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Großprojekt

Digitalfunk-Desaster der Bundeswehr: Softwarefehler, zu wenige Genehmigungen, 400 Stunden Arbeit für einen Panzer

Die Bundeswehr rüstet auf Digitalfunk um. Doch das Projekt zieht sich in die Länge. Softwareprobleme verursachen zusätzliche Kosten. Und um einen Panzer mit einem Funkgerät auszustatten, benötigt man 400 Arbeitsstunden.

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Für die Umstellung eines Panzers auf Digitalfunk sind 400 Arbeitsstunden nötig. (IMAGO/Bihlmayerfotografie)

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Die Umstellung der Bundeswehr auf Digitalfunk könnte sich weiter verteuern. Wie die Tagesschau am Mittwoch berichtet, wurde im Verteidigungsausschuss des Bundestages Kritik geäußert. Eigentlich sollen 16.000 Fahrzeuge der Bundeswehr auf Digitalfunk umgerüstet werden. Das Projekt „Digitalisierung landbasierter Operationen“ (D-LBO) soll 20 Milliarden Euro kosten und sich bis in die 2030er-Jahre ziehen. Etwa 200 verschiedene Fahrzeugtypen müssen umgerüstet werden. Doch bis Ende dieses Jahres können gerade einmal 22 Fahrzeugtypen eine Einbaugenehmigung erhalten. Aktuell verfügen acht über eine Genehmigung.

Niklas Wagener, Grünen-Politiker im Verteidigungsausschuss, berichtet gegenüber der Tagesschau, was Soldaten ihm im Umgang mit den neuen Funkgeräten berichtet hätten. Im direkten Funkkontakt habe es eine Überlagerung von drei Sekunden gegeben. Habe man sich Nachrichten über das System gesendet, so habe es zehn bis zwanzig Minuten gedauert, bis diese angekommen seien. Diese Mängel lassen sich auch auf Softwarefehler zurückführen.

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Die Fehler sollen laut der zuständigen Firma Rohde & Schwarz bis November zumindest überbrückt werden können. Doch die Bundestagsabgeordneten zweifeln daran. Neben den Softwareproblemen ist auch der Einbau der Geräte langwierig. So müssen für die technische Umrüstung eines einzelnen Leopard-2-Panzers zwei Techniker etwa 400 Stunden arbeiten. Softwareprobleme beim Einbau des Funkgerätes sollen bis März 2026 behoben sein. Verkompliziert wird die Sache, weil jeder Fahrzeugtyp besondere Eigenheiten hat, die es beim Einbau zu berücksichtigen gilt.

Verteidigungsminister Boris Pistorius will, dass der Haushaltsausschuss weitere 165 Millionen Euro verwendet. Damit sollen die Probleme des Digitalfunks behoben werden. Die Umstellung ist auch für die Soldaten nötig. Denn die analogen Funkgeräte stellen laut Tagesschau auch eine Sicherheitslücke dar, weil sie leichter zu orten sind. Bisher kommuniziert das Heer bei Übungen und potenziellen Einsätzen analog und unverschlüsselt. Damit ist der Bundeswehr-Funk längst nicht mehr kompatibel mit anderen NATO-Truppen – und natürlich auch nicht im Ansatz abhörsicher, geschweige denn zukunftstauglich.

Da sich die Umstellung auf den Digitalfunk in die Länge ziehen wird, strebt die Bundeswehr einen sogenannten „Mischbetrieb“ an. Es ist von einer „Interoperabilität D-LBO mit der Altwelt“ die Rede. Aus Sicht des Verteidigungsausschusses liegt das Problem auch bei Verteidigungsminister Pistorius, der zu spät über Probleme unterrichtet worden sei und daher auch das Parlament zu spät informiere.

mra

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35 Kommentare

  • Die Bundeswehr ist und war ein Milliardengrab sondergleichen. Und sie wird es immer bleiben. Noch weniger reformierbar als der ÖRR. 20 Mrd. für 16.000 Funkgeräte – das muß man erstmal hinkriegen. Stückpreis 1,25 Mio., und das sind nur die vorläufigen Kosten!

    • Bei den Preisen wird klar, warum die ein „Sondervermögen“ brauchen. Ich vermute mal, irgendwo in der Beschaffungskette sitzt jemand, der kommt vor Lachen nicht mehr in den Schlaf.

      • Ich habe mal für eine Firma gearbeitet, die mit der BW Geschäfte gemacht hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß man vom Beschaffungsamt ein 2cm dickes Vertragswerk zugeschickt bekommt, wenn man denen auch nur einen Schnursenkel verkaufen will.

        10
    • Einfach nur peinlich im WK2 waren es dt. Ingenieure die diese mit revolutionärem Funk in dieser Waffengattung die Überlegenheit zu Beginn präsentierten.

