„Erdrutsch-Sieg“
Labour hat in absoluten Stimmen sogar verloren: Warum hinter der britischen Wahl ein Rechtsruck steckt
Die Wahl in Großbritannien hat ein klares Ergebnis gebracht. Die Tories sind vernichtend abgewählt worden, Labour gewinnt. Einen Linksrutsch, den einige in Deutschland wittern, war es aber nicht - sogar eher das Gegenteil.
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Die Wahl in Großbritannien hat ein klares Ergebnis gebracht: Die Labour-Partei geht als klarer Gewinner hervor, für die konservativen Tories rund um den noch-amtierenden Premierminister Rishi Sunak ist der Wahlabend ein Desaster. Laut der jüngsten BBC-Prognose kommt Labour auf 412 Sitze, damit würde die Partei im Vergleich zur letzten Wahl in 2019, 210 Sitze gewinnen – ein historischer Sieg. Das Gegenteil gilt für die Tories: Sie verlieren mehr als die Hälfte ihrer Sitze und kommen nach jetzigen Umfragen nur noch auf 121. Die nach den Wählerstimmen drittstärkste Kraft, die Reform Party von Nigel Farage, zieht erstmals mit 4 Mandaten in das Parlament ein.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre in Großbritannien gestern ein Linksrutsch durch das Land gegangen. Eine Labour-Party, die alleine regieren kann, schwache Tories und „nur“ vier Sitze für Farage. Doch der Anschein trügt, schließlich funktioniert das Wahlrecht im Vereinigten Königreich wesentlich anders als in Deutschland – das Ergebnis beim zweiten Blick: Die Wähler in Großbritannien sind, wie viele Länder Europas zuletzt, haben ebenfalls politisch verstärkt rechts gewählt.
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So lohnt ein Blick auf die absoluten Wählerstimmen. Hier zeigt sich, dass die Labour, denen viele deutsche Medien hier einen „gigantischen Triumph“, so etwa die taz, zuschreiben, gerade mal 1,6 Prozent im Vergleich zu der Wahl 2019 dazugewinnen konnte. Einen Prozent Plus, während der ewige Hauptkonkurrent fast die Hälfte (19,9 Prozent) an Stimmen verliert. In dieser Relation ist der „Labour-Triumph“, an dem man eventuell einen Linksruck festmachen könnte, in wirklich keiner. Zumindest, wenn man nach deutschem Wahlrecht wählen würde, würde das Abschneiden von Labour nicht weiter bemerkenswert sein.
Tatsächlich ist es sogar so, dass Labour in absoluten Zahlen Wählerstimmen verloren hat. Unter Führung des linksradikalen Vorgängers von Keir Starmer, Jeremy Corbyn, konnte die Partei in den letzten beiden Wahlen 2017 und 2019 mehr Stimmen als jetzt unter Starmer gewinnen. Das liegt natürlich auch an der unterschiedlichen Wahlbeteiligung, zeigt aber wie wenig „Erdrutsch“ dieser Erdrutschsieg im Parlament tatsächlich an der Wahlurne war.
Dagegen steht die Partei von Brexit-Verfechter Niall Farage, die eher in das konservativ-rechte Spektrum fällt. Diese konnte ihr Wahlergebnis nämlich um 12,4 Prozent verbessern. Aus irrelevanten 1,9 Prozent bei der Wahl 2019 wird man zur drittstärksten Kraft unter den britischen Wählerstimmen. Farage ist damit der eigentlichen Gewinner der Wahl.
Doch das bringt Farage vergleichsweise wenig an Sitzen im Parlament. Schließlich wählt das Vereinigte Königreich nach relativem Mehrheitswahlrecht, das heißt der Gewinner eines Wahlkreises kriegt das Mandat und alle weitere Stimmen fallen unter den Tisch. Das Wahlgebiet ist eingeteilt in 650 Wahlkreise, jeweils mit ca. 21.000 bis 110.000 Wähler, aber nur ein Gewinner kriegt am Ende den Platz im Unterhaus.
So kommt es zu absurden, manchmal aus unserem Wahlrechts-Verständnis unliebsamen Ergebnissen. So konnte Farage am Donnerstagabend mehr als 4 Millionen britische Wähler hinter sich vereinen, gewinnt am Ende aber nur vier Wahlkreise und damit auch nur vier Plätze im Unterhaus. Die Liberal Democrats dagegen konnten weniger Wähler überzeugen, nur 3,4 Millionen und dafür aber 71 Wahlkreise. Sie ziehen damit mit diesen 71 Sitzen in das Parlament ein und haben damit beinah das 18-fache an Sitzen gegenüber Farage, obwohl sie weniger Stimmen erhielten.
Absurd wird es dann bei stark lokal wirkenden Parteien. So gewann die irische Sinn Fein nur 200.000 Stimmen, also einen Bruchteil von dem, was Farage erzielte, zieht dennoch mit 7 Stimmen in das Unterhaus.
Bei deren Wahlsystem wird der Wähler am Ende auch nur verarscht, aber warum soll es denen auch besser gehen,
Da haben Sie recht.
