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Kebab-Regulierung

Der lange Arm der Türkei: Krieg um den Döner

Die Türkei will den Döner europaweit regulieren - und verändern. Sie erhebt einen Anspruch auf das eigentlich in Deutschland erfundene Gericht. Erdogans Machtanspruch der anderen Art.

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Der türkische Verband „International Döner Federation“ (UDOFED) hatte im April bei der Europäischen Kommission beantragt, den Döner als „traditionelle Spezialität“ schützen zu lassen. Die Zubereitung eines solchen Döners soll damit genau reguliert werden, um als Döner bezeichnet werden zu dürfen. Demnach soll zunächst das Fleisch genau festgelegt werden. Einen Döner mit Hühnchenfleisch soll es nicht mehr geben dürfen, nur mit dem Fleisch von Lämmern oder mindestens 16 Monate alten Rindern. 

Das Fleisch soll dabei ausschließlich von oben nach unten in zwei bis fünf Millimeter dicken Scheiben geschnitten werden. Es sollen nur Dönermesser verwendet werden dürfen, die genau 55 Zentimeter lang sein sollen. Der Abstand zwischen Grillspieß und Hitzequelle soll ebenfalls genau reguliert werden, für die Marinade sollen nur ganz bestimmte Gewürze verwendet werden, die Einlegezeit des Fleisches soll ebenfalls festgelegt werden. Man will im Grunde alles überarbeitet haben, außer der Kühlkette. 

Der Döner wird oft als Symbol deutsch-türkischer Freundschaft bezeichnet. Der erste Döner wurde von türkischen Gastarbeitern in Berlin erfunden. In der Türkei ist man über diese deutsche vermeintliche Aneignung gerne empört. 

Vielleicht war Steinmeiers Döner-Aktion dieser eine Tropfen zu viel. Vielleicht war es auch der Spargel-Döner, der in Berlin-Mitte auf den Markt gebracht wurde, oder der Leberkäse-Döner mit Sauerkraut, Gürkchen und süßem Senf, den ein Imbiss-Besitzer in Tischreuth erfand. Bevor der Döner sich noch zu sehr integriert, muss sich die Türkei natürlich einschalten.  

Türkische Stellen und Politiker haben immerhin bereits eine lange Tradition, einen fast schon kolonialistischen Anspruch darauf zu erheben, sich in deutsche Angelegenheiten einzumischen, die sie nichts angehen. 

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So zum Beispiel 2017, als Erdogan die CDU, die SPD und die Grünen zu „Feinden der Türkei“ erklärte und die türkischstämmigen Wähler – die er als „meine Bürger in Deutschland“ bezeichnete – zum Boykott der Bundestagswahl aufrief. 

Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde, Gökay Sofuoglu, bezeichnete Erdogans Gebaren damals als „die paternalistische Haltung von Erdogan, über die Türken in Deutschland verfügen zu wollen“. 

„Der Döner gehört zu Deutschland. Wie er hier zubereitet und gegessen wird, sollte jeder selbst entscheiden dürfen. Da braucht es keine Vorgaben aus Ankara.“, kommentierte Ernährungsminister Cem Özdemir zu dem türkischen Vorhaben auf X. 

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Deutschland hat sich bereits auf EU-Ebene gegen den Vorstoß der Türkei gewehrt, so soll Özdemirs Ministerium nach Quellen von Euronews gegen den Antrag Einspruch eingelegt haben. 

Was die Türkei mit dem Vorstoß genau bezweckt, ist nicht ausgeführt worden. Die neuen Regelungen würden jedenfalls einen großen Anteil an Dönerläden europaweit, insbesondere in Deutschland, betreffen und sie entweder dazu zwingen, ihr Etablissement umzubenennen oder ihr Angebot umzustellen, was zwangsläufig mit Preiserhöhungen verbunden wäre. 

Und wofür? Der ganze Sinn des Döners ist, dass Kulturen aufeinandertreffen. Doch für eine islamistisch autoritäre Regierung kommt das eher einer Verunreinigung der eigenen Tradition gleich, die es wegzuregulieren gilt. Der Döner-Vorstoß ist nichts als eine kulturkonservative Bevormundung, die in wildfremde Länder greifen soll. 

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