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„Milliardenschaden“

„Illegaler Boykott“ von Werbung: X verklagt führende Unternehmen wegen Wettbewerbsverzerrung

Wegen Musks Twitter-Übernahme 2022 sollen einige Werbepartner die Plattform boykottiert haben. Das sei illegal, befindet der Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses. X klagt nun wegen eines Milliardenschadens – beispielsweise gegen Mars und Unilever.

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Führende Unternehmen sollen Elon Musks Twitter-Übernahme 2022 einen „illegalen Boykott“ gegen die Plattform durchgeführt haben.

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Weil eine breite Allianz aus weltweit führenden Unternehmen einen „illegalen Boykott“ gegen X organisiert haben soll, hat die Plattform jetzt Klage eingereicht, wie X-Chefin Linda Yaccarino am Dienstag mitteilte. Die Global Alliance for Responsible Media (GARM), die Teil der World Federation of Advertisers (WFA) ist – welche wiederum über 140 weltweit führende Unternehmen vereint – soll Werbepartner zum Boykott von X aufgefordert und damit gegen das Kartellrecht verstoßen haben, erklärte Yaccarino.

In ihrem Beitrag, der sich „an alle Werbetreibenden“ richten soll, berief sich Yaccarino auf einen Bericht des US-amerikanischen Justizausschusses im Repräsentantenhaus, in welchem scharfe Kritik an dem Vorgehen der GARM genommen wird: „Die dem Ausschuss vorliegenden Beweise zeigen, dass die GARM und ihre Mitglieder direkte Boykotte organisierten und andere indirekte Taktiken anwandten, um missliebige Plattformen, Urheber von Inhalten und Nachrichtenorganisationen ins Visier zu nehmen, um bestimmte Auswahlmöglichkeiten für die Verbraucher abzuwerten und im Endeffekt einzuschränken“, heißt es dort.

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Und weiter: „Wie ein GARM-Mitglied berichtet, hat die Allianz ihren Mitgliedern empfohlen, ‚sämtliche bezahlte Werbung‘ auf Twitter infolge von Elon Musks Übernahme des Unternehmens einzustellen“. Es habe Nachbesprechungen zu Musks Twitter-Kauf im Oktober 2022 gegeben und GARM soll sogar damit „angegeben“ haben, dass die Plattform infolge des organisierten Boykotts 80 Prozent weniger als erwartet eingenommen hat.

Heute würde X zwar in zahlreichen Bereichen neue Höchstwerte erreichen, aber das „illegale Verhalten der beteiligten Organisationen und ihrer Führungskräfte kostete X Milliarden Dollar“, erklärte Yaccarino in ihrem Beitrag. Musk reagierte mit einer kurzen Stellungnahme: „Wir haben es zwei Jahre lang mit Frieden probiert, jetzt heißt es Krieg“, schrieb der 53-Jährige auf X.

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Die Klage gegen GARM und damit auch gegen die WFA sowie die GARM-Mitgliedsunternehmen CVS Health, Mars, Ørsted und Unilever wurde derweil beim U.S. District Court for the Northern District of Texas eingereicht. Bei CVS Health handelt es sich um ein Pharma-Unternehmen mit rund 300 Milliarden Dollar jährlichem Umsatz. Mars Incorporated ist das Unternehmen hinter dem bekannten Schokoriegel. Auch Unilever ist in der Nahrungsmittelbranche tätig. Ørsted ist ein dänisches Energieunternehmen.

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X wirft diesen Unternehmen in der Anklageschrift vor, „einen massiven Werbeboykott“ geplant und durchgeführt zu haben, berichtet die amerikanische Nachrichtenseite Axios, der die Klage vorliegt. Auf der eigenen Website schreibt GARM, die Arbeit der Allianz sei „weit gefasst und unpolitisch. Einzelne Mitglieder sollen selbst bestimmen, welche Inhalte für ihre eigene Werbeunterstützung geeignet sind.“ Bezogen auf den Boykottvorwurf heißt es, GARM sei nicht an der Entscheidung der betroffenen Unternehmen beteiligt gewesen.

In dem Bericht des Justizausschusses heißt es hingegen, die genannten Unternehmen sollen im direkten Austausch mit GARM angegeben haben, ihre Werbepartnerschaft aus „Sicherheitsgründen“ infolge von Musks Übernahme beenden zu wollen. X klagt deswegen auf Schadensersatz und möchte gleichzeitig gerichtlich erzwingen, dass GARM in Zukunft keine Empfehlungen für Werbepartner der Plattform aussprechen darf.

Es ist nicht das erste Mal, dass X wegen Werbetreibenden vor Gericht zieht. Im vergangenen Jahr hatte die Plattform bereits die gemeinnützige Organisation Center for Countering Digital Hate (zu Deutsch: Zentrum zur Bekämpfung von digitalem Hass) verklagt, weil diese behauptet hatte, Werbetreibende würden wegen der auf X vorherrschenden Hassrede abspringen. Die Klage wurde abgelehnt.

Wegen einer Analyse zu dem angeblich auf X weitverbreiteten Antisemitismus und Nationalismus geht die Plattform zudem momentan gegen die Organisation Media Matters vor. Die Analysen der Organisation sollen durch ein verzerrtes Bild dem Ansehen von X geschadet haben.

Im Zuge von angeblich antisemitischen und transphobischen Äußerungen von Musk selbst und anderen Persönlichkeiten sowie Nutzergruppen sprangen zudem Werbepartner wie Disney und Apple ab. Musk bezog dazu im vergangenen November Stellung, erklärte, sich nicht von politisch motivierten Kampagnen erpressen zu lassen und teilte den betroffenen Unternehmen mit: „Go Fuck Yourself“ (Apollo News berichtete).

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