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2015 drittmeiste Asylanträge

Bürger aus Kosovo können jetzt visafrei in die EU einreisen

Seit dem 1. Januar brauchen Bürger des Kosovos kein Visum mehr, um in EU-Länder zu reisen, nun genügt ein Reisepass. 2015 machte das Land noch die drittmeisten Asylanträge in Deutschland aus.

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Bildquelle für Elemente: Siirski, Wikimedia Commons via CC BY-SA 4.0 DEED

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Lange Zeit mussten Staatsbürger des Kosovo monatelang warten, um ein Visum für die Einreise in die Staaten der Europäischen Union zu erlangen, was dann schnell auch noch gut ein Drittel des Durchschnittslohnes von 480 Euro kostete. Damit ist jetzt Schluss: Seit dem 1. Januar bemächtigt der kosovarische Reisepass zum Betreten von Mitgliedsstaaten der EU für bis zu 90 Tage. Diese Forderung stellte die EU-Kommission bereits 2016.

Pikant: Ein Jahr zuvor, als Europa von einer Flüchtlingswelle überflutet wurde, registrierte Deutschland die meisten Anträge nach Syrien (160.000) und Albanien (54.000) aus dem Kosovo. Obwohl das Land mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern unter den Top-10-Herkunftsländern 2015 das einwohnermäßig kleinste war, verzeichnete das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ganze 33.427 Asylanträge von kosovarischen Staatsbürgern – was einen Anstieg zum Vorjahr um 383,9 Prozent bedeutet. Demnach suchten alleine 2015 rund 1,7 Prozent aller Kosovaren Schutz in Deutschland.

Nun also wird die Einreise für kosovarische Staatsbürger zum Kinderspiel, lästige Bürokratie und lange Wartezeiten bleiben den Besitzern eines Reisepasses erspart – dafür musste der Kosovo fast 100 Bedingungen gegenüber der EU-Kommission erfüllen. Der Tagesschau sagte Driton Selmani, ein Künstler aus dem südeuropäischen Land, Europa sei dem Westbalkan jetzt deutlich näher gerückt. So dürften sich viele Kosovaren ob der neugewonnenen Freiheit fühlen.

Obwohl der Kosovo zu einem der ärmsten Länder Europas zählt, hat sich vor allem rund um die Hauptstadt Pristina, wo 200.000 Menschen leben, viel getan. Es wird modernisiert, gebaut und Arbeitsplätze geschaffen. Die Einstufung Kosovos als „sicheres Herkunftsland“ wird dennoch von Organisationen wie Pro Asyl wegen der kriminellen Strukturen im Land und der daraus resultierenden Korruption stark kritisiert. Gerade für junge Menschen dürfte die neue Reisefreiheit also auch neue Anreize schaffen.

Bevölkerung des Kosovo überwiegend muslimisch

Der Kosovo bangt daher um junge, erwerbsfähige Menschen, die sich durch die neuen Regelungen ein Bild der wohlhabenderen westeuropäischen Staaten machen können und auswandern wollen. Inwieweit sich der Deal in betroffenen EU-Ländern auswirkt, wird beobachtet werden müssen. Denn nicht nur kamen 2015 die drittmeisten Asylbewerber aus dem Kosovo, das Land ist trotz seiner säkularen Regierungsstrukturen auch stark muslimisch geprägt. Im Rahmen einer Volkszählung gaben 2011 demnach 95 Prozent an, Anhänger des islamischen Glaubens zu sein. Das erkannte 2015 auch das BAMF und stellte fest, dass 90 Prozent der kosovarischen Asylbewerber Muslime waren.

Interessant ist auch, dass im Zuge der Ausweisung nicht angenommener Asylbewerber gut 8.000 Kosovaren Deutschland 2015 wieder verließen, notwendige Schutzmaßnahmen vor politischer Verfolgung, Gewalt oder Krieg also nicht nachgewiesen werden konnten. Damit liegt der Kosovo auf dem zweiten Platz ausgereister Personen – zwischen Albanien und Serbien.

Die drei aneinandergrenzenden Staaten teilen weitere Gemeinsamkeiten: So mussten beispielsweise Kosovaren bis zuletzt auch ihren serbischen Pass vorweisen, um in Deutschland eingebürgert zu werden, obwohl die Bundesregierung das Land als souverän anerkennt. In den Jahren vor der großen Flüchtlingswelle, fehlten deswegen häufig Einreisedaten zu kosovarischen Bürgern, weil diese als Serben in die Statistik eingingen.

Und auch Albanien weist nicht nur eine geografische Nähe zum Kosovo auf: 2015 stellten über 50.000 albanische Staatsbürger einen Asylantrag in Deutschland. Damit reihte sich das Land zwischen Syrien und dem Kosovo auf Platz zwei ein. Alle drei Länder liegen außerdem entlang der Balkanroute, hier haben sich seit 2015 nicht nur möglicherweise aus dem Nahen Osten Geflüchtete niedergelassen, sondern vor allem Bürger des Kosovo, Albanien und Serbien der Fluchtbewegung angeschlossen.

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