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4. Jahrestag

Das instrumentalisierte Gedenken: Bundeskanzler verschweigt 10. Opfer des Hanau-Attentäters

Am 19. Februar jährt sich das Attentat von Hanau zum vierten Mal - und damit auch der Todestag zehn unschuldiger Menschen. Gedacht wird jedoch nur neun, denn Gabriele Rathjen, die Mutter des Täters, passt nicht ins Narrativ.

Ministry of the Presidency. Government of Spain (Attribution or Attribution), via Wikimedia Commons

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„Saytheirnames“ – dieser Hashtag findet sich heute, am vierten Jahrestag des Attentats von Hanau, auf sämtlichen Social-Media-Profilen unserer Regierungsvertreter. Bundeskanzler Olaf Scholz schreibt am Montag auf X (vormals Twitter): „Vor 4 Jahren hat ein Rechtsextremist 9 Menschen in #Hanau brutal ermordet“. Doch am 19. Februar 2020 starben nicht neun, sondern zehn Menschen durch Rathjens Hand, bevor dieser sich selbst das Leben nahm. Ein Opfer, das von Scholz und seinen Kollegen nur allzu gerne verschwiegen wird, ist die 72-jährige Mutter des Täters. Auch sie wurde in jener Nacht von Rathjen erschossen – doch sie passt als einzige nicht in das Narrativ des „rechtsextremen“ Attentäters.

Denn die neun jungen Menschen, die von Rathjen in der Nacht des 19. Februars in weniger als sechs Minuten erschossen wurden, hatten alle einen Migrationshintergrund. Zur Wahrheit gehört aber auch: Rathjen war schwerst psychisch krank und hatte jeglichen Kontakt zur Realität verloren – sein Rassismus war Teil seiner Wahnvorstellung und keine politische Ideologie.

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Psychiater haben bei Rathjen eine schizophrene Psychose diagnostiziert – das weiß Scholz. Ihm wurde mit Sicherheit von den Inhalten des „Manifestes“ des 43-Jährigen berichtet, der sich für den Auserwählten hielt, angab, Gedanken lesen zu können und der vor unterirdischen Folterkellern in den USA warnte, in denen der Satan selbst herrsche (lesen Sie hier oder hier mehr). Und der Kanzler wurde unter Garantie auch darüber unterrichtet, dass Rathjen im Jahr 2002 schonmal wegen einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis in einer Psychiatrie zwangsuntergebracht worden – nachdem er beim Polizeipräsidium Oberfranken angerufen und berichtet hatte, dass er „durch die Wand und durch die Steckdose abgehört, belauscht und gefilmt“ worden sei. 

Trotzdem verschweigt Scholz diese Hintergründe jedes Jahr aufs neue. Genau wie er die Ermordung von Gabriele Rathjen verschweigt. Stattdessen schreibt er: „Rechtsextreme greifen unsere Demokratie an. Sie wollen Bürgerinnen und Bürger ausgrenzen, sogar vertreiben.“ Doch es ist nicht weniger, als die Instrumentalisierung des Todes von zehn unschuldigen Menschen, wenn man das Gedenken an sie unter ein politisches Motiv stellt. Von Sedat Gürbüz (29), Fatih Saraçoğlu (34), Kaloyan Velkov (33), Gökhan Gültekin (37), Said Nesar Hashemi (21), Mercedes Kierpacz (35), Hamza Kurtović (22), Ferhat Unvar (23), Vili Viorel Păun (22) und Gabriele Rathjen (72).

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