verbreitet.

Sicherheitsdienst wird von der Stadt abgelehnt

Zur Entlastung und Unterstützung wünschen sich die Lehrer Sicherheitspersonal – sowohl auf dem Schulhof als auch auf dem Schulweg. Hannovers Oberbürgermeister und Grünenpolitiker Belit Onay ist jedoch gegen die Einführung von Sicherheitskräften an der Schule. Er wolle keine „amerikanischen Verhältnisse“ und befürchte, dass die Gewalt- oder die Eskalationsspirale nur weiter verschlimmern würde. Er möchte stattdessen eine verbindliche Verabredung mit allen Schülern beschließen, die besagt, dass Gewalt verbannt wird.

Ein illusorisches Vorhaben, zumal die Elternhäuser dabei mitspielen müssten. Doch die haben nach Aussagen der Lehrer Mitschuld an den Problemen. Die Eltern der Täter sind überwiegend bildungsfern und sprechen kein Deutsch beziehungsweise nur sehr wenig Deutsch. Nötige Dolmetscher hat die Schule nicht. Zusätzlich komme erschwerend hinzu, dass den Tätern zu Hause ein Männlichkeitsbild vermittelt wird, bei dem Gewalt legitim ist.

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Ein weiteres Problem, was in dem Brief thematisiert wird ist, dass bei nicht wenigen Schülern der Schule Homosexualität und sexuelle Diversität abgelehnt wird, weil dies der religiösen Auffassung widerspricht. Es ist wenig überraschend, dass „Programme zur Toleranz“ auf „Widerstand“ stoßen.

Nicht die einzige Problemschule in Hannover

Schon im Dezember vergangenen Jahres haben sich die Lehrkräfte der ebenfalls in Hannover ansässigen IGS Büssingweg mit einem Brandbrief an die Politik gewandt. In diesem Brief werden ähnliche Probleme geschildert, wie in der IGS Stöcken. Auch diese Schule forderte einen Sicherheitsdienst, um den Problemen Herr zu werden. Auch dieser wurde von der Stadt abgelehnt.

Stattdessen wollte die Stadt anbieten, dass der städtische Ordnungsdienst Streife läuft und zusammen mit der Polizei über Gewaltprävention sprechen, wie Radio Hannover berichtete. Eine weitere Möglichkeit zur Bewältigung der Gewaltprobleme in der Schule sieht die Stadt Hannover in der Anmietung weiterer Räume. Aufgrund von Bauarbeiten ist es in der Schule sehr beengt, was zu einem Teil der Konflikte beitrage.

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