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Fehlende Bürgergeld-Reform

„Größter Beitragsanstieg seit 1975“: Gesetzliche Krankenkassen kritisieren Ampel

Die gesetzlichen Krankenkassen fordern eine dringende Reform der Pauschale von Bürgergeld-Beziehern, da deren monatlicher Beitrag deutlich unter ihren Kosten liegt. Dadurch müssten die anderen Beitragszahler jetzt „den größten Beitragsanstieg seit 1975 bezahlen“, warnt DAK-Chef Andreas Storm.

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Die gesetzlichen Krankenkassen fordern eine dringende Anpassung der Finanzierungsstruktur für Bürgergeld-Bezieher. Der Verband der Betriebskrankenkassen (BKK) hat kürzlich auf die unzureichende monatliche Pauschale von 119 Euro hingewiesen, die der Bund für die 5,6 Millionen Bürgergeld-Empfänger bereitstellt. Dieser Betrag liegt deutlich unter dem, was der Durchschnittsbeitragszahler in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) einzahlt. Im Koalitionsvertrag hatte die Ampel-Regierung vereinbart, die GKV zu stabilisieren und den Steuerzuschuss zu erhöhen. Dennoch bleibt eine entsprechende Reform bislang aus.

DAK-Chef Andreas Storm äußerte sich dazu in der Bild: „Wenn die Bundesregierung die Beiträge für Bürgergeld-Bezieher auskömmlich finanziert hätte, müssten Beitragszahler jetzt nicht den größten Beitragsanstieg seit 1975 bezahlen.“ Storm betont, dass eine vernünftige Finanzierung eine moderate Erhöhung von lediglich 0,2 oder 0,3 Prozentpunkten zur Folge gehabt hätte. Stattdessen steht eine Erhöhung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags um 0,8 Prozentpunkte bevor.

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Zurzeit liegt der allgemeine Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung bei 14,6 Prozent, wovon die Hälfte jeweils vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer selbst bezahlt wird. Dann würden 17,1 Prozent des Bruttolohns für die gesetzliche Krankenversicherung fällig statt heute 16,3 Prozent. Bei 2.500 Euro Bruttolohn wäre das für Arbeitnehmer ein Plus von 10 Euro monatlich (Apollo News berichtete).

In diesem Kontext fordert auch Carola Reimann, die Chefin der AOK, dass die Bundesregierung ihr Koalitionsversprechen einhält und angemessene Beitragspauschalen für die Gesundheitsversorgung von Bürgergeld-Beziehern zahlt. Auch sie rechnet nur mit einem moderaten Anstieg von 0,3 Prozentpunkten, falls die Finanzierung verbessert wird.

Die gesetzlichen Krankenversicherungen erhalten für Bürgergeld-Empfänger monatlich deutlich weniger als für arbeitende Personen: Statt 350 Euro bei Mindestlohn zahlt der Staat nur 120 Euro. Gleichzeitig kosten Bürgergeld-Empfänger im Jahr 2022 durchschnittlich 228 Euro pro Monat. Bei etwa vier Millionen Bürgergeld-Beziehern entsteht ein erheblicher Fehlbetrag, da die Pauschale oft nicht ausreicht. Geplant war, die unzureichenden Zahlungen aus Steuermitteln zu erhöhen, doch das Bundesgesundheitsministerium hat diese Idee aufgrund der angespannten Haushaltslage verworfen. Die gesetzlich Versicherten müssen die Lücke nun über ihre Beiträge schließen.

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