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Satire auf Twitter

Baerbock-Parodie begeistert Tausende – Auswärtiges Amt lässt Account sperren

Mit einer gelungenen Veräppelung der Außenministerin gewinnt ein Twitter-Account innerhalb kurzer Zeit tausende Fans. Doch das Auswärtige Amt kann darüber nicht lachen - und intervenierte, um das das Satire-Profil sperren zu lassen.

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„Sponge over!“ Schreibt „Annalena Baerbock“ auf Twitter. Auch, wenn das stolpernde Englisch täuschend echt wirkt: Hier handelt es sich um einen Parodieaccount. Unter dem Handle @baerbockpress wartet ein unbekannter Twitter-Nutzer mit einer gelungenen Parodie auf die Außenministerin auf, die innerhalb kürzester Zeit eine große Fangemeinde aufgebaut hat – rund 31.500 Follower hat der Account in wenigen Monaten gewonnen. Sätze wie: „Now we have the salad. The forests have geburned, but the far-right people have tomatoes on the eyes. Regarding the climate, nothing is in butter. Let’s do a 360-degree turnaround in the feminist climate policy. Now. I’m ready, because you are“ imitieren die Außenministerin ja auch gelungen.

Und so geht @baerbockpress auf Mission. Den internen Konflikt im Niger löst sie mit einer „verbindlichen Frauenquote im Militär und Kabinett“. Auf Nachrichten zur Rezession in Deutschland reagiert sie, indem sie beschließt, „Wirtschaftswachstum weltweit zu verbieten.“ Denn: „Es handelt sich dabei um ein frauenfeindliches, toxisch männliches Konstrukt.“ Und überhaupt: „Das IWF braucht endlich einen feministischen Wachstumsbegriff.“  Wer das liest, denkt sich: Vieles von dem könnte glatt von der echten Baerbock stammen. 

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Auswärtiges Amt sorgt für Sperrung

Ein Gedanke, der wohl auch die Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes durch den Kopf ging. Bereits vor Tagen warnte der (echte) Account des Außenministeriums auf Twitter vor dem Account: „Achtung, Täuschung!“, schrieb die Behörde. Ob ein Mitarbeiter selbst auf den Account reingefallen war? Das Auswärtige Amt sah jedenfalls Handlungsbedarf – und handelte auch. Wie die Berliner Zeitung berichtet, wollen die Beamten Baerbocks im Auswärtigen Amt, dass Twitter “Maßnahmen gegen den Satire-Account setzt”.  „Das Auswärtige Amt hat Twitter auf diese Verwechselungsgefahr hingewiesen und darum gebeten, dieser entgegenzuwirken”, erklärt das Ministerium auf Anfrage dazu. Selbst in Baerbock eigener Behörde befürchtet man:  Die Parodie-Postings könnten durchaus für echt gehalten werden.

Der Social-Media-Konzern, der sich seit kurzem „X“ nennt, ging jedoch auf die Bitte des Auswärtigen Amts ein und sperrte den Parodie-Account auf Verlangen der Bundesbehörde. Dabei verletzte er keine Regeln: Ein großes „(PARODIE)“ im Namen wies den Account klar als Satire-Projekt aus. Auch über den neuen grauen Haken, der unter anderem offizielle Accounts von Behörden und Ministern kennzeichnet, verfügte @baerbockpress nicht. Twitter-Besitzer Elon Musk hatte nach seiner Übernahme noch groß erklärt: „Parodien sind auf dieser Plattform nun erlaubt“. Dennoch war der Account am Wochenende für kurze Zeit gesperrt.

Mittlerweile ist die Baerbock der Herzen auf Twitter zurück – und macht in gewohnter Manier weiter. Aktuell lässt @baerbockpress seine Follower darüber abstimmen, in welches Land die „Außenministerin“ ihre „feministische Außenpolitik“ als nächstes tragen soll – Nordkorea, Saudi-Arabien, China oder der Vatikan stehen zur Auswahl. Dass mit dem Auswärtigen Amt eine Bundesbehörde eine solche Sperre überhaupt erwirken kann und will, ist jedoch problematisch.

Man muss nicht den bekannten Satz von Kurt Tucholsky unterschreiben, nach dem Satire alles darf – aber auch Parodie und Satire gehören zur Meinungsfreiheit. Sie drücken, wenn auch mit einem Zwinkern, Kritik aus – und auch lustige Regierungskritik ist Regierungskritik, die eine Behörde nicht so einfach abbügeln dürfen sollte. Twitter selbst äußerte sich zu dem Vorgang nicht – seit Musks Übernahme hat das Unternehmen die Kommunikation mit der Presse ohnehin so gut wie eingestellt. 

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