Der 8. Mai und der geschichtsvergessene Mythos vom „Tag der Befreiung“
Am achten Mai will auch Deutschland den „Tag der Befreiung“ feiern - und offenbart damit ein schizophrenes Geschichtsverständnis. Einerseits zelebriert man eine „Erinnerungskultur“ - nur an die eigene Niederlage will man sich nicht erinnern. Als sei man selbst das erste NS-Opfer gewesen.
Wussten Sie, dass Deutschland den Zweiten Weltkrieg gar nicht verloren hat? Das zumindest sagt unsere Bundesregierung in Form von Bundesministerin Lisa Paus. Die stellte im letzten Herbst fest, dass es eine Niederlage Deutschlands nicht gegeben habe. Jedenfalls drückte sie aus: Wer das behaupte, sei ein Nazi, ein Faschist. Sie sagte dies, weil AfD-Chefin Weidel einer Siegesfeier in der russischen Botschaft mit der Begründung fernblieb, die Niederlage des eigenen Landes nicht feiern zu wollen.
Nazi ist, wer die deutsche Niederlage im Zweiten Weltkrieg als solche bezeichnet. Die Grünen-Politikerin setzte einem verirrten deutschen Geschichtsverständnis damit die Krone auf, in dem der Mythos der „Befreiung“ quasi von hinten wieder an die Nazi-Straftat der Wehrkraftzersetzung anknüpft: Wehe dem, der über die deutsche Niederlage spricht! Aber es war und ist nicht nur Paus: Die gesamte deutsche Politik hat das Land im Rückblick von jeder Schuld freigesprochen. „Wer nicht feiert, hat verloren!“, verbreitet die SPD-Bundestagsfraktion beispielsweise am heutigen Tag. Und da jeder feiert, hat keiner verloren?
Der Zweite Weltkrieg ohne Täter?
Ich sollte meine Oma anrufen und ihr sagen, dass sie als Deutsche den Zweiten Weltkrieg gar nicht verloren hat. Sie, gebürtig aus Pommern, floh vor den Sowjets quer durch Deutschland, die sie unter Zwang nach Sibirien verbringen wollten. Ihr Vater fiel an der Ostfront, sie wurde vertrieben. Ihr Zuhause in Stettin sah sie nur noch ein einziges Mal. Herzlichen Glückwunsch zur Befreiung?
Ja: Der Zweite Weltkrieg endete, das NS-Regime brach zusammen. In gewisser Weise sind so auch die Deutschen befreit worden. Den Tag deswegen als einen deutschen „Tag der Befreiung“ zu feiern, ist trotzdem falsch – auch, wenn es mittlerweile in Deutschland so gehandhabt wird. Denn es verkennt den entscheidenden Unterschied: Wenn die Franzosen, die Niederländer, die Polen oder die Tschechen den Tag der Befreiung feiern, dann feiern sie das Ende von Fremdherrschaft und Besatzung. Wenn Deutschland einen Tag der Befreiung feiert – von wem wurde es dann befreit? Von sich selbst? In einem Land, das sich selbst für seine „Erinnerungskultur“ feiert, sollte man sich vor allem an eines erinnern: Es waren Deutsche, die Hitler unterstützten, seinen Krieg führten, seine Verbrechen begingen. Deutschland war Kriegsgegner der Sieger des Zweiten Weltkrieges. Wenn Deutschland den Krieg nicht verloren hat, wer dann? Alle Gewinner? Der Zweite Weltkrieg ohne Täter?
Wie Weizsäcker die Deutschen entlastete
„Die meisten Deutschen hatten geglaubt, für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden. Und nun sollte sich herausstellen: Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient.“ Dieser Satz stammt von Richard von Weizsäcker. Der damalige Bundespräsident sagte diesen Satz in einer Rede, die für ein anderes Zitat historische Bedeutung erfahren hat: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung.“
Gerade vor dem Hintergrund des letzteren Zitates, welches das Geschichtsverständnis dieser Republik verändert hat, wirkt der erste Satz wie eine Entlastung. Aber niemand kann doch gedacht haben, im Zweiten Weltkrieg für „die gute Sache“ zu kämpfen. Der Holocaust war in seinen Ausmaßen nicht bekannt, aber die systematische Deportation und Diskriminierung von Juden war es. Erst nach dem achten Mai soll sich „herausgestellt“ haben, dass dies den „unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung“ diente? Nein – so einfach war es nicht.
