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„Friedensvertrag"

Imam und „Ältestenrat“ beenden Bandenkrieg in Wien – Polizei habe „leider geschlafen“

In den Straßen Wiens tobte monatelang ein blutiger Konflikt zwischen jungen Tschetschenen und Syrern. Den beendet nun nicht die Polizei, sondern ein von Imam und „Ältestenrat“ ausgehandelter „Friedensvertrag“.

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Seit Monaten ist die österreichische Hauptstadt Wien immer wieder Schauplatz brutaler Gewaltausbrüche zwischen rivalisierenden Migrantengruppen. Der Konflikt führte zu zahlreichen Schlägereien und Messerstechereien. Eskaliert war die Gewalt im Juni, als ein 30-jähriger Tschetschene niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurde.

In der Folge kam es zu nächtlichen Straßenschlachten, Schießereien und Messerstechereien. Die Täter: meist junge Männer aus Syrien und Tschetschenien. Viele davon erst kürzlich nach Österreich gekommen. Eine gemeinsame Erklärung beider Volksgruppen soll nun den Frieden sichern.

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Der Konflikt habe „nichts mit Religion, Nationalität oder Politik zu tun“, erklärt Achmed Mitaev, tschetschenischer Social-Media-Aktivist, gegenüber dem ORF-Radiosender Ö1. Auch ein Drogen- oder Bandenkrieg habe es nicht gegeben. Vielmehr sei es ein Machtkampf gewesen, bei dem syrische Jugendliche den Tschetschenen ihren „Ruf“ streitig machen wollten. Mitaev spielte eine Schlüsselrolle bei den Gesprächen. Er erläuterte den Prozess: „Es haben sich die älteren Tschetschenen unter anderem bei mir und bei anderen Leuten gemeldet, die etwas jünger sind und haben gemeint, was da genau los ist und dass sie alle Hintergründe wissen möchten.“

Anstatt auf staatliche Institutionen zu vertrauen, wurden eigene traditionelle, archaische Strukturen aktiviert. Mitaev berichtet, er habe „auch den Kulturverein eingeschaltet und einen tschetschenischen Imam von einer Moschee und habe gesagt, ihr müsst euch da unbedingt einsetzen und euch darum kümmern, dass das aufhört, weil es wird wahrscheinlich sehr bald eskalieren.“ Bei den Gesprächen sei „mit der Religion und mit der Kultur, mit den Sitten“ argumentiert worden. „Ihr dürft euch so nicht verhalten.“

Doch warum musste es überhaupt so weit kommen? Mitaev sieht die Schuld bei den Behörden: „Warum das so eskalieren muss, ist, weil leider Gottes die Polizei geschlafen hat.“ Die Ältesten, die sich nun eingebracht hätten, sollten weder den Rechtsstaat noch die Exekutive ersetzen. „Aber wenn die Polizei die Arbeit nicht macht, muss es eben Leute geben, die sich der Sache annehmen.“ Teil der Vereinbarung sei nun, dass Straftäter sich den Behörden stellen. „Ihr geht dann zur Polizei hin und nehmt die Sache auf euch“, beschreibt Mitaev die Abmachung.

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