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Baerbock und Habeck – Das Dichter und Denker Duo für Deutschland

Annalena Baerbock und Robert Habeck haben sich jüngst in ihren Reden mit lyrischen Höchstleistungen profiliert. Was steckt hinter dem Gleichnis der stinkenden Wäsche? Und was haben die Henne und der Kapitalismus miteinander zu tun? Ein satirischer Versuch, die Philosophie der Grünen-Politiker zu ergründen.

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Vielleicht können Sie sich noch erinnern, dass Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Anfang 2022 vorgeschlagen hat, einen Parlamentspoeten für den Deutschen Bundestag einzuführen. Daraus ist damals nichts geworden. Doch: Das könnte sich ändern! Aus Göring-Eckardts grüner Partei haben nun gleich zwei Mitglieder ihren Hut in den Ring geworfen. 

Es sind ausgerechnet zwei alte Rivalen, die sich schon mal um denselben Posten beworben haben: Annalena Baerbock und Robert Habeck. Man würde zwar meinen, als Wirtschaftsminister oder Außenministerin hätten Sie bereits genug zu tun, doch im Dienst für ihr Land sind beide unermüdlich. 

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In der Vergangenheit hatte Baerbock Habeck im Kampf um den grünen Kanzlerkandidaten besiegt, Vizekanzler ist dann aber Habeck geworden – auch in diesem Wettkampf bleibt es spannend. Beide Bewerbungen sind stark und kaum zu toppen. 

Annalena Baerbock und der Duft nach Gallseife 

Annalena Baerbock machte ihren Auftakt des dichterischen Zweikampfs Ende letzten Monats auf einer Grünen Wahlkampfveranstaltung in Potsdam. „Ich sags mal ganz einfach, ja“, beginnt sie ihre Rede. Doch was folgt, ist nicht einfach, es ist auch nicht geredet. Annalena Baerbock ist so bodenständig, dass sie nicht begreift, dass ihre Genialität nicht für jeden unmittelbar verständlich ist. 

„Wir alle waschen unsere Wäsche.“ Selbst diese einfache Beobachtung erfüllt sie rhetorisch mit einem unverwechselbaren Kampfgeist. „Das gehört einfach zu unserem Leben dazu, wie die Freiheit und die Sicherheit.“ Die wenigsten könnten so einen Sprung so treffend auf den Punkt bringen. „So und dann, ehrlich gesagt, ja, beim Waschmittel ist so ein Thema, auch bei uns Zuhause. Also als gute Grüne, ja, kaufen wir Bio Waschmittel. Das gefällt aber manchmal unseren Kindern nicht so gut, weil es riecht dann nicht so super und manches andere Handtuch ist bei anderen Leuten auch weicher als unseres.“ 

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Baerbock nimmt uns mit durch eine Welt der Sinne, man riecht förmlich den gallseifigen Duft ihrer heimischen Waschküche, man fühlt förmlich die borstigen Fasern, mit denen Baerbock den Stress und die Herausforderungen ihres Alltags abwäscht. „So als Alternative finde ich relativ teuer, aber ehrlich gesagt, gehe ich auch nicht mehr so oft einkaufen, das muss mein Mann übernehmen. Also muss ich mich damit beschäftigen: Nehme ich das teurere oder nehme ich jetzt das, was Bio und Strahlkraft irgendwie zusammenbringt?“ 

Baerbock sieht die Welt mit anderen Augen als wir. Selbst ein Gang in den Supermarkt wird für sie zu einem philosophischen Ereignis. Die Last der Welt liegt auf ihren Schultern, bei jedem Schritt, den sie geht. Sie ist die verkörperte, weibliche Form von Atlas, nur dass die Erdkugel sie nicht so einfach in die Knie zwingt. „Und am Ende, wenn man es je länger man’s anguckt und je mehr man die Texte liest, sagt man: ‚Irgendwie passt hier gar kein Waschmittel zu uns.‘ Aber niemand würde doch auf die Idee kommen und sagen: ‚Also ich geh jetzt raus aus dem Geschäft und wasche meine Wäsche nicht mehr.‘ Weil wir verstanden haben, dann wird’s dreckig und dann stinkt’s.“

„Und genauso ist es in der Demokratie. Wenn wir nicht wählen gehen, dann stinkt es, dann sind andere da und dann wird es braun. Und das ist das, was unsere 75 Jahre Grundgesetz, 35 Jahre friedliche Revolution bedeuten. Für unsere Demokratie einzustehen – jeden Tag und am 9. Juni auch im Wahllokal.“ Sie hat es wahrhaftig geschafft – den großen Sprung von unserem einfachen Alltag, dem, was sie mit uns vereint, was sie menschlich macht, der Wäsche, die sie trägt, hin zu ihrem Tagesgeschäft, dem, was sie uns abnimmt, um uns den Alltag zu ermöglichen. Ein einmaliges Werk. Habeck wird es schwer haben, das zu toppen. 

Robert Habeck, die Henne, das Ei und das Omelett

Robert Habeck trug seine inoffizielle Bewerbung auf einer Podiumsdiskussion zur Energiewende in dieser Woche vor. Während Baerbock sich in ihrer Kunst energiegeladen und entschlossen ausdrückt, entfaltet Habeck sich spontan und nachdenklich, nahezu im Strom seiner Gedanken versunken und verfallen, so wie wir ihn kennen. 