Die unmenschlichen Ziele der Nazis waren kein Geheimnis – und die Deutschen sind deshalb nicht einfach „befreit“ worden. Völlig absurd wäre es, wenn ein Mörder sich im Prozess gegen sich selbst bedankt, vom Morden befreit worden zu sein – und sich als erstes Opfer seiner eigenen Taten inszenieren würde. Genau das tut jedoch jeder, der unkritisch von „Befreiung“ schwafelt – als wäre die Hitler-Herrschaft etwas gewesen, das fremde Mächte dem armen deutschen Volk aufgezwungen hätten.
Der Mythos von Befreiung verzerrt die historische Wahrheit
Den Mechanismus dahinter beobachteten wir über Jahrzehnte in Österreich: Die Alpenrepublik spann nach dem Kriegsende schnell ihren ganz eigenen Opfermythos. Dabei dienten Österreicher in Wehrmacht, SS und NS-Partei genauso wie die heutigen Bundesdeutschen. Holocaust-Organisator Adolf Eichmann wuchs in Österreich auf, Kriegsverbrecher Arthur Seyss-Inquart oder SS-Führer Odilo „Globus“ Globocnik waren gebürtige Österreicher.
Die Österreicher waren gemeinhin genauso Nazis, wie es die späteren Bundesdeutschen waren. Lange verdrängte man das aber aus dem nationalen Bewusstsein, um sich selbst von jeder Schuld freizusprechen. Auch in der DDR zelebrierte man sich als „befreit“: Ulbricht und Honecker huldigten den „Befreiern“ in der Sowjetunion eigentlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, um gleichzeitig anklagend auf die angeblich neofaschistische Bundesrepublik zu zeigen. Man lehnte so auch jede Verantwortung für die junge NS-Vergangenheit ab.
Man mag über die vielen Marotten der deutschen „Erinnerungskultur“ – die inzwischen auch immer mehr nur ein aufgesetztes Ritual der Selbstbezogenheit darstellt – halten, was man möchte. Aber: Die bundesrepublikanische Gesellschaft schaffte es zumindest, einen halbwegs ehrlichen Umgang mit der Geschichte von NS, Holocaust und Zweitem Weltkrieg zu finden. Das unkritische Zelebrieren einer „Befreiung“ begräbt diesen Umgang erneut unter dem Geröll der Geschichte. Einerseits sollen wir jeden Tag an unsere „historische Verantwortung“ denken – aber andererseits befreien wir uns mit dem „Tag der Befreiung“ rückwirkend als Nation von einer Verantwortung für den Krieg. Die deutsche Geschichtspolitik ist schizophren.
Ein sehr guter Artikel! Ich fand Richard von Weizsäcker war einer der guten Präsidenten in diesem Land. Aber mit seiner Bezeichnung ‚Befreiung‘ für eine totale militärische Niederlage lag er komplett falsch. Wie im Artikel gut herausgearbeitet, wurde Deutschland nicht vom Nationalsozialismus von außen besetzt wie andere Länder im 2. WK, sondern wurde von den meisten Deutschen gewählt und unterstützt. Es widerspricht zudem, was die Zeitzeugen in Deutschland erlebt haben. Diese, vor allem die Frauen und Mädchen im Osten des Landes, haben das Kriegsende ganz sicher nicht als ‚Befreiung‘ erlebt, auch wenn damit der Nationalsozialismus verschwand. Um nicht missverstanden zu werden: es war gut, dass dieses verbrecherische System am Ende war. Ich denke nur, der Begriff Befreiung passt hier einfach nicht.
Ilja Ehrenburg war der Chefideologe für die hundertausendfachen Vergewaltigungen an Kinder Frauen. Und was der Ivan den Deutschen mit der „DDR“ (Stasi-Terror) antat, bleibt hoffentlich unvergessen. Rote+braune Nazis sind die selbe Medaille.
Ja.
„… Nationalsozialisten wurden von den meisten Deutschen gewählt und unterstützt …“. Das ist mehr als falsch. Die NSDAP hat bei den letzten freien Wahlen in 1932 und 1933 nie die parlamentarische Mehrheit erreicht:
Nov. 1932: 33,1 %, das waren – 4,2% gegenüber Juli 1932.
März 1933: 43,9%, damit + 10,8% gegenüber Nov. 1932.(unter dem Schock des Reichstagsbrandes 27./28. Feb. 1933). Die NSDAP kam nur per Koalition mit der DNVP (8%) an die Macht. Bei der Reichstagswahl Nov. 1933 gab es dann nur noch die NSDAP- Einheitsliste. Mit Hilfe des Ermächtigungsgesetzes, der SA, SS, Gestapo, KZ und Volksgerichtshof unter Freisler sicherte Hitler seine Macht. Also nix mit „von Mehrheit der Deutschen gewählt“.
