Der zweifache Familienvater Andreas Jurca wurde Opfer einer brutalen Attacke. Im Netz ergießt sich Häme über ihn. Die meisten Medien berichten kaum oder gar nicht. Und Solidaritätsbekundungen gibt es bis dato keine.

Ein Kommentar •

In der Nacht zum Samstag wurde der AfD-Politiker Andreas Jurca Opfer eines Angriffs in Augsburg. Aus politischen Gründen wurde der Landtagskandidat ins Krankenhaus geprügelt: Unter „Scheiß Nazi!“-Rufen schlägt eine Gruppe augenscheinlich migrantischer Männer den Landtagskandidaten nieder und tritt wüst auf den am Boden liegenden ein. So schildert es Jurca selbst. Er zieht sich brutale Hämatome im Augenbereich zu, sein Sprunggelenk ist gebrochen, noch am selben Abend kommt er in die Klinik.

Was Andreas Jurca beschreibt, ist ein politischer Überfall – einen brutalen Angriff auf einen zweifachen Familienvater, weil er für die AfD kandidiert. Doch mit dem Angriff scheinen viele überhaupt kein Problem zu haben – im Gegenteil.

Hass und Hohn für AfD-Politiker: „Kein Problem“, „selber Schuld“

Über den Politiker schüttet sich kübelweise linker Hass aus. Auf Twitter behauptet die linke Blase gar, Jurca habe alles nur erfunden. In Wahrheit sei der Politiker betrunken in eine Kneipenschlägerei verwickelt worden, wird vielfach in den sozialen Medien verbreitet: „Kneipenschlägerei“ als Schlagwort überholt sogar den Namen des Opfers in den Trends. Gegenüber dem Portal Nius räumt die Polizei mit diesen Berichten auf: Die tatsächlich passierte Kneipenschlägerei, die viele jetzt Jurca unterschieben wollen, habe nichts mit dem malträtierten AfD-Politiker zu tun. Stunden, nachdem die Polizei das klarstellte, verbreiten sich Falschmeldungen darüber noch immer im Netz, wo viele ihrem Hass auf das Gewalt-Opfer freien Lauf lassen. Jetzt habe der AfDler mal „die eigene Medizin“ geschmeckt, schreiben viele. „Anständige Menschen [haben] null Probleme mit Gewalt gegen Nazis“, heißt es. Der Synchronsprecher Dirk Bublies, der seine Stimme unter anderem der Serie „The Walking Dead“ und der „Bitburger“-Werbung lieh, meint sogar, Jurca hätte sich die brutale Attacke „wahrscheinlich verdient“. Ein linker Großnutzer schreibt: „Überhaupt ist er selbst schuld, nachts über die Straße zu gehen mit seinem AfD-Gesicht.“

Wer mit zweierlei Maß misst, höhlt die Demokratie aus

Als das Büro des SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby mit Plastik-Kugeln beschossen wurde, versicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Politiker höchstselbst ihre Solidarität. Als ähnliches mit dem Büro einer SPD-Politikerin in Berlin geschah, sprach die ehemalige Regierende Bürgermeisterin Giffey von einer „abscheulichen Tat gegen die parlamentarische Demokratie“. Werden Abgeordnetenbüros von Politikern SPD, CDU, FDP, Grünen oder Linken angegriffen und Ziel von Vandalismus, überhäufen sich die Solidaritätsbekundungen und die Erklärungen, dass dies ein „Angriff auf die Demokratie“ sei – und das nicht zu unrecht. Aus gutem Grund sind wir in Deutschland sensibel, wenn Politiker angegriffen werden – die Weimarer Republik zeigt, wohin es führen kann, wenn politische Konflikte mit Gewalt auf die Straße getragen werden.

Wird aber ein AfD-Politiker körperlich angegriffen und verletzt, herrscht bestenfalls weitläufiges Schweigen, schlimmstenfalls wird das Opfer noch verächtlich gemacht oder die Tat schlicht geleugnet. Offenbar gilt in Deutschland: Wie schlimm politische Gewalt ist, richtet sich nach der politischen Ausrichtung der Betroffenen. Gegen die „Nazis“ und „Faschisten“ der AfD ist für viele mittlerweile fast alles erlaubt.

Dieses Narrativ höhlt die Demokratie aus: Wer solche Angriffe kleinredet, verschweigt und stillschweigend billigt oder gar offen gutheißt, öffnet eine Büchse der Pandora. Ist politische Gewalt einmal legitimiert oder ignoriert, droht schwerer Schaden an der sonst viel beschworenen „demokratischen Gesellschaft“. Wer Angriffe – und mögen es nur Schmierereien an Bürofassaden sein – zurecht verurteilt, darf auch nicht schweigen, wenn ein AfD-Politiker Opfer von politischer Gewalt wird.

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