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Berlin

Der Fall „Latife Arab“: Clan-Aussteigerin nach Angriff im Krankenhaus

Eine Frau, die unter dem Pseudonym „Latife Arab“ ein Buch über ihr Leben in einem kriminellen Clan und ihren Ausstieg schrieb, wurde kürzlich in einem Berliner Krankenhaus behandelt – unter strengem Polizeischutz. Ihr Fall zeigt, wie gefährlich Clan-Aussteiger leben, und sendet ein besorgniserregendes Signal an andere Betroffene in Deutschland.

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Im September dieses Jahres wurde eine Frau unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in einem Berliner Krankenhaus behandelt – begleitet von Polizisten, die das Gebäude mit Maschinenpistolen sicherten. Die Frau ist keine Unbekannte: Unter dem Pseudonym „Latife Arab“ veröffentlichte sie ein Buch über ihr Leben als Mitglied eines kriminellen Clans und ihren riskanten Ausstieg. Ihre Geschichte wirft ein beunruhigendes Licht auf die Macht und Brutalität dieser Strukturen in Deutschland.

„Ein Menschenleben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan“ beschreibt eindringlich, wie sie als Kind für kriminelle Zwecke missbraucht wurde und mit 17 Jahren eine Zwangsehe durchlebte, geprägt von Gewalt und Vergewaltigung. Ihr Clan, so schreibt sie, habe sich über Deutschland hinweg ausgebreitet, besonders im Ruhrgebiet und in Berlin. Doch um welche Familie es sich handelt, bleibt unklar – zu gefährlich wäre es, Namen zu nennen. Ihre Offenlegung der Clanstrukturen und deren Verachtung gegenüber der deutschen Gesellschaft setzte sie einer noch größeren Gefahr aus.

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Die Berliner Staatsanwaltschaft war bereits im Frühjahr dieses Jahres alarmiert und stellte einen „Gefährdungsüberhang“ für die Frau fest. Ihr Leben war in Gefahr – bedroht von ihrer eigenen Familie. Trotzdem lehnte Latife Arab mehrfach Polizeischutz ab. Alexander Poitz von der Polizeigewerkschaft GdP erklärt, dass es häufig individuelle Gründe gibt, warum Menschen den Schutz der Polizei nur eingeschränkt in Anspruch nehmen. „Nicht jeder möchte sein nahezu komplettes Leben aufgeben“, sagt er. Diese Entscheidung machte sie jedoch verwundbar.

Es dauerte nicht lange, bis ihre ehemaligen Clan-Mitglieder sie aufspürten. Der Angriff, der diesen Herbst auf sie verübt wurde, könnte nach ersten Einschätzungen als Warnung verstanden werden – eine Machtdemonstration nach dem Motto: „Wir finden dich.“ Kriminelle Clanstrukturen verstehen es als existenzielle Bedrohung, wenn jemand aussteigt und Informationen preisgibt. „Nicht selten mussten Menschen deswegen schon sterben“, warnt Clanforscher Mahmoud Jaraba, der seit Jahren kriminelle Clanstrukturen in Deutschland erforscht.

Der Fall von Latife Arab ist ein erschreckendes Beispiel für das Risiko, das Clan-Aussteiger in Deutschland eingehen. Trotz staatlicher Schutzmaßnahmen bleibt die Gefahr bestehen, dass kriminelle Strukturen nicht nur ihr Leben bedrohen, sondern auch ein verheerendes Signal an andere potenzielle Aussteiger senden. Jaraba erklärt: „Das Signal, das dieser Fall an andere potenzielle Aussteigerinnen sendet, ist besorgniserregend.“

Während die Ermittlungen zu dem Angriff noch andauern, bleibt vieles im Unklaren. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei hüllen sich in Schweigen, um die Sicherheit der Betroffenen nicht weiter zu gefährden. Auch das Krankenhaus, in dem sie behandelt wurde, hält sich bedeckt. Es ist ein Schutzmechanismus, der in Fällen wie diesem absolut notwendig erscheint. Denn Clanstrukturen kennen keine Gnade – und wer sich gegen sie stellt, lebt gefährlich.

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