Aber die Deutschen sind den Nazis brav gefolgt und haben bis zur letzten Patrone gekämpft, wurden daher besiegt und nicht befreit. Im Widerstand waren nur einzelne.
Tja und viele haben sich an der Enteignung der Juden bereichert und waren nicht Mitglied der NSDAP z.b . Alles in allem haben auch ca 10 Millionen Deutsche im Krieg gekämpft und die Mehrheit der Deutschen hat gejubelt solange es gut ging .
Wenn wir nicht besiegt worden wären ? Was wäre wohl heute ?
Schon klar das hinterher alle gezwungen waren !!
Das gleiche werden wir auch hören und lesen wenn das mit der Ampel Politik krachend scheitert .
Deutschland eben . Die Masse hat sich nicht wirklich politisch weiterentwickelt .
Es gab Wehrpflicht. Und wer nicht wollte, der wurde an die Wand gestellt.
„Die Deutschen“.
Slie, Herr Pero, wären bestimmt im Widerstand gewesen. Gegen SS, Gestapo und trotz KZ.und Todesstrafe.
Versagt hat in erster Linie die Führung der Wehrmacht, in der sich Widerstand erst 1944 regte.
Das ist nicht das Problem oder die Aussage . Man kann sich nur hinterher nicht hinstellen nichts getan haben und dann noch als befreit feiern !!
Übrigens . In Frankreich oder Polen gab es diese Menschen in Massen !! warum nicht in Deutschland ?
Sehr geehrter Herr Klöckner, ich bin froh, wenn ich in Zukunft schaue, mir gewiß sein zu dürfen, daß Sie so mutig zur Tat schreiten werden. Ein Held sein werden. D a n k e!!!!
in Polen und Frankreich gab es vor allem massenweise Kollaborateure
schauen sie sich bitte einmal alte Videos aus dieser Zeit an. Sind durchaus auf youtube zu finden. Dann bitte urteilen sie ob vielleicht nicht doch die Mehrheit der Deutschen und auch Österreicher hinter der NSDAP standen, denn anders dürfte es Hitler 1939 nicht möglich gewesen sein diesen Krieg zu entfesseln
Schauen sie sich die Aufnahmen aus allen totalitären Regimezeiten an. Oder die gegen Rechts Demos. Was vermittelt dies dem Betrachter in 80 Jahren?
„wurde von den meisten Deutschen gewählt und unterstützt“ – wie oben zurecht ausgeführt keineswegs die Mehrheit, aber vor allem wohl kaum um einen 2.WK anzuzetteln und einen Völkermord zu begehen. 1944/1945 dürfte das schon gleich gar nicht mehr die „Mehrheit“ gewesen zu sein.
Das Volk wurde von seinem eigenen Dämon befreit ist somit gar keine so schlechte Charakterisierung
Wie praktisch !! Wenn die Sache verloren ist waren es die Dämonen .
Mit der Ansicht dürften wir wohl etwas alleine stehen auf der Welt .
meiner Meinung nach, liegt genau hier mittlerweile der Hase im Pfeffer: Die Zeitzeugen sind zu 99% mittlerweile Tod. So kann diesen linksgrünem Geschwafel heute praktisch niemand mehr widersprechen
Ich habe viele Aussagen von Zeitzeugen, die sich oft im Hof nach der Landarbeit unterhielten aufgeschrieben. Und gute Erinnerungen. Diese Menschen mußten sich von nix reinwaschen. Sind heute a l l e Wähler die vor 2 1/2 Jahren Ampelparteien wählten Sozialisten? Persönlich schuldig an der Corona Politik.?
Oder ihre evtl Enkel? Deshalb pflichte ich Ihnen bei Jens. Man darf keine Sippenhaft akzeptieten.
Ich finde, man muss die Rede Richard von Weizsäckers in die damalige Zeit einordnen. Für die Kriegsgeneration (meine Eltern gehörten beide dazu) war der 8. Mail kein Tag der Befreiung. Es zogen marodierende Banden von „Displaced Persons“ durch ein Land, in dem es keine Polizei oder etwas vergleichbares gab. Es war das Gefühl weitestgehend rechtlos zu sein. „Selbst schuld“ könnte man heute sagen, dennoch war es keinesfalls eine Befreiung. Erst Richard von Weizsäcker – immerhin ehemaliger Wehrmachtsoffizier – bot mit seinem Ausdruck der Befreiung eine neue Sichtweise an. Diese ist uns heute absolut geläufig. Aber das als Nachkommen dieser Kriegsgeneration, der uns das Erleben diese Zustandes erspart geblieben ist.