„Was braucht es also? Wir müssen dieses verfluchte Henne-und-Ei-Problem lösen. Also entweder, wo kommt jetzt die Henne her, ist erst das Ei da gewesen oder erst die Henne? Und wenn erst die Henne da war, wie kommt das Ei da rein? Und wenn erst das Ei da gewesen war, wer hat es eigentlich gelegt? Also einer muss jetzt das blöde Ei ausbrüten oder die Henne muss sich mal entscheiden, ein Ei zu legen“, erklärt uns der Vizekanzler.  

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Er schnappt zum ersten Mal merklich nach Luft, als ob sie die Antworten hätte auf die Fragen, die den Staatsmann umtreiben. Aus den Zuschauerrängen ertönen zaghafte Jubelrufe, nur vereinzelt, um die Kunstpause nicht zu zerstören. Doch Habeck lässt sich keine lange Atempause und setzt unermüdlich wieder an: „Sie kennen den, Sie kennen den äh, den Song von The Clash ‚Should I stay or should I go‘, wenn man sagt: ‚Ah, ich weiß nicht, soll ich stehen oder bleiben‘, das ist ja wie Hamlet: Sein oder nicht sein. Sein und go, ja?“ 

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Wer diese vermeintlichen „Verhaspler“ als solche auffasst, begeht einen schweren Fehler und verkennt die genialen Stilfiguren, die Habecks Kunst so einzigartig machen. Das Zögern, die Ungewissheit, die jene Henne, die nicht weiß, ob sie schlüpfen oder legen soll, The Clash und Hamlet vereinen, gibt er in so einer Weise wieder, dass seine Zuhörer sie förmlich nachempfinden können. Erst jetzt, wo der Spannungsboden der Metaphern über die Epochen hinweg seinen Höhepunkt findet, offenbart Habeck, wie sich seine philosophische Erkenntnisreihe auf die Politik übertragen lässt. 

„Deswegen am Ende, wir können ganz viel politische Rahmenbedingungen machen, Förderkulissen aufstellen, Amortisationskonten für die Wasserstoffssachen bauen, aber es wird immer ein Restrisiko für unternehmerisches Risiko bleiben, das nimmt einen niemand ab, man kann nicht eine Vollkaskoversicherung haben und keine Prämien zahlen wollen. Einen Gewinn machen, am Ende aber kein Risiko am Anfang eingehen.“

Was war nun zuerst da? Das Risiko oder der Gewinn? Ist das Sein das Risiko und das Nicht-Sein der Gewinn? Geht man mit dem Risiko und bleibt mit dem Gewinn? Für den Durchschnittsmenschen mögen die Metaphern nicht zur Realität passen. Doch diese Verbindung kann auch nur ein Politiker verstehen, der zugleich Philosoph ist. Annalena Baerbock brachte die unergründlichen Wege Habecks einst treffend auf den Punkt, als sie erklärte, er könne Hühner, Schweine und Kühe melken. Wer, wenn nicht er, versteht als einziger die Parallele zwischen der Henne und der Wirtschaft? 

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„So funktioniert Kapitalismus nicht. Man muss was riskieren und dann geht es wahrscheinlich gut und ganz vielleicht geht es nicht so gut und dann muss man das nächste Mal halt ein anderes Geschäftsmodell auflegen. Und ich glaube, wenn Sie mich fragen, worauf kommt es an, nach all den Vorbereitungen, am Ende muss man den Rücken gerade machen und sagt nicht stay, sondern go, beziehungsweise wir hauen mal die Eier zusammen und machen ein Omelett.“ Was für ein Finale. Das langsame Aufbauen der Metaphern, um sie am Ende einzureißen. 

Wer wird der nächste Parlamentspoet? 

Es ist schwer zu entscheiden, wer von beiden das Rennen macht. Annalena Baerbock lieferte uns im forte fortissimo eine Schilderung aus unserem Alltag und ließ damit die seichte Assoziation zum Waschmittel mit ihrer Vortragsweise auf eine einzigartige Weise aufeinanderschlagen. 

Habeck ließ sich Zeit und baute seinen Gedanken in kontrolliertem Chaos im Crescendo auf, bis der Chor seiner Metaphern in die Grundlehren der Ökonomie mündete. Von der zeitlichen Entwicklung der Evolution über die existenzielle Urfrage des Daseins und der Grundformel der physikalischen Dynamik bis in den modernen Kapitalismus, nimmt er uns mit auf eine Reise durch die Zeit und die Wissenschaften zugleich. Eine Laudatio auf den Mut, den es braucht, um ein Land aufzubauen. 

Am Ende muss man sagen, dass Habeck dieses Mal wohl als Sieger hervorgeht. Doch wie wir Baerbock und ihre unermüdliche Kreativität aus vergangenen Werken kennen, insbesondere dem „Speck der Hoffnung“, ohne Zweifel inspiriert von der Fettecke von Joseph Beuys, dürfen wir erwarten, dass sie sich noch nicht so einfach geschlagen geben wird. 

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