Ein Wahlsystem, bei dem Reform UK (Nigel Farage) für einen Sitz im Unterhaus 1.022.887 Stimmen braucht, die Konservativen (Rishi Sunak) 56.318 Stimmen und Labour (Keir Starmer) nur 23.573 Stimmen brauchen, ist pure Verhöhnung der Demokratie.
„Verar….“ wird er nicht, weil die Briten in einer Volksabstimmung (ja, die konnten das selbst entscheiden im Gegensatz zu den entmündigten Deutschen) vor etlichen Jahren (zur Zeit der konservativ-liberaldemokratischen Koalition) mehrere Alternativvorschläge (u. a. eine „2. Runde“ nach frz. Vorbild) für ein neues Wahlsystem abgelehnt und sich ausdrücklich für das jetzige System entschieden haben. Allenfalls „selbstverar….“ daher.
Dieses System funktioniert aber nicht mehr, wenn 8 Parteien konkurrieren, von denen 3 oder 4 auf ungefähr dieselben Prozentanteile kommen. Natürlich ist es undemokratisch, wenn aus 34% nationalem Stimmenanteil eine 2/3-Mehrheit im Parlament entsteht (diese „Mehrheit“ regiert im Grunde gegen 66% der Wähler, die sie nicht gewählt haben!).
Andererseits hat dieses System aber auch einen großen Vorteil: Man kann eine Regierung ziemlich leicht wieder loswerden; relativ geringfügige Veränderungen bei den Wählern genügen, um sie aus dem Amt zu jagen.
Wie man sich versucht hier einen Sieg der sozialistischen Arbeitspartei in einen Rechtsruck umzudrehen ist schon nicht mehr lächerlich, sondern grenzt am Wahn. Es gibt kein „rechts“ in Großbritannien. Es gibt keine ideologische Vetternschaft in welche man irgendwelche Hoffnungen projizieren kann.
„Sieg der sozialistischen Arbeitspartei“
Unfug – Starmer ist kein Sozialist. Einen so „konservativen“ Politiker wie ihn, der sich für etwa für eine Sicherung der Grenzen und Wachstum der Wirtschaft einsetzt, gibt es in der SPD von heute nicht. Wie er dies erreichen will, hat er allerdings zu keiner Zeit erkennen lassen.
Das ist nur halb gedacht von dir basierend auf nichts als den Worten von Politikern.
Das ist noch alte Mittelalter Wahlsystem. Burgen System.
Frechheit. Wahlverlierer bekommen mehr Stimmen.
Keir Stramer wird genau das tun, was ihm die Großkapitalisten, Banker – halt die ganze Bourgeoisie ins Ohr flüstern.
Wo kämen wir denn hin, wenn der dumme Pöbel die Zukunft des Landes bestimmen könnte?
Die Leute haben gewählt wie sie nun einmal gewählt haben. Und damit die Zukunft ihrer Nation bestimmt. Die Verantwortung tragen diese alleine, nicht irgendwelche Großkapitalisten, Banker oder gar die „Bourgeoisie“.
Die Suppe, die sie angerührt haben werden diese Idioten jetzt auslöffeln. Wohl bekomms und guten Appetit!
Was vergessen wurde, die Wahlbeteiligung lag bei 60! Prozent.
40 Prozent ist es egal, oder haben kapituliert. Das ist mit Abstand die grösste Gruppe.
Demokratie braucht mündige Bürger, die wenigstens alle paar Jahre den Arsch hochkriegen.
Wenigstens glauben Sie noch an die Simulation von Demokratie. Den Glauben möchte ich Ihnen auch nicht nehmen.
Na hauptsache Sie glauben an die Wahlen in Russland.
Es wäre neu, dass Abgeordnete der Sinn Fein ins Unterhaus einziehen würden. Dafür müssten sie einen Eid auf die britische Krone schwören, was sie noch nie gemacht haben und auch in Zukunft sicher verweigern werden!
Die Wahl gewonnen hat, der den Regierungschef stellt. So einfach ist das. Bislang ging ich davon aus, dass die Deutschen die Dümmsten weit und breit sind. Doch Briten und Franzosen sind auch nicht schlecht dabei.
Mich würde ernsthaft interessieren, was der Grund ist, die Gewinne der Alternativen für Deutschland sowohl am 9.6.2024 bei der Europawahlen als auch bei den meisten Kommunalwahlen an diesem Wahltag, bei RN im ersten Wahlgang letztes Wochenende in Frankreich und jetzt von Farage bei den Parlamentswahlen gestern in Großbritannien von deutschen Mainstream- und Meinungsmachermedien nicht einmal zu thematisieren.
Wahlen sagen mehr als jede monatliche Prognose aus!
Das sinnbefreite Kloppen auf die pösen Purschen, rechts in der souveränen, bürgerlichen Mitte, hat Ihnen Zuwächse gebracht. Amüsant!
Mein Fazit: In Deutschland spricht alles für eine sachorientierte Zusammenarbeit mit dem Personal der Alternativen. Vom Ortsrat bis zum Berliner Bundestag! 😉
Was für ein bescheuertes Wahlsystem. Das ist Schiebung – Betrug !
Eine seiner ersten Amtshandlungen war ein Anruf bei Uschi, England wünsche ab jetzt mehr Zusammenarbeit mit der EU. Viel Spaß!