Endlich sagt, oder eher schreibt, es mal jemand! Diese Rhetorik treibt mich – Geschichtslehrer – schon seit geraumer Zeit in den Wahnsinn. Tat gut, diesen Artikel zu lesen.
Sehr guter Artikel. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen frage ich mich aber doch, ob nicht schon die Erinnerungskultur mit ihrer merkwürdigen Spaltung zwischen den armen ermordeten Juden und den bösen, militanten Israelis, eher eine Art der Schuldabwehr ist. Auf jeden Fall ist der Antisemitismus dort in keinster Weise „aufgearbeitet“, sondern besteht unbeirrt in neuem Gewand fort.
Das ist sogar mal ein guter Vergleich .
Die Palästinenser überfallen Israel und schlachten ca 2000 Menschen ab und verschleppen Hunderte als Schutzschilde .
genau wie 39 in Deutschland haben da alle Gefeiert . Und genau wie wir Deutschen haben die ihre Quittung bekommen .
Israel macht genau das was alle anderen Staaten auch getan hätten . Das Gejammere der Palästinenser kann ich nicht nachvollziehen . Genau wie damals wir Deutschen . Hätten sie mal vorher an die Konsequenzen denken sollen .
Es hat auch seine Gründe das da kein Land in der Region den Palästinensern hilft oder sie in ihre Länder lasst.
Das hat für mich nichts mit Jude oder nicht Jude zu tun .
Mich stört immer das Wort „Antisemitismus“. Das ist schlicht und einfach falsch, da damit nur die Juden gemeint sind. Die Semiten sind auch Araber – Bibelleser wissen mehr.
Wie kann etwas eine Befreiung sein, wenn man ein Kainsmal bis zum jüngsten Tag tragen muss?
Nun, wer hat denn alle deutschen Städte in Schutt und Asche gelegt und Millionen Frauen, Kinder, Alte und Flüchtlinge getötet? Ich verrate Euch mal was. Die Russen waren es nicht. Die haben tatsächlich Deutschland vom Faschismus befreit unter 25 Millionen eigenen Opfern.
Der 8. Mai ist ein Tag des Sieges über den Faschismus, der ja heute wieder als Anti aufersteht.
Den sogenannten Siegern in den 3 Westzonen haben viele für Schokolade, Musik und dem Gefühl nicht Verlierer zu sein, weil es doch jetzt gemeinsam gegen die Russen ginge, zugejubelt.
Doch wohin sind nach dem Kriege all die Werner von Brauns verschwunden?
Man kann das alles auch aus Sicht meiner Eltern, die Zeitzeugen und Vertriebene waren, betrachten.
Eine der wichtigsten Lehren von damals war Nie wieder Krieg. Galt bis die Grünen Regierungsbeteiligung hatten.
Und Frau Strack-Zimmermann (FDP) die Kriegsbühne okkupierte.
Ich empfehle allen, die Rede Weizsäckers im Ganzen zu lesen.
Er bezeichnet den 8.Mai als „Tag der Befreiung“ – von dem Nationalsozialismus. Und da hat er absolut Recht.
Daneben verweist Weizsäcker – nicht im Wortlaut, aber inhaltlich – auch auf ganz viele andere MÖGLICHE Lesarten des 8.Mai: Tag der Niederlage, Tag des Verlustes, Tag der Hoffnung … ganz viele Lesarten sind möglich.
Genau deswegen verbietet es sich ja gerade, anderen vorschreiben zu wollen, wie man den 8.Mai zu begehen habe.
Das Ende der Rede ist brillant:
„Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren.
Die Bitte an die jungen Menschen lautet:
Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass
gegen andere Menschen, […]
Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander. […]
Ehren wir die Freiheit.
Arbeiten wir für den Frieden.
Halten wir uns an das Recht. […]
Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“
Manchmal sind die Kommentare um einiges intelligenter und besser als der eigentliche Artikel. Volle Zustimmung Herr Schulze.
Alles richtig. Mit Ende des Krieges verschwand auch dieses verbrecherische Regime. Nur passt der Begriff ‚Befreiung‘ trotzdem nicht. Er suggeriert, dass der Nationalsozialismus den Deutschen quasi übergestülpt wurde. Das war aber nicht der Fall. Es war keine Befreiung, wie in Frankreich, Polen, etc., sondern eine totale militärische Niederlage.
