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Neues „Herz-Gesetz“

Lauterbach fordert Herz-Vorsorge auch für Kinder – bekommt der Gesundheitsminister Angst vor der Pandemie-Statistik?

Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben in den Pandemiejahren stark zugenommen - auch unter Kindern. Bisher ließ Gesundheitsminister Lauterbach diese Zahlen unkommentiert - jetzt bringt er ein Vorsorge-Programm für Herzerkrankungen auf den Weg, das sich explizit auch an Kinder und Jugendliche richtet.

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„In Deutschland sterben überdurchschnittlich viele Menschen am Herztod oder erleiden schwere Schlaganfälle“. Das erkennt jetzt auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Um mehr Daten über Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheben und diese letztlich auch in die digitale Patientenakte übertragen zu können, möchte der SPD-Politiker die Menschen jetzt mit Gutscheinen dazu anregen, ihre Blutwerte ärztlich überprüfen zu lassen. Durch diese Vorsorge-Untersuchungen sollen Herzerkrankungen möglichst früh erkannt und entsprechende Therapien eingeleitet werden.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland schon länger die häufigste Todesursache. In den Pandemiejahren ist die Anzahl der Todesfälle jedoch auffällig in die Höhe geschossen. Das verdeutlichten unter anderem kürzlich veröffentlichte Zahlen aus Berlin: Die Einsätze der Berliner Feuerwehr wegen Herz-Kreislauf-Beschwerden bei Menschen bis 40 Jahren stiegen 2023 um 56 Prozent im Vergleich zu den Vor-Pandemie-Jahren an (Apollo News berichtete).

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Der Gesundheitsminister ließ diese besorgniserregenden Zahlen bisher unkommentiert. Sein neues Vorsorge-Programm richtet sich nun allerdings explizit auch an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Lauterbach betont dabei, dass so auch Risikofaktoren für Kinder minimiert werden könnten. Eine ungewöhnliche Spezifikation – immerhin sind Kleinkinder nur selten von Herz-Kreislauf-Beschwerden betroffen. In der Regel betreffen damit einhergehende Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Gefäßverengungen eher Menschen im höheren Alter.

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Aber die Feuerwehr-Statistik hat auch in der Alterskohorte von Kindern bis zu zehn Jahren seit der Pandemie einen deutlichen Anstieg an gemeldeten Herzbeschwerden verzeichnet. 2018 und 2019 rückten in Berlin noch durchschnittlich 118 Rettungswagen wegen Herz-Kreislauf-Problemen in dieser Altersgruppe aus. 2022 mussten schon 278 und im Jahr 2023 insgesamt 232 Einsätze gefahren werden.

Vier Jahre nach dem ersten Lockdown möchte der Gesundheitsminister diesen Anstieg jetzt also untersuchen. Als Anreiz dient ein Gutschein-System: Vorsorge-Coupons sollen in den digitalen Patientenakten von Interessierten hinterlegt werden. Für das Gesundheitsministerium entstehen dadurch zwei große Pluspunkte: Mehr Menschen könnten zur Nutzung der digitalen Patientenakte bewegt werden, die in Deutschland nach wie vor nicht unumstritten ist (Apollo News berichtete) – ganz nebenbei können zudem Daten über das Ausmaß der Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren mögliche Hintergründe erhoben werden.

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Lauterbachs großer Vorteil: Durch sein neues Vorsorge-Programm kann er Diskussionen um die möglichen Ursachen der alarmierenden Zahlen in die Zukunft verlagern. In ein paar Jahren oder Jahrzehnten wiederum wird es kaum noch jemanden interessieren, ob nun womöglich auch politisch brisante Faktoren wie etwa Bewegungseinschränkungen während der Lockdowns, die Corona-Impfung oder andere Pandemie-Begleiterscheinungen wie beispielsweise starker psychischer Stress Einfluss auf die alarmierende Häufung von Herzbeschwerden gehabt haben könnten.

Statt sich diesen drängenden Fragen zu stellen, gibt sich der Gesundheitsminister lieber positiv: Sollten die Werte von den Patienten auffällig sein, könne ein Arzt auch sofort mit der Behandlung beginnen, verspricht er.

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