Werbung:

Ausstiegs-Jahrestag

Habeck irritiert mit Halbwahrheiten: „Atomenergie international nicht wettbewerbsfähig“

Wirtschaftsminister Robert Habeck behauptet, dass der Strompreis nach dem Atomausstieg drastisch gefallen wäre. Das ist aber bestenfalls ein Teil der Wahrheit. Der Strompreis notiert noch immer deutlich über dem Vor-Krisen-Niveau.

In einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Atomausstieg verteidigt. Habeck behauptete, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet sei und die Preise bereits stark gefallen seien. „Wir sehen heute, dass die Stromversorgung weiter sicher ist, die Strompreise auch nach dem Atomausstieg gefallen sind und die CO2-Emissionen ebenfalls runtergehen“, so Habeck. Weiter erklärte der Wirtschaftsminister: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien nimmt richtig Fahrt auf.“ Und weiter: „Wir vereinfachen und beschleunigen Genehmigungsverfahren, die Preise an den Strombörsen sind stark gefallen. Seit dem Atomausstieg vor einem Jahr um 40 Prozent.“

Weiterhin erklärte Habeck, dass die Atomenergie „international nicht wettbewerbsfähig“ sei. Doch anders, als Habeck suggeriert, ist der Strompreis nicht wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft gesunken. Im Gegenteil: Die Strompreise befinden sich weiterhin deutlich über dem Vor-Krisen-Niveau. Hinzu kommt, dass der Atom-Ausstieg schon im Vorfeld eingepreist wurde. Getrieben wurde der Strompreis vor allem von den stark steigenden Gaspreisen. Da Strom teils in Kraftwerken erzeugt wird, die mit Erdgas betrieben werden, stehen die Strom- und Gaspreise in einem engen Zusammenhang. In letzter Zeit hat sich der Gaspreis auf hohem Niveau wieder etwas stabilisiert und so auch den Börsenstrompreis sinken lassen. Dennoch notiert der Börsenstrompreis noch immer doppelt so hoch wie vor vier Jahren.

Werbung

Seit Herbst 2021 sind die Strompreise in Deutschland sprunghaft angestiegen. Zunächst stieg die Nachfrage an, als die weltweiten Corona-Lockdowns endeten. Seit dem Beginn des Ukrainekriegs im Februar 2022 wurde der Anstieg der Strompreise vor allem durch den Mangel an Erdgas getrieben. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass die Strompreise dauerhaft sinken werden. Die Stromunternehmen gehen davon aus, dass Strom auch mittelfristig im Vergleich zur Zeit vor der Energiekrise 2022 etwa doppelt so teuer sein wird.

„Nach unserer Einschätzung wird es voraussichtlich zu einer Verdoppelung der Gas- und Stromtarife kommen“, erklärt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) gegenüber dem Handelsblatt. Im Vorfeld hatte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erneut die zu hohen Strompreise beklagt. DIHK-Präsident Peter Adrian äußerte gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe, dass die Börsenstrompreise noch immer doppelt so hoch seien wie 2019. Obwohl die Preise im Verlauf des vergangenen Jahres gesunken sind, seien die Gesamtstromkosten, einschließlich Steuern, Netzentgelten und Umlagen teilweise viermal so hoch wie in anderen Ländern, so Adrian.

Werbung

Werbung