„Die deutsche Geschichtspolitik ist schizophren.“
Ein wichtiger und entscheidender Satz zum Schluß! Ich spüre, daß das erlittene Kriegstrauma der damaligen Generation an jede darauffolgende Generation weitergegeben wird in Form einer systematischen Unterdrückung.
Krampfhaft versucht man jegliche patriotische Gefühle zu unterdrücken. Für die Flagge, die im Art. 22 GG, Abs. 2 genannt wird, schämt man sich. Warum eigentlich? Schwarz-Rot-Gold war doch nicht die Farbe der nationalsozialistischen Diktatur; das war Schwarz-Rot-Weiß in Hakenkreuzform.
Meine Großeltern müssen sich auch nicht schämen – sie waren selbst Opfer dieser Diktatur. Keiner meiner Großeltern war in einem wahlfähigen Alter, als diese Diktatur begann. Aber kämpfen mussten sie alle: die einen an der Front, die eine auf der Flucht, die andere im Bombenkeller. Nach dem Kriegsende gab es keine Psychologen, die bei der Traumabewältigung halfen. Da galt es in die Hände zu spucken und die Trümmer beiseite zu räumen.
„Tag der Befreiung“ diese Drecks-Heuchler, verloren haben wir und mussten nicht befreit werden. Will mir jemand sagen, dass es nur wenige Nazi gab und der Rest mussten befreit werden?
Angesichts der Schreckensherrschaft der Nazis mit SS, Gestapo, KZ und tausenden von Todesurteilen war es Befreiung. Aber zugleich auch militärische Niederlage.
Ausgesprochen guter Kommentar! Aber vielleicht sehen es die Ampel-Politiker als Befreiung an, wenn fast alles in Trümmern liegt; das würde jedenfalls ihre Politik erklären.
Wir sind nicht befreit worden . Wir sind mühselig Besiegt worden .
Man kann auch darüber diskutieren wie viele Hitler gewählt haben oder auch nicht , Am ende haben die absolut meisten mitgemacht und die Anderen weggeschaut .
So funktioniert Politik in Deutschland auch heute noch . Nicht mehr mit diesen extremen Auswüchsen aber im Prinzip ist diese Gen immer noch in zu vielen von uns .
Denke zu sagen dass wir befreit worden entehrt diejenigen die den echten Wiederstand gegen das Regime mit dem Leben bezahlt haben .
Ich kann nur jeden der meint von Befreiung reden zu müssen sich mal wirklich mit der Zeit von 33-45 zu beschäftigen . Mindestens bis ende 42 habe ich da kein in der Masse Unterdrücktes Volk sehen können .
Und 44-45 fehlen mir da Irgendwo die Jubelnden befreiten Deutschen .
Denke auch unsere Gegner haben da wohl etwas andere Erfahrungen mit den Deutschen gemacht
als das Bildungswunder Lisa Paus so meint .
Sehr viele Deutsche wurden von ihrer Heimat und jedem weltlichen Besitz „befreit“, und zigtausend Frauen vergewaltigt. Nicht wenige nach Sibirien verschleppt, um beim Eisenbahnbau zu krepieren. Wirklich kein Grund, Befreiung zu feiern.
Werter Herr Roland,
Ich stimme den meisten Ihrer Texte zu, möchte hier jedoch deutlich widersprechen.
Sie schreiben:
—–
„Aber niemand kann doch gedacht haben, im Zweiten Weltkrieg für „die gute Sache“ zu kämpfen.“
—–
Doch … genau das ist passiert.
Sie verkennen das Wesen ideologisch-totalitärer Systeme, wenn Sie davon ausgehen, dass die Soldaten von damals – mindestens zu Beginn der Auseinandersetzungen – in großer Anzahl nicht für die „gute Sache“ kämpfen wollten.
Sie wollten!
Das NS-Regime hatte einige Jahre Zeit, um seine Ideologie zu lehren und zu verbreiten. Und darin war der sogenannte „Kampf um Lebensraum“ ausdrücklich vorgesehen. Dass das zu individuellem Leid führen würde, wurde ausdrücklich anerkannt. Das Individuum hatte aber zurückzustehen. Denn: Als „gut“ galt der Einsatz für den Kampf um den Lebensraum des Volkes.
