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Der Schirm des Hubsi Aiwanger, das Knigge-Comeback und linke Lügen mit Bildern

Ramelow, Polenz und andere empören sich, weil Aiwanger seine Frau im Regen stehen ließ. Plötzlich ist das Patriarchat zurück - doch dann kommt raus: Linke haben wieder mal mit Bildern gelogen. Diesmal besonders dreist.

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Breaking News: Die Ehefrau von Hubert Aiwanger, Tanja Schweiger, hat nun die Scheidung eingereicht. „Er hat mich völlig im Regen stehen lassen.“, teilte sie der Presse mit.
So oder so ähnlich stellen sich das wohl einige Kritiker des bayerischen Politikers vor, nachdem ein Bild von ihm und seiner Frau auf Twitter kursierte. Doch es sollte ganz anders kommen.
Auf dem Foto sieht man das glückliche Paar im Regen, Aiwanger unterm Regenschirm, seine Gattin nicht. Viele haben dieses Bild zum Anlass genommen, sich über Aiwanger zu empören. Dass er seine Frau so einfach nass werden lässt und egoistisch den Regenschirm für sich behält. Zu diesen spontanen Anhängern der feinen englischen Art, der neuen Knigge-Wache, gehören nicht zuletzt Bodo Ramelow, Ruprecht Polenz und Maybrit-Illner-Dauergast Carlo Masala.

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Aiwanger wollte das nicht auf sich sitzen lassen, deshalb postete er die ganze Geschichte in Form einer Videoaufnahme der Tagesschau auf Twitter. In den 8 Sekunden sieht man die beiden, die gerade aus einem Auto gestiegen sind. Er hält den Regenschirm mit der linken Hand. Dementsprechend ist auf der linken Seite genug Platz für seine Frau. Die beiden orientieren sich noch auf dem Platz und mit den Fotografen denen Aiwanger zuwinkt. Dabei geht Aiwanger etwas nach links, während seine Frau kurz inne hält und dadurch etwas hinter ihm zurückblickt.

Sie holt auf und reagiert auf den Linksdrang ihres Mannes damit, dass sie hinter ihm zu seiner rechten Seite auftaucht. Ihr Mann hält den Schirm immer noch mit der gleichen Hand, womit auf der rechten Seite nur für ihn Platz ist. Für den Bruchteil einer Sekunde steht dadurch nur Aiwanger unter dem Schirm, seine Frau nicht. In diesem Augenblick ist das Foto entstanden, über das sich alle empört haben. Sie hält sich lachend an seinen Schultern fest und wechselt zurück an die linke Seite und hat nun genug Platz unter dem Regenschirm.

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Wie gesagt, das ganze spielt sich innerhalb von acht Sekunden ab. Keiner von beiden hat in dieser Zeit wohl genug Zeit gehabt, um sich irgendwas dabei zu denken. Anders ist das bei den Tausenden Schaulustigen am Smartphone, die das Video immer wieder abspielen können. Bodo Ramelow und Ruprecht Polenz haben ihre Tweets über Aiwanger inzwischen gelöscht.

Er gestand den Fehler ein, den er machte, als er Aiwangers Charakter auf ein aus dem Kontext gerissenes Foto reduzierte. Carlo Masala ging mit der Geschichte zunächst ganz anders um – nämlich aus der Offensive heraus. Dieses Video würde die Situation doch nur schlimmer machen, immerhin beweist es doch, das Aiwanger nur auf die Kameras fixiert war, während seine Frau ihm förmlich hinterher rennen musste.

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Der moderne Mann kann ganz einfach nichts mehr richtig machen. Da denkt man, man führt seine geliebte Frau zu einem teuren und exklusiven Event aus, mit Abendgardrobe und vielen wichtigen Gästen – doch dann kommt es zu einem Missverständnis beim Regenschirmhalten und schon steht die Ehe, die Ehre und der Posten auf dem Spiel. Und das nicht etwa, weil die Frau etwas auszusetzen hatte, sondern weil irgendwelche einsamen Männer im Internet ihr erklären wollen, dass sie sich den Falschen geangelt hat. Nun, Frau Schweiger hat sich noch nicht geäußert – das braucht sie aber auch nicht, denn das machen Internet-Trolle für sie.

