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Bundestagsabstimmung

„Gebot der Nächstenliebe“: Kirchen und Jusos wollen die Aussetzung des Familiennachzugs verhindern

Die Koalition will zehn Prozent des Familiennachzugs aussetzen. Doch bereits das ist zu viel für Jusos und Kirchen. Beide kritisieren die drohende Aussetzung scharf. Unterdessen ächzen die Kommunen unter der Last der immer wachsenden Migrationsströme.

Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

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Am Freitag wird im Bundestag über die Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiäre Flüchtlinge abgestimmt – die Bundesregierung, die diesen Schritt in ihrem Koalitionsvertrag festgesetzt hatte, muss sich auf Antrag der Linken einer namentlichen Abstimmung stellen. Dadurch werden insbesondere die SPD-Abgeordneten vor eine schwierige Entscheidung gestellt: Eigentlich führen die Jusos, die Jugendorganisation der Sozialdemokraten, seit Tagen eine erbitterte Kampagne gegen das Vorhaben – mehrere Dutzend SPD-Abgeordnete sind dabei Mitglieder von eben den Jusos.

Im Deutschlandfunk sagte Juso-Chef Philipp Türmer etwa vor einigen Wochen: „Wir als Jusos halten das für falsch. Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass uns gerade dieser Familiennachzug total wichtig ist.“ Er hatte dafür plädiert, dass sich die SPD nur für eine zeitweise Aussetzung einsetzen sollte. Nun bleibt abzuwarten, wie viele SPD-Abgeordnete möglicherweise sich selbst der Teilaussetzung des Familiennachzugs verwehren werden. Von Unterstützung aus der Opposition, etwa von Linken und Grünen, kann die Regierung nicht ausgehen – beide Parteien haben den Vorschlag bereits kategorisch abgelehnt.

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Auch andere Institutionen, etwa die Kirche, haben sich klar gegen die Teilaussetzung positioniert: „Als evangelische Kirche sagen wir klar und unmissverständlich: Eltern und Kinder gehören zusammen. Geschwister gehören zusammen. Familien gehören zusammen!“, sagte etwa Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, gegenüber dem Tagesspiegel. Es sei „ein Gebot der Nächstenliebe“, dass auch Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte „nicht über Jahre hinweg von ihren engsten Angehörigen getrennt bleiben“.

Doch der Widerstand gegen die Teilaussetzung mutet ohnehin bizarr an: Von Familienzusammenführungen machen die der subsidiären Flüchtlinge ohnehin nur einen äußerst geringen Teil aus: Von 120.000 Familienzusammenführungen fielen 2024 lediglich 12.000 unter diese Gruppe. Mit der Maßnahme würde die Regierung den Familiennachzug also um lediglich 10 Prozent verringern.

Dabei ächzen die Kommunen bereits jetzt unter der Last des Familiennachzugs: „Wir sind seit über zehn Jahren in einem Krisenmodus, was die Aufnahme und die Integration von Geflüchteten angeht“, sagte etwa Richard Arnold (CDU), Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, gegenüber dem Tagesspiegel. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, André Berghegger, bezeichnete die Entscheidung der Regierung deshalb gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung als „die richtige Entscheidung“.

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66 Kommentare

  • Mann kann Familien auch ohne Familiennachzug zusammenführen.

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  • Ich habe starke Zweifel daran, daß wir „Ungläubige“ im Gegenzug auch soviel Nächstenliebe erfahren werden…

  • Die Kirchen könnten doch einfach mal aus Nächstenliebe die gesamten Kosten der Familienzusammenführung übernehmen !! Würde die Sache zumindest glaubwürdiger und ernsthafter aussehen lassen als an der Sache noch massiv zu verdienen !!

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  • Nächstenliebe ist, wie der Name schon sagt, Liebe für die Nächsten, d.h. Familie, Freunde, Bekannte, idealerweise in dieser Reihenfolge. Das andere nennt sich Barmherzigkeit oder salopp gesprochen Übernächstenliebe. Aber selbst das trifft hier nicht wirklich zu. Wir haben es hier wohl mit klassischem Gutmenschentum zu tun, d.h. vermeintlich Gutes tun auf Kosten anderer.

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  • Deshalb werden gerade so viele Kirchengebäude entweiht… Aha, verstanden.

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  • Ein Akt der Nächstenliebe wäre es, die getrennten Familien wieder zu vereinen und die Herren wieder zurück zu ihren Familien zu schicken.

