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Renteneinstieg

Keine Rente mit 67 Jahren? Wirtschaftsweise Grimm und Christian Lindner wollen Babyboomer arbeiten lassen

Obwohl sie teilweise 50 Arbeitsjahre hinter sich haben, sollen Arbeiter mit 67 Jahren nicht in Rente gehen dürfen. Das findet die Wirtschaftsweise Veronika Grimm und drängt auf eine Erhöhung des Renteneintrittsalters ab 2031. Auch Finanzminister Lindner hat ähnliche Pläne.

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Das Renteneintrittsalter muss weiter hoch – das fordert die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Der Rheinischen Post sagte die Wirtschaftsprofessorin von der Universität Nürnberg, der Renteneintritt mit 64 oder sogar 63 Jahren erfreue sich momentan großer Beliebtheit – sei aber nicht zeitgemäß. Denn: „Zwei Beitragszahler müssen heute einen Rentner finanzieren, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren es noch sechs.“

Und diese Zahl würde weiter sinken. Bald müsste die Erwerbstätigkeit von eineinhalb Personen die Finanzierung eines Rentners decken. Deshalb fordert Grimm, „das gesetzliche Rentenalter an die fernere Lebenserwartung zu koppeln und ab 2031 langsam über 67 Jahre hinaus weiter anzuheben“. Davon betroffen wären also vor allem die Babyboomer der 1960er Jahre, insbesondere die 1964 geborenen Arbeiter, die genau 2031 das Rentenalter erreichen werden.

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1964 gilt gleichzeitig als geburtenstärkstes Jahr der Bundesrepublik. Damals erblickten über 1,3 Millionen Menschen in Deutschland die Welt. Insgesamt könnten laut Statistischem Bundesamt in den nächsten 15 Jahren 12,9 Millionen erwerbstätige Personen in Rente gehen. Dass viel weniger Arbeitskräfte nachkommen, liegt am demografischen Wandel, aber auch an den Ausbildungsmöglichkeiten hierzulande: bevor junge Menschen aktiv in den Arbeitsalltag einsteigen, können sie beispielsweise mehrere Semester lang studieren.

Statt den Arbeitsmarkt für Schüler und Studenten attraktiver zu machen und die Wirtschaft durch weniger Klima- und mehr Industriestärkungsmaßnahmen zu stabilisieren, sollen jetzt die Älteren das Lot herumreißen. Grimm möchte also ab 2031 die Generation weiter arbeiten lassen, die Deutschlands Wohlstand mit aufgebaut hat und die dann teilweise bereits 50 Arbeitsjahre hinter sich hat.

Erst im Juni hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner angekündigt, Anreize zum weiteren Verbleib auf dem Arbeitsmarkt auch im Rentenalter schaffen zu wollen. „Beispielsweise könnte man Rentnerinnen und Rentnern, die weiter arbeiten, den Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosen- und zur Rentenversicherung sofort unbürokratisch als zusätzliches Netto auszahlen“, erklärte Lindner der Rheinischen Post.

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Und damit soll eben erreicht werden, „dass Menschen nicht einen Anreiz haben, mit 63 beziehungsweise 64 in den Ruhestand zu gehen“. In eben diesem Alter können Langzeitversicherte in Rente gehen, die eine Mindestversicherungszeit von 45 Jahren erreicht haben. Im letzten Jahr waren das 279.000, Tendenz steigend. 2022 waren es noch 262.000.

Zwar möchte der FDP-Politiker auch die steigenden Rentenbeiträge abfedern – allerdings erst mittelfristig. Arbeitsminister Hubertus Heil hatte zudem bereits mehrfach angekündigt, eine Erhöhung der Rentenbeiträge sei unumgänglich. Um die finanzielle Mehrbelastung scheinbar vom Steuerzahler abzuwenden, beschloss das Kabinett im Mai das Rentenpaket II.

Darin enthalten: eine Aktienrente. Deutschland soll bis Mitte der 2030er Jahre 200 Milliarden Euro in den Aktienmarkt investieren – finanziert aus Schulden, die von der Schuldenbremse unberührt bleiben. Statt auf 22,6 Prozent anzusteigen sollen die Beiträge 2040 bei 22,3 Prozent liegen. Ein riskantes Vorhaben (Apollo News berichtete).

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