Dieser Zwischenfall ist so unbedeutend und winzig, dass es mir schon lächerlich vorkommt, ein 8-sekündiges Video über Regenschirme zu analysieren. Aber eins irritiert schon sehr – nämlich, dass diese Debatte fast ausschließlich von Männern geführt wird. Es sind beinahe ausnahmslos Männer, die der Gattin von Herrn Aiwanger erklären wollen, wie sie sich jetzt zu fühlen hat, weil sie tatsächlich eine knappe Sekunde nicht unter einem Regenschirm gehalten hat.

Manche von diesen Herren entdecken dabei scheinbar Seiten an sich, die sie selbst noch nicht kannten. Einer von ihnen kam direkt mit Regenschirm-Knigge um die Ecke und erklärte: „Mann steigt aus, öffnet Schirm, geht auf andere Autoseite, öffnet Tür & gewährt Dame beim Ausstieg Schutz mit Schirm“, ok, so weit gehe ich noch mit. Er erklärt weiter: „Mann geht links von Dame (immer), Schirm in der Mitte“.

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https://twitter.com/jo_h123/status/1684493428510302208?

Ich weiß nicht, ob sich das mal Franz-Josef Strauß ausgedacht hat, von wegen „Rechts vom der Dame darf es sonst nur den Regen geben“. Wer das so streng praktizieren will, ist herzlich dazu eingeladen, aber ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, auf welcher Seite ich Männer lieber habe. Eigentlich nur gerne zur Straße hin, damit vorbeifahrende Auto ihn zuerst mit Matsch bespritzten. Aber es ist wirklich lächerlich so tief in die Benimmregel-Kiste zu greifen, nur um nicht eingestehen zu müssen, dass man auf ein getrickstes Bild reingefallen ist. Mittlerweile hat auch Herr Masala seinen Tweet gelöscht.

Sind Frauen doch aus Zucker?

Was mich dabei am meisten aufregt, ist, wie eine Frau dabei im Namen des Gentlementums instrumentalisiert wird. Alle spielen Mitleid für die arme Frau, die eine Sekunde lang nass geworden ist, aber niemand interessiert sich wirklich dafür, wie sie die ganze Sache sieht. Denn dann würde diese Debatte gar nicht stattfinden. Sie lacht in dem Video. Sie sieht nicht aus, als hätte sie ihren Scheidungsanwalt schon auf der Schnellwahlliste. Und es ist auch wohl kaum in ihrem Interesse, dass ihr Mann – den sie sich ja nun mal so ausgesucht hat, wie er ist – nun in der ganzen Nation als arroganter Narzist gehandelt wird.

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Und noch etwas: Ich bin die letzte, die sich gegen Gentlemen wehrt. Ich nehme aufgehaltene Türen, zurückgezogene Stühle und gehaltene Regenschirme wirklich gerne und dankbar entgegen. Aber aus Zucker bin ich auch nicht. Ich habe schon Regentropfen abbekommen, ohne geschmolzen oder ertrunken zu sein. Die Frisur kann das auch ab und das Kleid trocknet auch wieder. Und auf Männer mit Augen am Hinterkopf stehe ich so gar nicht. Der Partner ist kein Butler. Er hat ihr doch den Schirm gehalten. Aber er ist auch ein autonomer Mensch – so wie sie. Tanja Schweiger ist immerhin Landrätin und kann schon ganz alleine geradeaus laufen.

Vielen Dank für Ihre vorgeschobenen Sorgen, Herr Masala, aber wir Frauen kommen auch ohne Sie klar. Sie als Militärexperte sollten sich doch damit auskennen, wann der richtige Zeitpunkt zum Rückzug ist. Den haben Sie aber leider verpasst.

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