  • Ich verstehe jetzt nicht, wo ist das Problem ,den Männern die Möglichkeit zu bieten zurück zu ihren Familien zu gehen ?

  • „Manche Menschen sind sich ihrer Tugendhaftigkeit sicher, und in Wirklichkeit sind sie nur feige.“ Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Aphorismus 9.

  • Wieviele Familien haben denn die Kirchenoberen und die Politclowns schon bei sich aufgenommen?

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  • Wer die Asylexperten seit 1 Jahr hört, der weiß, dass der Familiennachzug die Integration verhindert und sogar für abgelehnte Asylbewerber gilt. Das macht wenig Sinn. Aber laut den Experten gehört das Asylsystem dringend reformiert. Das wollen die NGOs und Kirchen eben nicht.

  • Sie haben total Recht, wenn sie sagen, dass Eltern und Kinder zusammen gehören. ABER, was sind das für Eltern, die ihre Kinder allein lassen? Und was spricht dagegen, die Familien in ihren Herkunftsländern zusammen zu führen?
    Ich würde sagen nichts! Also, lässt „uns“ für Familienzusammenführungen sein und zwar im ganz großen Stil.

  • Wenn diese heutige Kirche von Nächstenliebe redet, läufts mir eiskalt den Rücken runter. Die Regierung sollte sich mal ernsthaft überlegen, ob es noch Sinn ergibt, diese Kirchen in irgendeiner Form zu unterstützen. Die sollen doch selber ihre Steuern eintreiben und sich überlegen, welche gesellschaftliche Rolle sie in Zukunft übernehmen wollen. Mit Seelsorge haben diese Vereine meiner Ansicht nach nur noch wenig zu tun.

  • Menschenhandel und Kinderhandel gut dass es endet.

  • Ich kann nur jedem raten, aus diesem Verein auszutreten.

  • Ach, ER nun wieder – Hochwürden ist allerdings ein kleiner semantischer Fehler unterlaufen: Statt von ‚Nächstenliebe‘ hätten der Herr besser von ‚Fernstenliebe‘ sprechen sollen – aber bitte Acht geben, dass man sich und Andere dabei (nach Kurt Tucholsky) ’nicht versehentlich bepredigt‘!

  • Zusammenführen im Heimatland und alles wird gut.

  • Wohl eher das Gebot der Fernstenliebe….

  • Bei der Kirche stellt sich bei mir nur noch eine Frage. Wieviel Steuerzahlergeld bekommen die dafür ?

  • Den Kirchen sollte bewusst sein, dass man damit Menschen ins Land holt, die uns Christen als Ungläubige sehen und auf Dauer zum Ziel machen können.

  • Der Familiennachzug ist am Ende das Eingeständnis unserer Regierenden , dass es hier um Ideologie , und eher weniger um Humanität geht.
    Es führt unser Asylsystem Ad Absurdum indem ernsthaft so getan wird , als wären die Familien ebenfalls verfolgte , obwohl sie Monate , Jahre offensichtlich dort wo sie bisher waren überdauern konnten.
    Es ist nichts weiter als illegale Massenansiedlung von Migranten.

    27
  • Nächstenliebe? Eher NGO Liebe.

  • Sind es „DIE Kirchen“, wie im Text formuliert, oder doch nur die geisterfahrende evangelische Kirche, welche gegen die Aussetzung des Familiennachzugs sind?
    Hoffe als katholischer Kirchensteuerzahler auf Letzteres…

    3
  • Dann sollen die Kirchen dafür bezahlen. Kohle haben sie schließlich genug.
    Aber sie agieren lieber nach dem Motto:
    „Ich tu‘ Gutes und Du bezahlst!“

  • Die guetige Naechstenliebe habe ich bei Corona gespuert.
    Auch die Naechstenliebe zu kleinen Kindern ist legendaer.
    Eure politische Naechstenliebe ist herzerwaermend.

    Was ich wirklich denke, sage ich besser nicht, wenn schon DreiDauemnHoch einen Strafbefehlt bedeuten koennen ……..

  • Es ist Wählerbetrug wie bei allen Themen. Auch hier wird absichtlich nichts getan was irgendwelche Auswirkungen haben könnte. Nur 10% und dann auch noch zeitlich limitiert. Vermutlich wird selbst das konterkariert. Die Absicht ist klar. Der verwirrte Wähler und unaufmerksame Medienkonsument soll glauben daß der Familiennachzug endlich unterbunden wurde. Details sollen möglichst nicht kommuniziert werden

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