      Heute steckt man schon bürokratisch im Genehmigungsverfahren fest, von der technischen Expertise und Zeitaufwand wollen wir gar nicht reden.

  • Bei dem „Top-Management“ (u.a. Lambrecht, Kramp-Karrenbauer, von der Leyen, …) der letzten Jahre … sehr verwunderlich.

    In der freien Wirtschaft gäbe es die Bundeswehr wahrscheinlich längst nicht mehr.

    • Die Bundeswehr gibt es nur auf dem Papier. Verteidigungsfähig ist diese seit Merkel, Steinmeier, Habeck etc nicht mehr.

  • So ein Quatsch man kann alles orten sogar Buschtrommeln und Rauchzeichen. Außerdem der Einbau einer Analogfunkanlage dauerte zu meiner Dienstzeit (ich war Funker) einen Tag mit zwei Leuten. Die Verbindungen waren je nach Frequenz Weltweit möglich und dank Morsealphabet und Verschlüsselung ziemlich sicher. Sensible Daten wurden damals auch nicht mit Sprechfunk übermittelt.

  • Die Teile gibts bereirs fertig bei Amazon zu kaufen.

  • Das ist sehr teuer, geht nicht ein Handy und eine Freisprecheinrichtung?

  • Tja analog hat manchmal auch Vorteile!

  • Wenn die Teile nicht funktionieren dann zurück zum Hersteller bei diesem utopischen Preis kann man ein einwandfreies System erwarten.
    Der Preis zeigt schon wer hier wieder mal die Steuerzahler richtig über den Tisch gezogen hat.

  • Die Russen sind auch daran schuld weil die AfD nachfragte.

  • Die Russen würden sich ein paar Bleche zurechtschneiden und schon paßt das neue Funkgerät in den Panzer. Bei denen würde niemand auf die Idee kommen, sich dafür eine Genehmigung einzuholen oder gar darauf zu warten.

  • Einerseits erschreckend anderseits auch beruhigend. Da kann der Fritze Merzel und Pistorius nicht auf die Idee kommen die Bundeswehr ins Gefecht zu führen. Es zeigt wieder mal deutlich dass es nicht unbedingt am Geld liegt, sondern daran dass die Bundeswehr und Beschaffungsbehörde von unfähigen Ministern systematisch abgewirtschaftet wurde. Pistorius ist offensichtlich ein sehr guter Blender. Er verkauft sich gut, strukturell hat sich aber wohl nichts verändert.

  • Für den Preis gab es bestimmt noch eine Eigentumswohnung dabei, aber für die Hersteller anders ist dieser Preis nicht zu erklären.

  • Huh!

    Gut, dass die AFD nicht gefragt hat, sonst wäre das wieder Spionage für Russland gewesen!

  • Viele Hände müssen erst gewaschen werden. Was übrig bleibt sollte noch reichen für eine Schachtel Munition für die BW.

  • Überall geballter Sachverstand der Peter-Fraktionen.

  • Die Deutschen müssen für 20 Milliarden das Rad neu erfinden. Man hätte es auch von den Israelis kaufen können, wahrscheinlich zum halben Preis, und schon eingebaut, Kampferprobt.

  • So sieht sie aus, die deutsche Spitzentechnologie.
    Ich höre auf über die politische „Elite“ zu lachen. Die Industrie ist auch nicht besser.

    Isch over.

  • ‚Schwert zu Pflugschar‘ war vergleichsweise da noch weniger mühselig?

  • Im Ernstfall nach Beschuss, könnte die Panzer bestimmt Rauchzeichen geben?

  • Diese Ansammlung von Experten möchte uns gegen Russland verteidigen. Das funktioniert auch weil die sich totlachen.

  • Und wenn sie eingebaut sind kommt raus das die Strahlung für Schwangere gefährlich ist und alles muss wieder raus…

  • So ähnlich lief es auch bei der Bullizei schon vor etwa 30 Jahren….
    Wie Mutti schon sagte: „Digitalisierung ist für uns alle noch Neuland…“
    Scheinbar bleibt es auch so.

  • Digitalfunk abhörsicher?!?! Ich lach mich tot!

  • „Umrüstung eines einzelnen Leopard-2-Panzers zwei Techniker etwa 400 Stunden arbeiten“

    Kaum glaubhaft, sage ich als Ingenieur. Wer erinnert sich noch an diese vermaledeiten G3? War auch so ne aufgedunsene Ente…

    Bundeswehr schlecht machen der Auftrag.

    • Vermute mal, man muß erst den Turm ausbauen, damit die Techniker an die Einbaustelle kommen, ohne sich bücken zu müssen. Die Verordnung ZDV 08/15 zur Vermeidung von Rückenschäden läßt da leider keinen Spielraum.

  • Sondervermögen ist der neue Begriff für Sondermüll.

  • Ach deswegen darf der Russe erst 2029 kommen…

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