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Vergleiche mit NS-Hetzblatt

Bayrisches Innenministerium löscht Anti-Salafismus-Video nach Rassismus-Vorwürfen

Das bayerische Innenministerium hat auf X ein Anti-Salafismus-Video veröffentlicht und erntete dafür sowohl von Islamisten als auch von Politikerin der Linken und der Grünen Rassismus-Vorwürfe - man verglich das Video mit dem NS-Hetzblatt „Stürmer“. Das Innenministerium löschte daraufhin das Video.

Screenshots aus dem Video des bayerischen Innenministeriums - das Video wurde inzwischen gelöscht

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Ein Video des bayerischen Innenministeriums, das junge Mädchen vor Salafismus warnen soll, wurde nach Rassismus-Vorwürfen gelöscht. Über den Clip hatten sich Islamisten, zum Beispiel die Gruppierung „Muslim Interaktiv“, aber auch Politiker und Journalisten entrüstet. Sie verglichen das Video mit Propaganda aus der Nazi-Zeit – sogar mit dem NS-Hetzblatt „Stürmer”.

Am Montag veröffentlichte das bayerische Innenministerium das Video mit dem Titel „Die Salafismusfalle. Es geht schneller, als du denkst“. Das animierte Video soll junge Mädchen über Salafismus aufklären und sie vor der Indoktrination salafistischer Influencer über die sozialen Medien warnen. „Einflussreiche salafistische Prediger versuchen verstärkt, mit auf den ersten Blick harmlos wirkenden Alltagsthemen insbesondere junge Menschen zu ködern und für ihr extremistisches Gedankengut zu gewinnen“, so erklärt das Innenministerium die Kampagne gegenüber der SZ.

In dem Zeichentrick-Video des Innenministeriums ist zu Beginn ein junges Mädchen zu sehen, welches sich fragt: „Dürfen Musliminnen sich schminken?” Daraufhin wird es von einem höhnisch lachenden Salafisten verschluckt. In der nächsten Szene feiert das Mädchen noch ausgelassen mit Schminke und einem luftigen Kleidchen in einer Disco. Doch ihre Miene wird von Szene zu Szene immer unsicherer und trauriger – sie ist zunehmend verhüllt, dabei ist ihr Blick auf ihr Smartphone gefesselt. In der nächsten Szene wird das Mädchen mit dem Salafisten über eine Videokonferenz verheiratet. Daraufhin steht das Mädchen putzend und in Vollverschleierung zusammen mit einer anderen Ehefrau in einer düsteren Wohnung. Zwei Tränen kullern ihr dabei über die Wangen.

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Über das Video beschwerte sich bei X unter anderem die Gruppierung „Muslim Interaktiv“ – in einem regelrechten Hagel aus Posts. Dabei stellten sie unter anderem ein Filmplakat zum antisemitischen NS-Propagandafilm „Der ewige Jude – eine Dokumentation über das Weltjudentum” mit einem Ausschnitt des Videos, mit dem lachenden Salafisten, gleich. Das betitelt „Muslim Interaktiv“ mit „Entmenschlichung made in Deutschland”. Es heißt: „Wer braucht schon die AfD, wenn das bayerische Innenministerium solche Videos über Muslime produziert, die der Nazi-Propaganda entsprechen?“

Die Gruppe „Muslim Interaktiv“ ist dabei selbst eine der Organisationen, gegen die sich das Video des Innenministeriums richtet. Sie macht Videos, die sich gezielt an junge Menschen richten – in Podcast-Optik, mit Drohnen, schicken Autos und in lässigen Klamotten werden islamistische Inhalte an Jugendliche und junge Leute vermittelt. „Muslim Interaktiv“ ist laut Hamburger Verfassungsschutz eine Tarnorganisation der seit 2003 in Deutschland verbotenen islamistischen Vereinigung „Hizb ut-Tahrir – Islamische Befreiungsfront“ – die sich die Errichtung eines Kalifats sowie die Einführung und Durchsetzung der Sharia zum Ziel gemacht hat (lesen Sie zum Beispiel hier mehr).

„Hetzerisch, rassistisch, islamfeindlich“

„Was für ein unfassbarer rassistischer Müll“, empört sich auch der Ex-Linken-Abgeordnete Niema Movassat auf X. „Muslime werden in dem Clip dämonisiert“, kritisiert er. Movassat erklärt, dass das Video ihn an das NS-Hetzblatt „Stürmer“ erinnern würde. Die Zeitung diente in der NS-Zeit der propagandistischen Rechtfertigung und Verbreitung des Holocausts und veröffentlichte antisemitische Karikaturen, die zum Beispiel menschenfressende Juden abbildeten. Movassat beschimpft die Macher des Video-Clips als „Propagandaabteilung des bayerischen Innenministeriums“ und droht, Klage gegen das Ministerium einzureichen.

„Euer Ernst? Das Bayerische Innenministerium (!) hetzt mit Karikaturen gegen Muslime, die an Zeiten der NS-Propaganda gegen Jüdinnen und Juden erinnert?”, schließt sich Linken-Politiker Ferat Koçak dem „Stürmer”-Vergleich von Movassat an. Koçak kritisiert weiter: „Hass und Hetze direkt vom Ministerium, wenn man sich einen Tag vorher noch über gute AfD-Ergebnisse wundert!“

Auch der Prenzlauerberger Imam Benjamin Idriz meldete sich zu Wort und bezeichnet das Video gegenüber BR24 als „äußerst hetzerisch, rassistisch, islamfeindlich und zutiefst verletztend“. Es sei es „schlichtweg kontraproduktiv“, weil es zur Radikalisierung junger Menschen beitragen würde, so der Imam. Er kritisiert, dass muslimische Symbole für das Salafismus-Video verwendet wurden, was Muslime verletzen würde. Auch der innenpolitische Sprecher der Grünen, Florian Siekmann, äußert Kritik an dem Video. Es handle sich darin um „plumpe Vorurteile, die salafistische Opfererzählungen nur noch verstärken“, so Siekmann.

In Reaktion auf die Rassismusvorwürfe erklärte das Innenministerium den Video-Clip zu überarbeiten und entschuldigte sich in einem Statement bei BR24: „Wir bedauern außerordentlich, wenn das Video zu Irritationen und Missverständnissen geführt hat.“ Das Video wurde daraufhin bei X gelöscht.

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