Und es ging nicht nur um den Lebensraum des Volkes es ging vor allen Dingen um das Unrecht des Versailler Vertrags, welches schon bald nach dem Abschluß auch von vielen Politikern des Auslandes als solches angesehen wurde. Hier war die Kriegsgeneration noch mit dabei und hat dies größtenteils noch mitgetragen. Bei der heutigen Generation ist dies aber etwas völlig Anderes – die wissen nicht was sie tun und rennen aus Dummheit ins Verderben.
Das ganze deutsche Volk trifft sicher keine Schuld, aber ein großer Teil hat selbstverständlich ganz aktiv und überzeugt von der NS-Propaganda mitgemacht.
Ich konnte noch viele Zeitzeugen sprechen, auch Mitglieder der NSDAP, denn alle die ein staatliches Amt bekleideten waren gezwungen worden dort einzutreten – wie z.B. mein Großvater als Förster. Er hatte Frau und Kinder zu versorgen, sie wohnten in einem Forsthaus, das sie dann später als er pensioniert wurde auch wieder räumen mussten. Ihm hat die Mitgliedschaft nichts bedeutet und in dem winzigen Ort seiner Anstellung war das kein Thema. Später sollte er „entnazifiziert“ werden. Er brauchte zig Leumunde die bestätigen konnten, dass er mit dem Verein tatsächlich nichts am Hut hatte.
Zum Thema : Nein, die allermeisten Deutschen fühlten sich nicht befreit, sondern besiegt.
… was aber auch nichts daran ändert, dass die allermeisten Deutschen Hitlers Pläne ganz Europa einzunehmen für Wahnsinn hielten. Von der Judenverfolgung, ihrer Enteignung und Deportation allerdings, waren sehr viel mehr Deutsche überzeugt. Sie zu töten hingegen, haben die wenigsten gewollt. Solche Ausrottungsphantasien hatten die Deutschen nicht. Deshalb wurde die Massentötung der Juden von den Nationalsozialisten auch so gut es ging geheim gehalten.
der letzte katholische Messdiener in meinem Heimatdorf (1940), bis ihm Pfarrer Sommer empfahl, weil seine Schulkameraden, die in der HJ waren, ihn jedesmal erwarteten nach seinem Dienst und verdroschen. Er wurde 1943 ebenfalls eingezogen. Von keinem dieser Männer habe ich jemals gehört, daß sie sich befreit gefühlt hätten, nachdem man (wie die Amis in Vietnam so schön sagten) unsere weitläufige Verwandtschaft am 6.4.1945, vier Wochen vor Kriegsende, zu ihrer Befreiung vernichtet wurden (A L L E). Dennoch waren sie keine Nazis. Sie wirden zu Nazis gestempelt, weil sie scheinbar zu „FEIGE“ waren nach dem obigen Artikel, dessen Autor ich wirklich sehr schätze, weil sie keinen „Widerstand“ leisteten? Weil sie nach dem Krieg aufbauten und ertragen mußten dass der ehemalige Gaupropagandaredner Bürgermeister des Dorfes wurde??? Dafür ein Lehrer der von meinem Vater sehr verehrt wurde und ihn und seinen Glauben vor den HJlern immer in Schutz nahm, als „Vergifter der Jugend“ im französischen
Lager an Typhus starb? Dies moralisierende Haltung heute hat gar nichts mit Geschichtsaufarbeitung zu tun. Es ist eine moralische Sippenhaft. Die Verbrecher stellen, verurteilen… jaaaa. Doch das wurde doch schon von den Alliierten nicht wirklich gewollt. Was man als Aufarbeitung hinterließ, war ein pathologischer Selbsthaß, der biblisch über 9 Generationen reichen wird. Meine Familie vergab. Meine Urgroßvater nahm den SA Führer mit seiner Familie auf, als niemand ihnen eine Wohnung gab. Natürlich waren sie keine Freunde. Klar. Im Zusammenhang mit dem Buch Hitlers. Wer von denen die uns das eigebrockt haben, haben den Koran gelesen? W e r hat sich tatsächlich mit der Bibel beschäftigt (in der einiges zur heutigen Zeit steht), obwohl man sie zur Hochzeit geschenkt bekam? Kein Wähler hat sich seit die Westparteien von den gleichnamigen Ostblockparteien der DDR infiltriert wurden damit auseinandergesetzt. Ich will sagen dass diese kollektive Geiselnahme – mit Vetlaub – zum Kotzen ist.
