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Wie zu Zeiten der Finanzkrise

Deutschlands Wirtschaft verzeichnet 20-Jahres-Hoch an Insolvenzen

Laut Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), ist das Insolvenz-Niveau Deutschland erstmalig wieder seit 2009 auf einem neuen Hoch. Besonders auffällig sei dabei auch, dass immer mehr wirtschaftliche Substanz verloren gehe.

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Galeria war eines der vielleicht bekanntesten Unternehmen, die im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden mussten.

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Die Zahl an Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist erstmalig wieder so hoch wie während der Finanzkrise 2009. „Wir sind in der Größenordnung, wo einzelne Monate durchaus 20-Jahres-Hochs abgeben“, so der Ökonom Steffen Müller gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Er ist der Leiter der Insolvenzforschung am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

„Wir hatten zu Zeiten der Finanzkrise 2009 um die 1400 insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften pro Monat. Jetzt haben wir das Niveau wieder erreicht“, so Müller weiter. Nur im Bereich der Kleinstunternehmen würden 2024 noch wesentlich weniger Pleiten verzeichnet als 2009. Da die Unternehmen jetzt im Vergleich oft größer sind, wenn sie Insolvenz anmelden, würde immer mehr wirtschaftliche Substanz insolvent gehen, so Müller.

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Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform hatte zuletzt ähnliche Befürchtungen formuliert. Nach ihrem Bericht hatte Deutschland im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand der Zahl der Unternehmensinsolvenzen seit 2015 verzeichnen müssen. 121.300 Insolvenzverfahren wären den Zahlen der Wirtschaftsauskunftei nach offiziell registriert worden und damit 10,6 Prozent mehr im Vergleich zu 2023. Auch der Leiter der Creditreform, Patrik-Ludwig Hantzsch, sah Ähnlichkeit mit der Finanzkrise 2009: „Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen“, so Hantzsch bei der Publizierung des Creditreform-Jahresberichts im Dezember.

Die Gefährlichkeit dieses Trends hatte Steffen Müller in einem bereits im Dezember veröffentlichten Beitrag auf LinkedIn offengelegt. „Dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen seit zwei Jahren nach historischen Tiefständen wieder steigt, ist den meisten bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass insbesondere die gesamtwirtschaftlich wichtigeren – weil größeren – Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften einen immer größeren Anteil an allen Insolvenzen ausmachen“, hieß es damals von dem Leiter der Insolvenzforschung.

„Die Grafik auf Basis der amtlichen Statistik zeigt, dass dieser Anteil bis August 2024 (aktueller Rand) auf 73 % angestiegen ist. Sie verdeutlicht außerdem, dass die Zahl insolventer Kleinstunternehmen etwa auf dem Vor-Pandemie-Niveau verharrt, während bei Personen- und Kapitalgesellschaften im gleichen Zeitraum ein Anstieg von über 40 % zu verzeichnen ist“, so der Bericht weiter. „Diese Entwicklung führt dazu, dass die gesamtwirtschaftliche Relevanz des Insolvenzgeschehens tendenziell stärker zunimmt, als es ein Blick auf die Zeitreihe der Gesamtzahl aller Unternehmensinsolvenzen vermuten ließe“, so das damalige Fazit.

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