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Höchster Alarm: Israel bereitet sich offenbar auf bevorstehenden iranischen Angriff vor

Seit dem Luftschlag Israels in Damaskus auf einen der iranischen Hintermänner der 7. Oktober-Attacke hängt die Gefahr eines Kriegs mit dem Iran in der Luft: Teheran droht mit Vergeltung, Israel ist in höchster Alarmbereitschaft, stört sogar das GPS-Netz über dem Land in großem Stil.

Droht noch mehr Krieg in Nahost? Seit dem israelischen Luftangriff, der am Montag das iranische Konsulat in Syrien zerstörte, ist die ohnehin schwelende Gefahr einer Eskalation in der Region noch größer geworden.

Bei dem Angriff, zu dem sich Israel offiziell nicht bekannt hat, wurden nach Angaben iranischer Beamter zwei iranische Generäle und fünf Offiziere der Quds-Einheit innerhalb der Revolutionsgarden getötet, unter anderem Brigadegeneral Zahedi. Die Quds-Truppen der Revolutionsgarden sind die terroristische Elite-Einheit des Mullah-Regimes in Teheran und unterstützen (und steuern) etwa Hamas und Hisbollah in ihrem Kampf gegen Israel.

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Tiefe Verstrickungen in den 7. Oktober

Es gilt inzwischen als sicher, dass Vertreter der Revolutionsgarden auch in die Planung des massiven Terrorangriffs vom 7. Oktober involviert waren. In Libanons Hauptstadt Beirut etwa trafen sich kurz vorher noch Vertreter von Hamas, Hisbollah und der Garden. Brigadegeneral Zahedi, den die Israelis in Damaskus töteten, war laut der Hamas selbst maßgeblich an den Vorbereitungen der Attacke beteiligt. Offiziell streitet der Iran jede Beteiligung ab – aber die lange Geschichte der Zusammenarbeit sowie die stetige Unterstützung von Hamas und Hisbollah mit Waffen und Ressourcen sind bekannt. Insbesondere die schiitische Hisbollah gilt als langer Arm Teherans in der Levante, und auch für die Hamas ist Teheran der mit Abstand engste und wichtigste Partner.

Aktuell bereitet sich Israel auf die Abwehr einer iranischen Reaktion vor: Wie Beobachter berichten, werde aktuell in weiten Teilen des Landes das GPS abgeschaltet. Auch hat Israel viele Reservisten in die Luftverteidigung einberufen und Soldaten den Urlaub gestrichen. Ayatollah Chamenei, Religionsführer und Staatsoberhaupt im Iran, hatte eine „Ohrfeige“ für Israel angekündigt. Analysten berichten, auch die USA hätten Israel vor einem solchen iranischen Vergeltungsschlag gewarnt.

In den letzten 24 Stunden sollen umfangreiche Gespräche zwischen Geheimdienstvertretern beider Länder stattgefunden haben. Die israelischen Verteidigungskräfte sollen zunehmend besorgt sein, dass der Iran einen bedeutenden Vergeltungsangriff mit seinen Stellvertretern in der Region, etwa der Hisbollah oder den Huthi-Kämpfern im Jemen zusammen organisieren könnte. Auch der Einsatz von Marschflugkörpern oder von Kamikaze-Drohnen wird befürchtet.

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Wann diese Reaktion erfolgen könnte, ist offen: Mitunter ließ sich der Iran auch schon länger Zeit, um mit einer eigenen Attacke zu antworten. Angebliche US-Warnungen vor einem bald bevorstehenden Angriff widersprechen dem allerdings. Nicht auszuschließen ist, dass ein Angriff an diesem Wochenende erfolgen könnte – am Freitag ist iranischer „Al-Quds-Tag“, ein antiisraelischer Feiertag der islamischen Republik. An diesem Tag sollen auch die von Israel getöteten Generale beigesetzt werden.

Die Wahrscheinlichkeit für einen „echten“ Krieg zwischen dem Iran und Israel sei jedoch relativ gering, meinen manche Experten „Der Iran ist angesichts seiner militärischen Fähigkeiten und seiner wirtschaftlichen und politischen Lage nicht zu einer großen Konfrontation mit Israel fähig“, so Ali Sadrzadeh, Autor und Analyst für Nahostfragen, im Gespräch mit der BBC. Aber das Regime müsse eine Antwort finden, zum Schutz seines Ansehens bei seinen regionalen Verbündeten und der eigenen Bevölkerung. Fawaz Gerges, Professor der internationalen Beziehungen an der renommierten London School of Economics, sieht ebenfalls keine Gefahr einer direkten Eskalation: Er spricht von „strategischer Geduld“, in der sich Teheran üben werde. Weil dem Regime seine langfristigen, strategischen Ziele – vor allem die Atombombe – wichtiger seien.

Vom Schattenkrieg zum heißen Direkt-Konflikt?

Andere Beobachter deuten die deutlichen Aussagen von Religionsführer Chamenei aber dahin gehend, dass eine militärische Aktion der eigenen Streitkräfte erfolgen wird und nicht etwa über eine der mit dem Iran verbündeten Milizen. Auf niedriger, inoffizieller Schwelle bekämpfen sich beiden Länder schon lange. Dass Israel zum Beispiel iranische Ziele in Syrien bombardiert, ist überhaupt nichts Neues. Neu ist lediglich die Qualität der Angriffe: Noch nie hat Israel Generäle der Quds-Brigaden direkt ausgeschaltet.

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In der Tat scheinen viele Stimmen in Jerusalem das Risiko eines Zweifrontenkrieges in Kauf nehmen zu wollen – nicht zu Unrecht könnte man angesichts der zahlreichen Raketenangriffe der Hisbollah aus dem Norden sagen, dass dieser ohnehin schon läuft. Militärisch könnte Israel diesen Krieg wohl führen – die Luftwaffe ist stark, die Versorgung nicht zuletzt dank großzügiger US-Pakete gesichert. Lediglich von einer Bodenoffensive in den Libanon hinein würden die Israelis wohl eher absehen wollen.

Politisch jedoch gestaltet sich eine solche Eskalation schwieriger. Gerade in Bezug auf den wichtigsten Verbündeten, die USA: Das Land ist im Wahlkampf, und Amtsinhaber Biden sieht sich ob der israelkritischen Stimmung seiner Wählerschaft ohnehin schon zu einem Drahtseilakt gezwungen. Eine Eskalation des Krieges in Richtung Norden dürfte für den Präsidenten noch schwerer zu verkaufen sein – gut möglich, dass Biden Israel hier komplett die Unterstützung versagen würde.

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