Ich kann mit Gewißheit feststellen, daß sich eine Anahl junger Mädchen und Frauen in meinem Dorf, nicht von den französischen Truppen befreit gefühlt haben – es sei den von sexueller Selbstbestimmung wie es heute heißt und ein Vater der es verhindern wollte, wurde auch befreit, von der Last des Lebens, was er zum Schluß mitangesehen hatte. Die politische Kollektivschuld ist in meinen Augen gewollt. Und die die heute sich moralisch über jene Menschen stellt, sich als Held sozusagen darstellt, der soll doch einschreiten, gegen die Judenhasser auf der Straße. Ganz konkret!!! Nicht schreiben. Ich habe als alter Mann Angst vor denen. Gebe ich zu.
Ich finde mich plötzlich wieder in dieser moralisierenden Ätzdebatte in der es um Staatsräson und nicht um Individuen geht, wie damals in der Schule. 79 Jahre nach Kriegsende sitzen die Mahner in tiefen Sesseln und urteilen aus einer Umgebung heraus als wären sie die Helden die damals aufgestanden wären. Mir fällt da nur der alte Spruch den ich von meiner Großmutter (verwurzelte SPD Wählerin) gelernt habe: „Weit vom Schuß ist es einfach sich als Held zu gebärden!“ Mein Großvater war 1939 als ehemaliger Weltkriegsteilnehmer erneut eingezogen worden, weil es zu viele weiße Jahrgänge und zu wenig gediente gab. Mein Grossvater war Jahrgang 1898. Mein Großvater war durch einen mosaischen DeutschenChirurgen, diesen Begriff verwandte er, an der Somme gerettet worden und lehnte daher 1933 den Eintritt in die Partei und einen sofortigen Arbeitsplatz ab. Sein Großvater war Stadtrat für die SPD in einem kleinen badischen Städtchen und in sognenannter Schutzhaft – ein Viertel Jahr. Mein Vater war
Was genau wollten Sie mir jetzt eigentlich mitteilen ?
Dass Ihr Großvater ein besserer Mensch war als meiner ?
Nein.!? Ich will mitteilen daß niemand heutzutage mehr hinsichtlich einer Mitgliedschaft in der Partei mehr moralisch nach all den Jahren verurteilt werden sollte. Ich greife diese Sippenhaft die man allen Deutschen und vor allem durch die Vorwürfe der eigenen Landsleute, 79 Jahre später am Leben erhält. D a s findet sich nirgends in dieser Welt wieder. Ebenso greife ich an daß Leute sich aus tiefen Sesseln überheblich gegenüber verstorbenen und alten Menschen äußern aks wären sie tapferer gewesen.
Ach so !
Tja, unsere Sippenhaftung wird nicht so schnell enden wie bei anderen Großraumverbrechen. Dafür haben „unsere“ Opfer schon frühzeitig gesorgt.
Chapeau, werter Schreiber! Feiner Artikel.
Vielen Dank, Herr Roland, für diesen wunderbaren Artikel. Genau auf den Punkt!
III.
„Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit – für niemanden und kein Land! Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet. Aber wir haben die Kraft, Gefährdungen immer von neuem zu überwinden.
Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren.
Die Bitte an die jungen Menschen lautet:
Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Türken,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weiß.
Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.
Lassen Sie auch uns als demokratisch gewählte Politiker dies immer wieder beherzigen und ein Beispiel geben.
Ehren wir die Freiheit.
Arbeiten wir für den Frieden.
Halten wir uns an das Recht.
Dienen wir unseren inneren Maßstäben der Gerechtigkeit.
Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“
Millionen Deutsche sind von ihrem Besitz befreit worden und mehrere Millionen sogar von ihrem Leben.
I.
„Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.
Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern.
[… Ausführungen über die sehr unterschiedlichen Sichtweisen von Individuen und Gruppen zum Tag …]
Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. […]
Schuld oder Unschuld eines ganzen Volkes gibt es nicht. Schuld ist, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern persönlich.
Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie lässt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“
https://www.tagesschau.de/inland/rede-vonweizsaecker-wortlaut-101.html
Ich bitte alle Journalisten das Wort schizophren zu meiden, wenn nicht von der Krankheit die Rede ist.
Und was stattdessen ?
Um Klar zu stellen.
Ich persönlich verabscheue alle bolschewistisch materialistischen Ideologien rote, braune, grüne und auch ihre materialistischen liberalen Gegenparts. Die sich selbst gern als die Guten, das Geschenk an die Menschheit betrachten.
Eine Tatsache ist daß im Namen des Fortschritts (ob gesellschaftlich, ideologisch, wirtschaftlich etc) mehr Menschen ermordet verknechtet und versklavt wurden als durch andere Gründe oder Glaubensinhalte. Wo bleibt bei dieser Tatsache der Aufschrei und Widerstand?
Die Bezeichnung Befreiung habe ich nur fuer die nachfolgenden Generationen genommen. Fuer mich bedeutete das kein Zwang an den Kulten der Nazis teilzunehmen und damit Freiheit.
II.
Soweit in Teil I Auszüge aus der Rede Weizsäckers
Und noch viel mehr sagte Weizsäcker in seiner Rede …
Der 8.Mai ist ambivalent.
Er wurde auf verschiedenen Ebenen erlebt: als Individuum – als Mitglied von einzelnen Gruppen, als Teil der Nation.
Der 8.Mai muss auch ambivalent bleiben. Wer glaubt, er könne ihn endgültig deuten, hat meiner Meinung nach nichts verstanden und zeigt eher, dass er den Tag für seine eigene Agenda – welche das auch immer sein möge – instrumentalisieren möchte.
Der Aspekt der Befreiung bezieht sich auf den Aspekt der Befreiung vom Nationalsozialismus und dessen Strukturen. Weizsäcker hat hier Recht.
Aber er wies in der Rede auf so viele weitere Aspekte hin, dass klar werden sollte, dass man viele Gegebenheiten in all ihrer Komplexität kaum eindeutig fassen kann.
Meine Lieblingsstelle der Weizsäcker-Rede ist nicht sehr bekannt.
Deshalb werde ich sie noch folgen lassen in Teil III.
Interessanter Beitrag und Denkanstoß – in seinen Schlussfolgerungen aber wohl doch etwas zu absolut… Es ging bei der Weizsäcker-Rede ja weniger darum sich von jeglicher „Schuld“ freizusprechen, als dem Untergang des Nazi „Regimes“ eben auch etwas Positives abzugewinnen, anstelle sich als die ewige Verlierernation anzusehen oder gar einer Art Dolchstoßlegende anzuhängen.
„Völlig absurd wäre es, wenn ein Mörder sich im Prozess gegen sich selbst bedankt, vom Morden befreit worden zu sein – und sich als erstes Opfer seiner eigenen Taten inszenieren würde.“
Keineswegs so absurd, etwa bzgl eines pädophilen Triebtäters, welcher -neben vielen anderen Defiziten – ein Problem mit seiner Impulskontrolle hat. Soll’s geben, vielleicht gar nicht zu selten.
Und es ist bekannt dass die Nazis nicht alles kannibalische Monster waren, sondern zum Teil ganz „normale Leute“ welche der Gruppendynamik „erlegen sind“. In dem Fall ist spätere Erkenntnis besser als gar keine
Die Niederlage in eine Befreiung umzudeuten, macht aus den Tätern im nachhinein Opfer. Befreit wurden die Insassen der KZs, die politischen Häftlinge und die wenigen Widerstandkämpfer, die überlebt hatten, alle anderen wurden besiegt. Ob Weizsäcker sich wegen der Kernaussage seiner Rede missverstanden fühlte, ist meines Wissens nicht überliefert. Das, was die Grünen in ihrem ganzen historischen Analphabetentum zum Besten geben, lässt sich vielleicht in folgende Aussage fassen, die auch den Judenhass des links-grünen Milieus berücksichtigt: Die Mehrheit der links-grün gehirngewaschenen Deutschen wird den Juden Ausschwitz niemals verzeihen.
Wie sagte der Kabarettist Andreas Rebers so treffend: Bei mir saß der 2. Weltkrieg am Tisch. Und Onkel Dolf war zwar besiegt aber nicht Schuld. Die Schuld gab er dann an mich weiter.
Ja, die Boomer sollten die Schuld ihrer Eltern und Großeltern auslöffeln.
Und insofern hatte v. Weiszäcker ja Recht, der seinen eigenen Vater in Nürnberg verteidigen musste, obwohl ihn keine Schuld traf. Für ihn wie uns Nachgeborene ist es ein Akt der Befreiung von Faschismus und einem Programm der Vernichtung. Und wirklich zu Ende war der 2. WK erst am 09. November 1989, als die Boomer der DDR endgültig die Schnauze voll hatten vom Faschismus.
Und genau das feiere ich am 8. Mai – der Anfang vom Ende des Faschismus in Europa bewirkt durch die USA. Denn ohne die US-Hilfen hätten die Sowjets bereits 1941 kapitulieren müssen.
Ja, die zahlten, auch wegen ihrer irrer Kriegführung, einen hohen Preis.
Aber befreit wurden unsere Eltern/Grosseltern nicht.
Erst die Boomer wurden befreit.